Thorsten Frei, gerade erneut zum Oberbürgermeister gewählt, steht am Abend des 23. Septembers 2012 auf dem Balkon des Blauen Rathauses in Donaueschingen – wo seine politische Karriere so richtig Fahrt aufnahm. (Archivbild) Foto: Filipp

Zu Fragen über seine Ambitionen für einen möglichen Ministerposten hat der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Schwarzwald-Baar-Kreis stets vornehm geschwiegen. Doch jetzt ist die Katze aus dem Sack: Was viele prophezeiten wird jetzt wahr.

Thorsten Frei, der frühere Donaueschinger Oberbürgermeister, wird Kanzleramtschef.

 

Im Staccato liest sich schon sein bisheriger Werdegang bemerkenswert: 1973 in Bad Säckingen geboren, ziemlich genau 20 Jahre später das Abitur gemacht, in den Wehrdienst eingetreten und dann zum Jurastudium in Freiburg. 1999 erstes, 2001 zweites Staatsexamen, kurz als Anwalt tätig, dann Regierungsrat im Staatsministerium Baden-Württemberg, 2004 Oberbürgermeister von Donaueschingen, 2012 wiedergewählt und 2013 dann dem Ruf nach Höherem gefolgt: Seit 2013 sitzt Thorsten Frei im Bundestag, seit 2021 sogar als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion. Eine Bilderbuchkarriere.

Und doch: Auf der letzten Sprosse der Karriereleiter angekommen war der Wahl-Donaueschinger, der die Baarmetropole aber längst – sehr zum Stolz der Donaustädter – als seine „Heimat“ bezeichnet, offenbar trotzdem noch nicht.

Thorsten Frei, 2012, am Revers trägt er dort noch den Pin seiner Wahl-Heimat, deren OB er damals noch war. (Archivbild) Foto: Steffen Maier

Spätestens seit der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar, hinter vorgehaltener Hand aber schon viel länger, wird offen spekuliert, welches hohe politische Amt da wohl noch in Berlin auf den nach außen hin stets bescheiden auftretenden Familienvater wartet.

So sehen ihn die Medien

Der Stern bezeichnete Thorsten Frei nach seiner Benennung als künftiger Kanzleramtschef und Bundesminister für besondere Aufgaben bereits als „Alter Ego“ von Friedrich Merz.

Tagesschau.de bezeichnete Frei als einen „der profiliertesten Bundespolitiker der Union“ und „Vertrauten von Friedrich Merz“, die Kontext-Wochenzeitung beschrieb ihn als „wohltemperierten Hardliner“ und „Schwiegermutter-Typ schlechthin: immer adrett, bevorzugt mit Krawatte, fast immer entwaffend freundlich“. Der Merkur titelte unlängst „Thorsten Frei: Der leise Weg nach oben“. Doch wohin führte dieser Weg nun?

Was er künftig tun wird

Tatsächlich wird der dreifache katholische Familienvater aus Donaueschingen in seinem künftigen Amt wohl einer der einflussreichsten und bedeutendsten Männer in der neuen Bundesregierung in Berlin sein.

Doch was macht so ein Bundesminister für besondere Aufgaben überhaupt? In früheren Regierungen wurde der Minister meist für spezielle Projekte oder Krisen eingesetzt – das Aufgabenspektrum des Amtsinhabers variiert je nach Regierung und politischen Gegebenheiten. Generell aber ist ein solcher Minister für spezielle, oft interdisziplinäre oder temporäre Aufgaben zuständig, die nicht eindeutig einem anderen Ressort zugeordnet werden können. Wird sein Typ verlangt, muss der Minister Projekte koordinieren – häufig sind von diesen Projekten mehrere Ressorts tangiert. Und: Ihm fallen Sonderaufgaben im Kabinett zu, etwa solche, die aufgrund ihrer Bedeutung oder Dringlichkeit nicht in die Zuständigkeit eines anderen Ressorts fallen wie in akuten Krisen oder schwierigen internationalen Verhandlungen. Ein solcher Minister gilt als Berater des Kanzlers in besonders komplexen Angelegenheiten.

Als Chef des Bundeskanzleramtes fällt Frei künftig eine ganz zentrale Rolle zu – eine Art Bindeglied zwischen Bundeskanzler und -regierung. Das Kanzleramt gilt gewissermaßen als Schaltzentrale der Regierung und Thorsten Frei soll in dieser Schaltzentrale künftig entscheidende Hebel bewegen.