Die Herausforderungen, mit denen es das Stadtjugendreferat zu tun bekommt, sind zahlreich. Die Zahlen bewegen sich auf einem hohen Niveau, die Intensität der Fälle nimmt zu. Und erst vor wenigen Tagen erschütterte ein plötzlicher Todesfall das Team.
Das Stadtjugendreferat wird von vielen Menschen meist mit heiteren Aktionen in Verbindung gebracht – etwa mit der Kinderspielstadt Mini-Calw, dem Circus Bambi oder dem Sommerferienprogramm.
Doch die Arbeit des Teams umfasst weit mehr als Spiel und Spaß. Das wurde beim Bericht von Leiter André Weiß im Kultur- und Bildungsausschuss einmal mehr deutlich.
Todesfall
Erst vor wenigen Tagen erschütterte zudem ein plötzlicher Todesfall das Team. Oberbürgermeister Florian Kling bat daher auch um eine Schweigeminute für Markus Nack, der unerwartet im Alter von 59 Jahren verstorben war.
Markus Nack war seit mehr als 28 Jahren bei der Stadt Calw beschäftigt, galt als „das Gesicht der Jugendarbeit“ in Calw, so Weiß. Er rief Mini-Calw ins Leben, leitete viele Jahre das Jugendhaus und war in den vergangenen Jahren als Schulsozialarbeiter an der Seeäckerschule und am Maria-von-Linden- Gymnasium Ansprechpartner etlicher Schüler. Sein Tod reiße eine große Lücke, so Weiß.
Offene Jugendarbeit
Teils schlechte Nachrichten gab es auch aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (Okja) zu berichten. Stand in den vergangenen Jahren oft die Schulsozialarbeit im Fokus bedenklicher Entwicklungen, so berichtete Weiß diesmal, dass die Einzelfallberatungen auch bei der Okja zunehmen würden. „Das macht keinen Halt, wenn die Schule vorbei ist“, erklärte er.
Um dem zu begegnen, sei unter anderem im Herbst dieses Jahres wieder eine Schulung für die Jugendleiterin-Card (Juleica) geplant.
Grundsätzlich stehen für die Okja das Jugendhaus Calw, der Jugendtreff Heumaden sowie die Sporthalle Badstraße zur Verfügung. Dort werde auch Prävention betrieben. Wer dort sei, komme „schon nicht auf dumme Gedanken“.
Schulsozialarbeit
Problemfälle gibt es indes auch weiterhin in der Schulsozialarbeit. Vor allem durch und seit Corona ließ sich hier in den vergangenen Jahren ein starker Anstieg der Fallzahlen verzeichnen.
Nennenswert weiter angestiegen seien die Zahlen im vergangenen Jahr zwar nicht, berichtete Weiß, sie verharrten allerdings auf dem hohen Niveau der Vorjahre. Und: Die Intensität der Fälle habe zugenommen, heißt es im Bericht.
Die Probleme seien dabei vielfältig, psychische Belastungen spielten eine auffällig große Rolle. Das reiche von Depressionen, Panikattacken, Schul-, Prüfungs- und Versagensängste bis zu Zwangsstörungen, selbstverletzendem Verhalten und suizidalen Äußerungen.
Im Bereich der Konfliktklärung bekomme es das Team mit Fällen verbaler und körperlicher Auseinandersetzungen, Diebstahl und Vandalismus von persönlichem Eigentum oder Schuleigentum zu tun.
Nicht zuletzt würden „Fake“-Profile auf Instagram angelegt, um Personen zu diffamieren, oder WhatsApp-Gruppen erstellt, in denen andere gemobbt, oder manche sich zu Schlägereien verabreden würden.
Auffällig seien auch die Probleme vieler Schüler, ihre Emotionen zu kontrollieren, fehlende Impulskontrolle und Frustrationstoleranz.
Das Team des Stadtjugendreferats Calw ist aktuell an sechs weiterführenden Schulen sowie der Grundschule Hirsau in der Schulsozialarbeit vertreten.
2024 gab es 235 Einzelfallberatungen mit bis zu drei Terminen und 130 Einzelfallberatungen mit mehr als drei Terminen mit Schülern, in 97 Fällen Kontakt zum Jugendamt und in 109 Fällen Kontakt zu anderen Fachdiensten wie etwa der Fachstelle Sucht.
Hinzu kamen im vergangenen Schuljahr 130 Beratungsgespräche mit Erziehungsberechtigten sowie 43 Beratungen von Lehrkräften bezüglich Klassenproblematiken und in 196 Fällen Kontakt zu Lehrkräften aufgrund individueller Probleme von Schülern.
Außerdem war das Stadtjugendreferat bei dutzenden verschiedenen Gruppenarbeiten zu Suchtprävention, Sozialkompetenztraining, Konfliktbewältigung und Übergang Schule/Beruf sowie bei weiteren Aufgaben aktiv.
Weitere Aktivitäten
Abgesehen von Beratung und Hilfe bot das Stadtjugendreferat im vergangenen Jahr im Übrigen natürlich auch das, wofür es berühmt ist: heitere Aktionen wie Mini-Calw.
Zudem war das Team viel unterwegs und an zahlreichen Festen oder Aktionen beteiligt und präsent, unter anderem bei der Vesperkirche oder dem Brühlfest im vergangenen Jahr.
Das Street-Mobil hingegen sei 2024 wegen technischer Probleme nur sporadisch eingesetzt worden. Ende des Jahres 2024 wurde schließlich festgestellt, dass das Automatikgetriebe defekt ist. Da die Reparaturkosten den Kosten-Nutzen-Faktor bei weitem überstiegen hätten, sei das Fahrzeug im Januar dieses Jahres abgemeldet worden. Um Kinder und Jugendliche flächendeckend zu erreichen, werde nun an neuen Strategien gearbeitet.
Ausblick
Auch 2025 sei indes wieder vieles geplant – von verschiedenen Turnieren (Mario-Kart, Tischkicker, Darts, FIFA), über eine Beteiligung am Calwer Stadtfest Calw, das Sommerferienprogramm und den Circus Bambi bis zu Brühlfest Talentshow und Kinoabend im Jugendhaus Calw.