Was bringt einen jungen Mann dazu, heutzutage ein eigenes Autohaus zu eröffnen? Für Denis Kallus ist es ein logischer Schritt, den er jetzt in Trossingen gewagt hat. Im Gespräch erzählt er von Schrottkarren, Auszeichnungen als Verkäufer und der „grünen Hölle“.
Der Autopark Hotz in Trossingen ist Geschichte – und doch nicht so ganz. Zum Jahreswechsel hat nämlich Denis Kallus als neuer Betreiber das Gebäude in der Christian-Messner-Straße angemietet.
Sein Vorgänger in den Räumlichkeiten hörte altersbedingt auf, verkaufte das Objekt an einen ehemaligen Mitarbeiter und der wiederum vermietet seit Anfang des Jahres den oberen Teil des Gebäudes mitsamt der relativ großen Ausstellungsfläche jetzt an „Denis Kallus Automobile”.
Derjenige, der mit seinem Namen für diesen noch ganz jungen Betrieb steht, ist ein regelrechter Überzeugungstäter. Wie aber, wird er in letzter Zeit immer wieder gefragt, kommt man eigentlich auf die Idee, als ziemlicher Einzelkämpfer in diesen Zeiten ausgerechnet ein Autohaus zu eröffnen?
Warum denn nicht?
Wer den 33-Jährigen das fragt, bekommt einen leicht fragenden und auch ein bisschen kampfeslustigen Blick zugeworfen. Warum denn bitte nicht?, kann man daraus als Gegenfrage lesen.
Seine Geschäftsidee: „Ich verkaufe erschwingliche Fahrzeuge für Leute, die sagen: Ich brauch’ was Vernünftiges. Kombis, SUVs, grundsätzlich Gebrauchtfahrzeuge.”
Dass es dafür einen Bedarf gibt, weiß er schon länger, schließlich hat er bereits seit einiger Zeit im Nebenerwerb mit Autos gehandelt. „Vor zwei Jahren habe ich meinen Businessplan erstellt”, erzählt er – und mit dem habe es bislang schon ganz gut funktioniert.
Begeistert seit seiner Kindheit
Seine eigene Begeisterung für Autos begann schon als ganz kleiner Junge. Als solcher düste er mit seinem Kettcar durch die Gegend und kannte bereits mit zwei Jahren sämtliche Automarken aus dem Effeff. Später wollte er unbedingt wahlweise Rennfahrer oder Testfahrer werden. „Ich hab’ schon immer eine Passion für Autos gehabt”, sagt er lächelnd, während er sich an seine Kindheit und Jugend in einem Ortsteil von Hardt erinnert.
Mit 13 schraubte er an Mofas und Rollern rum und mit 16 kaufte er sein erstes Auto für 250 Euro, einen Golf 2 vom Schrottplatz, an dem er so lange feilte, dass er ihn später gewinnbringend gleich wieder verkaufte. Die Fahrprüfung machte er so früh es ging, mit 17.
Autonarr und Verkäufer
Dass er auch einmal beruflich in diese Richtung gehen würde, stand da aber noch nicht fest.
Erstmal machte er seinen Realschulabschluss und besuchte dann das technische Berufskolleg auf dem Sulgen. Technikaffin, wie er war, ließ er sich zum IT-Systemintegrator ausbilden.
„Dann hab’ ich gemerkt, dass ich für den Verkauf geeignet bin”, erzählt er weiter. Bei der Sparkassenversicherung machte er eine weitere Ausbildung als Kaufmann für Versicherungen und Finanzen. „Ich war sehr zielstrebig und unter den besten Verkäufern in ganz Baden-Württemberg”, berichtet er nicht ohne Stolz und zeigt einige Fotos, auf denen er als Ausgezeichneter zu sehen ist. Als Handelsvertreter ging er seinen Weg und jobbte nebenbei auch noch im Service, finanzierte sich damit Reisen („In Abu Dhabi bin ich Rennauto gefahren”) und Autos wie den ersten Hybrid-Mercedes, der auf den Markt kam.
„Das macht mich sehr glücklich“
„Autofahren ist ein Gefühl”, schwärmt er und macht damit deutlich, dass ihn diese Leidenschaft weiter begleitete, unter anderem auch auf diversen Rennstrecken wie der „grünen Hölle”. Auf der Nordschleife am Nürburgring drehte er seine Runden ebenso wie am Simulator daheim und in einer Simulator-Rennserie. „Das macht mich sehr glücklich”, sagt er.
Nach und nach reifte dann bei ihm der Entschluss: Auch beruflich würde er die Welt der Finanzen und Versicherungen hinter sich lassen – und sich dem widmen, was ihn wirklich begeistert. Als sein bester Kumpel, der Mechaniker ist, eine eigene Werkstatt auf dem Sulgen eröffnen wollte, packte er die Gelegenheit beim Schopf und stieg dort direkt als Teilhaber als eigenständiger Händler mit ein.
2023 verkaufte er auf diesem Weg das erste Auto und war entschlossen: „Ich will ein Unternehmen führen, ich will mein eigener Chef sein.“ Das Know-how aus dem Verkauf brachte er mit, ebenso wie die Passion und das zahlt sich offenbar aus: Unter anderem dank eines Förderkredits der LBW-Bank konnte er erste Autos erwerben und weiterverkaufen. „Im ersten vollen Geschäftsjahr war ich schon erfolgreich”, gibt er einen Einblick.
Ende Juni 2023 stieg er endgültig bei seinem bisherigen Arbeitgeber aus und wagte den kompletten Sprung in die Selbstständigkeit, die nun mit der Übernahme des Autocenters in Trossingen noch weitreichendere Formen annimmt. Seit Anfang März können Kundinnen und Kunden bei ihm hier nun gebrauchte Fahrzeuge kaufen.
Bei aller Energie, die er da so an den Tag legt, sagt er aber auch: „Ich will es langsam angehen.” Erst wenn es wirklich möglich ist, möchte er auch Mitarbeiter beschäftigen. Seine Eltern helfen ihm bei allem und unterstützen ihn ganz bewusst auf ganzer Linie.
Enormer Konkurrenzdruck
Auf alles, was jetzt kommt, freut er sich riesig. Natürlich gebe es in der Branche einen enormen Konkurrenzdruck, sagt er, und die Zeiten seien wirtschaftlich schwierig, aber schon jetzt habe er sich einen Namen gemacht, sei bei vielen bekannt, unter anderem auch durch diverse Plattformen und Netzwerke im Internet.
Eine eigene Werkstatt wird er vorerst nicht haben, sondern in dem Bereich mit Partnerwerkstätten arbeiten.
Autos, da ist er sich sicher, „werden uns noch lange begleiten, vor allem hier im ländlichen Raum”, wobei er übrigens selbst auch für einen guten öffentlichen Personennahverkehr und andere schlaue Mobilitätslösungen plädiert, wie er sagt. Alles hat da seine Berechtigung.
Eines aber wird sich sicher nie ändern: seine eigene Liebe zu motorisierten fahrbaren Untersätzen.