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Trauer um J. D. Salinger: Der Autor von "Der Fänger im Roggen" starb im Alter von 91 Jahren.

New York (dpa) - Die literarische Welt trauert um J. D. Salinger. Der Autor des Kultromans «Der Fänger im Roggen» starb, wie erst am Donnerstagabend bekannt wurde, bereits am Mittwoch in seinem Haus in Cornish im US-Bundesstaat New Hampshire. Er wurde 91 Jahre alt.

Salinger hatte mit «The Catcher in the Rye», so der amerikanische Originaltitel, einer ganzen Jugendgeneration ihr Buch gegeben, sich aber stets völlig zurückgezogen. Obwohl er nur einen Roman geschrieben hatte, würdigten ihn Autoren und Kritiker als «bahnbrechend».

Reich-Ranicki würdigt Salinger

Salinger habe mit dem «Fänger im Roggen» zahllose Autoren beeinflusst, sagte der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Sein großes Thema - das Aufbegehren der Heranwachsenden gegen die Generation der Eltern - habe damals alle Schriftsteller der Welt interessiert. Letztlich habe der Welterfolg des «Catcher in the Rye» das Leben Salingers aber erschwert. «Er wollte auch andere Romane schreiben. Und es konnte ihm nie gelingen, etwas Vergleichbares zu produzieren», sagte Reich-Ranicki.

Salinger war nach Angaben seiner Sprecherin auch die letzten Lebensjahre gesund. «Obwohl er sich im Mai die Hüfte gebrochen hatte, war seine Gesundheit exzellent.» Um Neujahr habe sich sein Zustand aber verschlechtert. Er sei aber friedlich und ohne Schmerzen gestorben. «Nach seinem lebenslangen Bemühen um Abgeschiedenheit wird es keinen Gottesdienst zur Beisetzung geben. Die Familie bittet, aus Respekt gegenüber dem Leben und Werk von Mister Salinger diesem Wunsch zu folgen», sagte die Sprecherin. «Er wird von den wenigen, die ihm nahe waren, ebenso vermisst wie von den zahllosen Lesern.»

Es blieb bei einem Roman

Salinger schrieb zwar nur einen einzigen Roman, der aber wurde zum Welterfolg und beeinflusste eine ganze Generation. «Der Fänger im Roggen» handelt vom 16-jährigen Holden Caulfield, der aus dem Internat fliegt und sich in Salingers Heimatstadt New York durchschlägt. Das 1951 erschienene Buch ist ein frühes Dokument der beginnenden Jugendrebellion. Zudem war der Schreibstil auffällig und nicht zuletzt die Sprache, die sich zahlreicher Schimpfwörter bediente.

Das Buch wurde in den ersten drei Jahren weltweit zehn Millionen mal verkauft und geht auch sechs Jahrzehnte später noch zu Hunderttausenden über den Ladentisch. In Deutschland wurden seine Bücher - zumeist übersetzt von Annemarie und Heinrich Böll und Eike Schönfeld - nach Verlagsangaben 2,2 Millionen Mal verkauft. Laut Rowohlt Verlag werden sechs Jahrzehnte nach dem Erscheinen vom «Fänger im Roggen» noch jedes Jahr 20 000 Exemplare verkauft. Den Fortsetzungsroman eines anderen Schriftstellers ließ Salinger vor einem halben Jahr verbieten. Das war seine letzte Wortmeldung und die erste seit Jahrzehnten. Das letzte Interview hatte er 1980 gegeben.

Amerikanische Schriftsteller würdigten ihn jetzt als einen der größten Nachkriegsliteraten der USA. Sein Schreibstil habe eine ganze Autorengeneration beeinflusst. Der Schriftsteller Rick Moody («Der Eissturm», «Garden State») sagte, es sei als moderner Autor unmöglich, nicht von Holden Caulfield beeinflusst zu sein. Der Schriftsteller John Kellogg Hodgman will nicht einmal den Tod richtig akzeptieren. «Ich ziehe es vor zu glauben, J. D. Salinger hat seine Abgeschiedenheit von der Welt nur auf die Spitze getrieben.»