Ulrike Lampl und Alexander Kaiser zeigen sich kämpferisch, aber durchaus kompromissbereit.Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Geschäftsführer des Bestattungshauses wünschen sich mehr Unterstützung von Gemeinde und Nachbarn

In der Bauausschuss-Sitzung gab Bürgermeister Ralf Ulbrich bekannt, dass man sich gegen den Betrieb eines Bestattungshauses im Wohngebiet entschieden habe, weil sich die Anwohner gestört fühlten, noch kein Gewerbe in Deißlingen dafür angemeldet sei und es zu wenige Parkplätze gebe.

Deißlingen (shr). Ulrike Lampl und ihr Sohn Alexander Kaiser, die beiden Geschäftsführer des Bestattungshauses "Lebenswege Schmetterling", zeigen sich im Gespräch mit unserer Zeitung enttäuscht und verärgert. "Wir mussten es aus der Zeitung erfahren", sagt Alexander Kaiser.

Die beiden haben nur ein Schreiben vom Landratsamt erhalten, in dem mitgeteilt wurde, dass die Gemeinde gegen die Gewerbeansiedlung sei, aber keine Begründung enthalten habe. Dabei sei man von Anfang an mit der Gemeinde im Gespräch gewesen. Bereits im April wurde darüber gesprochen, dass die Gewerbeanmeldung ursprünglich in Rottweil erfolgt sei, "da hat man uns gesagt, dass erst die Genehmigung für die Betriebsstätte in Deißlingen vorliegen muss", erinnert sich Kaiser. Der Nutzungsänderungsantrag liege schon länger beim Landratsamt. Die beiden würden ihr Unternehmen gerne in Deißlingen weiter betreiben.

Kaiser berichtet, dass Bürgermeister Ulbrich anfangs für die Ansiedlung gewesen sei, "später ist er dann zurückgerudert". Kaiser mutmaßt, dass dies geschah, als der Bauantrag einging, der nötig ist, um das Wohnhaus zu Büro- und Lagerräumen umzuwidmen.

"Wir werden hier natürlich niemanden aufbahren", sagt Ulrike Lampl. Rechtlich sehen sich die beiden auf der sicheren Seite, denn Büros und Lagerräume im allgemeinen Wohngebiet sind laut Bauordnung ausnahmsweise zulässig, sofern es sich um ein nicht störendes Gewerbe handelt. "Hierzu gibt es schon Gerichtsurteile, dass das auch für Bestattungsunternehmen gilt, sogar mit Aufbahrung", sagt Kaiser.

Die beiden Unternehmer finden, dass die Entscheidung hierüber nicht bei der Gemeinde, sondern beim Landratsamt liege. "Wir werden gegen die Entscheidung der Gemeinde vorgehen", gibt sich Kaiser kämpferisch.

Gleichzeitig zeigen sich Lampl und Kaiser aber auch kompromissbereit. Sie würden mit ihrem Betrieb auch in ein geeignetes Gebäude umziehen. Allerdings habe Bürgermeister Ulbrich bis jetzt noch nichts anbieten können.

Auch die fehlenden Stellplätze habe man mit der Gemeinde besprochen: "Wir haben am 14. Mai ein Schreiben bekommen, dass wir Stellplätze bauen dürfen – unter der Voraussetzung, dass ein Bauantrag eingereicht wird", betont Kaiser. Die beiden hätten auch gern die Nachbarn eingeladen. Doch Corona machte ihnen einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Ein Tag der offenen Tür war leider nicht mehr möglich.

Dabei ist gerade das den beiden ein großes Anliegen: das Tabuthema Tod den Menschen näherzubringen. "Wir haben unser Unternehmen nicht gegründet, weil jemand uns gesagt hat, damit könne man viel Geld verdienen, sondern weil uns das Thema so wichtig ist, auch aus unserem Lebenslauf heraus", sagt Lampl. Sie selbst erlebte zwei schwere Schicksalsschläge und kam über ihre Ausbildung zur Trauerbegleiterin zum Beruf der Bestatterin. "Wir wollen gerne in Deißlingen bleiben. Wir werden bestimmt eine Lösung finden, aber es wäre schön, wenn die Gemeinde uns Lösungsvorschläge anbieten würde", sagt sie. Übrigens möchten Lampl und Kaiser ihr Unternehmen auch in Dietingen positionieren. Dort hat die Gemeinde auch schon ein Grundstück für einen Neubau angeboten.