„Habemus Papam“ – die Nachricht von weißem Rauch und einem neuen Papst macht auch in Villingen-Schwenningen in Windeseile die Runde. Die Kirchenglocken läuten kurz nach 18 Uhr.
In den katholischen Kirchen der Doppelstadt nahmen viele Gläubige zuletzt ganz bewusst Abschied von Papst Franziskus. Bilder des Verstorbenen standen als Anlaufstelle für Trauernde bereit. Kerzen wurden entzündet. Gebete gesprochen. Dann warteten auch die Gläubigen in der Doppelstadt auf diesen Moment: Weißer Rauch steigt über der Sixtinischen Kapelle in Rom auf.
Er ist das untrügliche Zeichen dafür, dass ein neuer Papst gewählt ist. Der 69-jährige US-Amerikaner Robert Francis Prevost wurde als Leo XIV. zum Kirchenoberhaupt, auf das nicht nur viele neugierig sind, sondern an das auch viele Erwartungen gestellt werden.
Der vierte Papst in seiner Amtszeit
Der Münsterdekan Josef Fischer hat den Abschied von Papst Franziskus für und mit seiner Gemeinde ganz bewusst gestaltet. „Für mich kam sein schneller Tod sehr überraschend“, äußerte er sich wenig später – er habe gehofft, „er wäre auf dem Weg neue Kräfte zu gewinnen“. Von allen drei Päpsten, die er als erwachsener Mensch bislang erleben durfte, habe ihm Franziskus bislang am nächsten gestanden. „Ich bin davon überzeugt, er war größer, als wir es heute wahrnehmen“, so Fischer.
Persönlich begegnet ist Josef Fischer, wie er unserer Zeitung auf Anfrage verriet, dem ehemaligen Papst übrigens nie. Nun, kurz vor seinem eigenen Abschied in den Ruhestand, hat Josef Fischer nun also vielleicht doch noch die Gelegenheit, mit Franziskus’ Nachfolger einen Pontifex zu erleben. Der nun gewählte neue Papst zumindest wird der vierte sein, den Fischer gerade noch in seinem Amt als Münsterdekan in Villingen erleben darf.
Der evangelische Kollege fiebert mit
Gespannt verfolgt hat die Papstwahl aber auch sein evangelischer Kollege Wolfgang Rüter-Ebel, „oder?“ Auf diese Frage antwortet der evangelische Pfarrer prompt und salopp: „Klar, bei der Medienpräsenz!“ Er habe zwar „keine Ahnung“, welche Optionen zur Wahl standen, aber: „Ich wünsche für meine hiesigen katholischen Schwestern und Brüder, dass es jemand wird, mit dem die mitteleuropäischen Katholiken einigermaßen ’leben’ können“, betonte er im Vorfeld des erfolgreichen vierten Wahlgangs in Rom.
Ob ein solches Wahlverfahren noch zeitgemäß ist? Rüter-Ebel lächelt, als er augenzwinkernd meint, „die katholische Kirche ist halt sozusagen eine eigene Welt. Da gibt’s eben manche historisch gewachsene Kuriosität.“ Als Protestant sei sein Kirchenbild an dieser Stelle natürlich anders. Die Aufgabe des Pontifex dürfte wohl „ein ziemlicher Spagat sein“, so der evangelische Dekan, denn er müsse die unterschiedlichen Strömungen einer riesigen Kirche beieinander halten und gleichzeitig Anschluss an die moderne Welt bekommen. Mit Erwartungen an das neue Kirchenoberhaupt der Katholiken hält er sich als Vertreter der evangelischen Kirche zwar vornehm zurück, doch als Vertreter einer christlichen Kirche weiß auch er, worum es geht: „Die gute Botschaft von Jesus für unsere Zeit ausrichten.“