Heimatkunde: In Lauffen versorgten einst 15 Brunnen Mensch und Tier / Siegfried Bucher referiert
Deißlingen-Lauffen (uf). Interessantes über Brunnen, Quellen und die Lauffener Wasserversorgung servierte Siegfried Bucher beim ökumenischen Seniorennachmittag im katholischen Gemeindetreff St. Georg in Lauffen.
Bucher, ein gebürtiger Lauffener und exzellenter Kenner seiner Heimat, weiß viel über die Entwicklung der Ortschaft zu berichten. Gerade auch die Wasserversorgung ist dabei ein spannendes Kapitel.
Hochhalden ein gut frequentierter Wallfahrtsort
15 Brunnen sprudelten einmal im Ort zu einer Zeit, als das Wasserholen vor der Haustür noch bei vielen gang und gäbe war. Der Ottilienbrunnen auf Hochhalden war vor Jahrhunderten ein gut frequentierter Wallfahrtsort, an dem sich die Besucher insbesondere bei Augenleiden heilende Wirkung erhofften. Die den Marktbrunnen speisende sehr ergiebige Quelle war so um 1910 sogar im Gespräch für eine eigene Wasserversorgung der Gemeinde. Aufgrund der Schwefelhaltigkeit des Wassers wurde von dem Vorhaben aber wieder Abstand genommen.
Der Gohrenbrunnen – bekannt auch als Brunnenstube – an der Kreisstraße zwischen Deißlingen und Lauffen versorgt mehrere Brunnen, seit der Flurbereinigung sprudelt dort das Wasser aber nicht mehr so üppig, so dass einige Brunnen versiegt sind. Der Brunnen gegenüber der Metzgerei Bühl hatte im Volksmund schnell den Namen Bettelbrunnen weg, weil sich das Wasser oft nur als ein müdes Rinnsal zeigte.
Die Quelle im Garten des Hauses von Sebastian Müller – heute Krankengymnastik Lörscher – gilt als bedeutendster Wasserlieferant des Dorfes. Im Grunde seien es zwei Quellen, die immer sehr konstant Wasser lieferten. Gespeist werden davon der Brunnen am Waaghäusle mit einem Mühlrad und zum anderen der Büblisbrunnen an der Neckarbrücke. Letzter Brunnenname rührt von den Buben, die sich den Platz als Spielgelände auserkoren hatten.
Früher habe die Werbung mit der Wasserversorgung für eine Gemeinde einen Stellenwert wie heute Breitbandkabel oder Internet gehabt, betont Siegfried Bucher. 1928 wurde der Wasserzweckverband Oberer Neckar mit seinem Quellgebiet bei der Neckarburg gegründet, dem auch Lauffen angehört. In den 1930er-Jahren gab es eine große Trockenheit, und in Lauffen kam kein Wasser mehr an. Bei einer Inspektion der Quellen, bei der auch Siegfried Bucher als kleiner Bub mit dabei war, stellte sich heraus, dass die Quellen durchaus noch Wasser lieferten, doch das Lebenselixier konnte wegen des Niedrigwassers im Neckar nicht mehr in die Hochbehälter gepumpt werden. Die Wasserkraft des Neckars wurde nämlich genutzt, um die Hochbehälter aufzufüllen. So musste man in Lauffen diese Durststrecke mit dem Wasser aus den Brunnen überbrücken.
Seit den 1980er-Jahren wird dem Wasser Bodenseewasser beigemischt. Dass Siegfried Buchers reiches Wissen immer wieder sehr imponiert, machte auch der große Beifall aus der Seniorenrunde deutlich. Natürlich wurde der Referent von den Organisatoren des ökumenischen Seniorennachmittags nach dem spannenden Auftritt nicht ohne ein Präsent entlassen.