Eine Delegation aus Südkorea hat den Verein Natur- und Umweltschutz Zollernalb (NUZ) besucht. Thema: die Zementindustrie und die damit verbundenen Probleme.
Dass beim Besuch einer Regierungsdelegation aus Südkorea beim Verein Natur- und Umweltschutz Zollernalb (NUZ) keine Bürgermeister oder politische Vertreter im Hotel Stadt Balingen anwesend waren, bemängelten die Vorsitzenden Norbert Majer und Siegfried Rall. Thema war die Zementindustrie.
Wäre diese ein Staat, läge sie weltweit nach China und Indien an dritter Stelle der Klimakiller, mit acht Prozent der weltweiten Belastungen. Südkorea mit rund 50 Millionen Einwohnern ist eine schnell aufstrebende Volkswirtschaft und liegt an elfter Stelle weltweit als Zementproduzent. Als größte Zementverbraucher galten 2019 China mit 2,3 Milliarden Tonnen und Indien mit 338 Millionen Tonnen. Deutschland liegt an 17. Stelle mit 33,9 Millionen Tonnen.
Thema Ersatzbrennstoffe
In einem mittleren Zementwerk mit einer Million Tonnen Jahresproduktion werden laut NUZ stündlich rund 200 000 Kubikmeter Abgase durch die Kamine gehen. Der CO2-Ausstoß pro 1000 Kilogramm Zement betrage 600 Kilogramm.
Die Zementwerke nutzten statt fossilen Brennstoffen vermehrt sogenannte Ersatzbrennstoff und stünden damit in Konkurrenz zu Müllverbrennungsanlagen. Allerdings ohne die nötigen Abgasreinigungsanlagen zu haben, monierte die NUZ. Mehr noch: Sie erhielten auch Ausnahmegenehmigungen bei der Nichteinhaltung von Grenzwerten.
Südkorea sei derzeit dabei, die Anforderungen an die Abgasreinigungen und die Abfallbeseitigung in Zementwerken zu überarbeiten. Dies soll zusammen mit den Standort-Kommunen und mit der Beteiligung der Bevölkerung geschehen. Die Delegation wollte sich daher nach der besten Technik zur Umweltentlastung erkundigen.
Moderne Anlagen gefordert
Siegfried Rall wies darauf hin, dass in Deutschland die Zementhersteller die Gesetzgebung bestimmten. Die Klima- und Umweltbelastungen spielten keine Rolle. Norbert Majer betonte, dass nicht einmal die Hälfte aller deutschen Zementwerke den politischen Vorgaben gefolgt sei und den neuesten Stand der Technik für Abgasreinigungen eingebaut habe. Auch würden den Zementwerken seit 2004 kostenlose CO2-Zertifikate zur Verfügung gestellt. Sie erhielten teilweise mehr Zertifikate, als sie an CO2 ausstoßen. Diese könnten gewinnbringend in den Handel gebracht werden.
Nach dem Willen der Regierung, so die NUZ, solle die CO2-Besteuerung in Deutschland von derzeit rund 40 Euro weiter steigen, was zu einer Wohlstandsgefährdung und Betriebsabwanderung führen könnte.
Weitere Stationen
Die koreanischen Delegationsmitglieder bedankten sich für die Darstellung der Probleme und Bedenken der Bürger. Sie haben die Absicht, solche Erkenntnisse bei den Neuregelungen einfließen zu lassen. Die Koreaner besichtigten in Dotternhausen noch die Transportseilbahn und im Anschluss ein Zementwerk der Holcim-Gruppe, das bereits die Genehmigung zur Nachrüstung für eine moderne SCR-Abgasreinigung besitzen soll.