Lichterloh brennt am 5. Mai dieses Jahres das leerstehende Bauernhaus in Lauffen. Foto: Archiv-Foto: Schulz

24-Jährige muss sich vor Gericht verantworten. Festnahme nach insgesamt sechs Bränden in Lauffen.

Deißlingen-Lauffen - Wer ist für die Brandserie in Lauffen, die von Februar bis Mai dieses Jahres die Region in Atem hielt, verantwortlich? Seit Dienstag wird diese Frage vor dem Rottweiler Landgericht erörtert. Vor der Großen Strafkammer des Rottweiler Landgerichts muss sich eine 24-jährige Tatverdächtige den Fragen von Richtern, Staatsanwalt und Gutachtern stellen. Die Frau war Ende Mai nach dem letzten der insgesamt sechs Brände festgenommen worden. Fünf der sechs Feuer werden der Angeklagten, die seit Ende Mai in Untersuchungshaft sitzt und sich zudem in psychiatrischer Behandlung befindet, vor Gericht angelastet.

Sie soll im Zeitraum zwischen dem 4. Februar und dem 5. Mai zweimal dieselbe Wohnung, eine Mülltonne, ein unbewohntes Bauernhaus sowie ein Gartenhäuschen in Brand gesetzt haben. Zumindest in den ersten beiden Fällen soll es sich um versuchten Versicherungsbetrug gehandelt haben.

Versicherungssumme sollte Heizöl finanzieren

Gleich nach Verlesung der Anklageschrift zeigte sich die Frau geständig und räumte ein, vier der Feuer gelegt zu haben. In Bezug auf das völlig zerstörte und inzwischen abgerissene Bauernhaus leugnet sie jedoch jegliche Beteiligung und behauptet, zur Tatzeit mit einer Magen-Darm-Grippe im Bett gelegen zu haben. Zudem beschuldigt sie ihren Ex-Lebensgefährten sowie dessen Stiefvater, sie zu drei der Taten angestiftet zu haben.

Die ersten beiden Feuer am 4. und 13. Februar wüteten in der leerstehenden Wohnung im Erdgeschoss des Hauses in der Lauffener Hauptstraße, das dem ehemaligen Lebensgefährten der Frau gehört und in dem sie seit September 2012 ebenfalls wohnte. Die Brände sollten der Familie laut Aussage der Angeklagten eine stattliche Geldsumme von der Versicherung in die Haushaltskasse spülen, unter anderem, um damit Heizöl zu finanzieren. Die Tat sollte dann einem entfernten Verwandten des Lebensgefährten angelastet werden.

Die Frau erklärte, sie und ihr Ex-Partner hätten sich zu den jeweiligen Tatzeitpunkten gemeinsam ins Erdgeschoss begeben und dort eine Matratze beziehungsweise ein Sofa mithilfe von brennenden Zigaretten angezündet.

Auch zur dritten Tat soll der Ex-Partner die Beschuldigte angestiftet haben: Sie sollte auf dem Nachbargrundstück eine Mülltonne anzünden, laut Aussage der Frau aus Rache dafür, dass der Nachbar den Stiefvater ihres Freundes einmal wegen Fahrens ohne Führerschein angezeigt hatte – was der als Zeuge geladene Nachbar im Übrigen dementiert. Nur das Gartenhäuschen, räumte die Angeklagte gestern ein, habe sie auf Eigeninitiative in Brand gesetzt: "Weil ich so sauer auf meinen Stiefvater war." Er soll die 24-Jährige regelmäßig "begrapscht" haben, sagt sie; mit der Tat habe sie ihm zeigen wollen, "dass ich mich wehren kann".

Indes: Sowohl der Ex-Partner – gegen ihn wird gegenwärtig ebenfalls in der Sache ermittelt – als auch dessen Stiefvater haben jeweils eine ganz eigene Version dessen, was sich zu allen fünf Tatzeitpunkten ereignete, und bezichtigten die Tatverdächtige mehrmals der Lüge. Diese hatte beispielsweise behauptet, ihr Ex-Freund habe auch noch das am 1. Mai abgebrannte Bauernhaus kurz zuvor erwerben wollen – "Wozu denn? Ich habe doch schon ein Haus", wehrte sich der Beschuldigte. Der als Zeuge geladene Besitzer des Bauernhauses konnte sich nicht an entsprechende Anfragen erinnern.

Im Laufe der Verhandlung zeigte sich die Beschuldigte mal aufmerksam, mal abwesend, mal weinte sie. Ab und zu lachte sie ungläubig, etwa, als ihr Ex-Partner ihre Aussage als "Lügen" bezeichnete. Gleichzeitig zeigte sie sich teilweise einsichtig: "Ich weiß, warum ich hier sitze, ich habe Scheiße gebaut. Es tut mir Leid." Der Betreuer und Vormund der Frau, die kaum noch Familie hat ist, beschrieb ihr Verhalten auf Nachfrage des Richters als "kindlich", sie reagiere "anders, als man es ihrer Entwicklung entsprechend erwartet" und "denkt nicht groß nach": "Sie ist krank", so der Zeuge.

Die Verhandlung wird am Montag, 2. Dezember, fortgesetzt.