Am Vorabend des Generalstreiks zogen die Teilnehmer durch das nächtliche Mössingen – voran die Trommler und Pfeifer der Antifaschistischen Aktion, die hier beim Roten Tag in Tübingen 1932 zu sehen sind. Foto: /Stadtmuseum Mössingen

Widerstand gegen die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler vor 90 Jahren war rar. In Mössingen am Fuß der Alb wagten Hunderte einen „Generalstreik“. Die kommunistisch inspirierte Aktion blieb vor Ort lange umstritten.

In der Turnhalle der Arbeitersportvereine von Mössingen wird am Abend des 30. Januar 1933 nicht geturnt. Gegen Mittag hat der Rundfunk vermeldet, Adolf Hitler sei zum Reichskanzler ernannt worden. „Berlin ist heute Nacht in einer reinen Faschingsstimmung“, notiert Harry Graf Kessler in seinem Tagebuch, einem illustren Dokument jener Zeit. Doch den 200 Frauen und Männern, die sich in der Turnhalle versammeln, ist nicht nach Fasching zumute. Einige sind gleich nach Feierabend aus ihren Fabriken hierhergeeilt, manche kommen aus den benachbarten Dörfern Belsen und Nehren im Steinlachtal. Gerüchte machen die Runde. „Es sei die Parole ausgegeben, dass am nächsten Tag gegen die Regierung Hitler, die für die Arbeiterschaft eine große Gefahr bedeute, der Generalstreik stattzufinden habe“, berichten Zeitzeugen laut Polizeiprotokollen.