Putin-Kritiker und Verfechter einer europäisch gesinnten russischen Literatur: Michail Schischkin Foto: Foto Brigitte Friedrich/Brigitte Friedrich

Hat das freiheitsliebende Pathos dazu beigetragen, den Gulag aufzubauen oder den Gulag zu überleben? Der russische Exil-Schriftsteller Michail Schischkin hat in Marbach über den russischen Schiller gesprochen.

Es könnte eine bildungsbürgerliche Pflichtübung sein, sich am Morgen von Friedrich Schillers Geburtstag im Deutschen Literaturarchiv in Marbach eine Rede anzuhören, in der sich Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft mit dem Werk des Dichters auseinandersetzen. Doch die Zeiten sind zu turbulent, um sich von einem liebenswerten Ritual kultureller Selbstvergewisserung erbauen zu lassen. Schiller-Reden haben sich in den letzten Jahren zu aktuellen Stunden entwickelt, durchschüttert von den Kriegen und Zerwürfnissen der Zeit. Selten aber hat ein in den hohen Dienst aufgeklärter Klassikerpflege Berufener das Verhältnis von Idee und gesellschaftlicher, politischer Wirklichkeit so radikal befragt wie der russische, seit vielen Jahren im Schweizer Exil lebende Schriftsteller Michail Schischkin.