Die Hammerstatt-Siedlung in Schwenningen mit ihren charakteristischen Typenhäusern schaut auf ihr 100-jähriges Bestehen und ist Thema beim Denkmaltag. Foto: Jochen Schwillo

„Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ lautet das Motto des Tages des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September.

In Schwenningen geht es dabei um die Hammerstatt-Siedlung, die Gartenschule und den dort benachbarten, ehemaligen Kiosk.

 

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die seit 1993 diese bundesweiten Denkmalstage ausrichtet, sieht das aktuelle Thema als klares Bekenntnis für die gesamtgesellschaftliche Relevanz von Denkmalen und Denkmalpflege. Denn der Wert von Denkmalen lässt sich aus keiner Bilanz und keinem Steuerbescheid ablesen. Sie sind gebaute Geschichte, gelebte Erinnerung, heimat- und identitätsstiftend.

Ohne sie würden bedeutende Zeitzeugnisse, jahrhundertealtes Wissen und meisterliche Handwerkskunst verloren gehen. „Ohne sie würde unseren Städten, Dörfern und in unserem Leben etwas Wichtiges fehlen. Sie sind für uns alle unschätzbar wertvoll“, betont die Stiftung.

Hammerstatt-Siedlung

Als wertvoll erachtet die im städtischen Baurechtsamt angesiedelte Untere Denkmalschutzbehörde die Hammerstatt-Siedlung, die auf ihr 100-jähriges Bestehen blickt. Um das Straßenkreuz an der Braunnagelstraße und der Teckstraße entstanden zwischen der Hammerstattstraße und der Lichtensteinstraße in den Jahren 1924 und 1925 die ersten Typenhäuser des Straßenkerns, die bis 1926 durch weitere Reihenhäuser erweitert wurden.

Die Hammerstatt-Siedlung hatte Stadtbaurat Ernst Möbs geplant, der auch für die Siedlungen auf dem Salinenfeld und dem Sauerwasen zuständig war. Während dort eher schlichte Häuser entstanden, wurden auf der Hammerstatt dann Gebäude erstellt, die durch Zwerchhäuser und geformte Gauben variieren.

Möbs war wichtig, dass beim Bau ein einheitliches Erscheinungsbild der Hammerstatt-Siedlung gewahrt wurde. Zur Konzeption gehört auch eine sorgfältige Gestaltung der Freiräume durch Straßen und Wege. Außerdem gab es bei den Wohnungen kleine Vorgärten und Nutzgärten für die Eigenversorgung von Obst und Gemüse.

Dass es zu einem verstärkten Siedlungsbau in Schwenningen auch auf der Hammerstatt kam, lag an der starken Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg. Heute leben im Einzugsbereich der einstigen Siedlung, die mittlerweile zu großen Teilen unter Denkmalschutz steht, über 2200 Einwohner.

Gartenschule

Viele junge Menschen kommen auch in der Gartenschule zusammen. Heute werden hier rund 450 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die 1909 eingeweihte Schule entstand aus der Notwendigkeit, dass es in Schwenningen immer mehr Einwohner und Schüler gab. Damals lebten hier rund 12 000 Leute. In den Jahren 1907 und 1908 wurde die Schule nach Plänen durch Julius Feucht als evangelische Volksschule erstellt. Für Bau- und Ausstattungskosten waren 283 000 Reichsmark veranschlagt.

Beim Tag des offenen Denkmals gibt es an der Gartenschule auch eine besondere Führung für die Kinder. Foto: Jochen Schwillo

Dem Schwenninger Ortsbaumeister waren Merkmale einer zweckgebundenen Architektur wichtig. Unterstützung erhielt er hier durch den damaligen Stadtschultheißen David Würth, der selbst Lehrer war.

Charakteristisch für die Gartenschule ist beispielsweise der hölzerne Laubengang, der zu den separaten Toilettenanlagen beim Gerätehaus der Feuerwehr führte, die bis 1986 in Betrieb waren. Die Gartenschule diente während des Ersten Weltkrieges auch als Vereinslazarett des Roten Kreuzes.

Der Kiosk neben dem Burenhaus wurde 1934 gebaut. Foto: Jochen Schwillo

Bei der großen Renovierungsmaßnahme, die 2017 begann, wurden unter anderem die beiden Dachtürmchen aufwändig saniert, ebenso die Kalkstuckreliefs an der Fassade der Schule.

Ihren Namen hat die Gartenschule dadurch bekommen, dass sie im sogenannten Burengarten gebaut wurde, einem großen Grundstück angrenzend ans Burenhaus, dass die Stadt Schwenningen erworben hatte. Auf der großzügigen Fläche entstand auch 1914 das Gerätehaus der Feuerwehr, in dem die Gartenschule ihre Mensa eingerichtet hat und die Ganztagsbetreuung stattfindet. Eine Besonderheit am Tag des offenen Denkmals wird um 14 Uhr eine Führung für Kinder sein, angesprochen sind hier auch künftige Gartenschüler.

Der Kiosk

Nur einen Steinwurf entfernt ist die 1934 gebaute Kiosk- und Bedürfnisanstalt zu finden, eine der ersten öffentlichen Toiletten in Schwenningen, die seit langem geschlossen ist. Noch bis in die frühen 1960er-Jahren wurde der Kiosk betrieben. Zu den Kunden zählte hierbei auch die Gartenschule.

Blick hinter die Kulissen

Führungen
Hammerstatt-Siedlung: 12.30, 14.15 und 15.30 Uhr mit Maria Grünbaum und Ralf Beer, Treffpunkt Lichtensteinstraße 2. Gartenschule: 11 und 12.30 Uhr mit Lisa Schmied. Um 14 Uhr zusätzlich eine Kinderführung, Treffpunkt Bildackerstraße 4. Kiosk: 12 und 13.30 Uhr mit Peter Graßmann, Treffpunkt Marktplatz 7, Rückgebäude.