Groß ist das Interesse am Neujahrsempfang in Deißlingen. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Neujahrsempfang: Bürgermeister will Räte einberufen / "Ochsen" das emotionalste Thema 2019

Das vergangene Jahr ist Geschichte. Es war ein Jahr, das es, was die Gemeinde Deißlingen betrifft, in sich hatte. Zahlreiche Gäste und Ehrengäste wurden von Bürgermeister Ralf Ulbrich beim Neujahrsempfang der Gemeinde in der Mehrzweckhalle in Deißlingen begrüßt.

Deißlingen (shr). Zum Neujahrsempfang waren unter anderem die beiden Vorgänger im Amt des Deißlinger Bürgermeisters, Ernst Spadinger und Wolfgang Wesner, gekommen. Aus der Nachbargemeinde Niedereschach war dessen Bürgermeister Martin Ragg gekommen, und auch Landrat Wolf-Rüdiger Michel machte seine Aufwartung. Ebenso der Landtagsabgeordnete Daniel Karrais (FDP). Den musikalischen Rahmen bildete die kleine Besetzung des Musikvereins Deißlingen unter der Leitung von Robin Nikol.

Bürgermeister Ralf Ulbrich blickte auf das Jahr 2019 zurück. Voller Optimismus sei man in das vorige Jahr gestartet. Die Vorzeichen standen nach wie vor gut. "Unsere Wirtschaft lief auf Hochtouren, und es gab kaum Anzeichen, dass sich das im Laufe des Jahres wesentlich ändern sollte, so Ulbrich. Manch einem habe jedoch die Sorge umgetrieben, ob das Tempo auch tatsächlich noch ein weiteres Jahr durchgehalten werden könne. Besonders auf dem Bausektor sehnten sich bereits die ersten wieder nach etwas Normalität.

Deshalb hätten sich viele die Frage gestellt, ob es richtig ist, dass die Gemeinde gerade jetzt in große, für die Gemeinde gar in gigantischen Dimensionen, Baumaßnahmen einsteige. Allein der Neubau und die Erweiterung des Schulzentrums schlage dabei mit über elf Millionen Euro zu Buche. Auch die Kosten für die neue Ortsmitte belaufen sich auf einen Millionenbetrag.

Der Gemeinderat, lobte Ulbrich, habe bei diesen schwierigen Fragen genau das bewiesen, was die Bürger von ihm erwarteten. Dies sei in der Politik jedoch nicht selbstverständlich. Die Räte hätten Führungsstärke bewiesen und sich nicht beeindrucken oder verunsichern lassen, sondern an dem beschlossenen Kurs festgehalten. Ralf Ulbrich: "Meine Damen und Herren Gemeinderäte, Ihnen gebührt mein Respekt vor so einer professionellen und zuverlässigen Arbeitsweise."

Mit weiteren Entscheidungen, die die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde stärkten, habe der Gemeinderat Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein bewiesen: So wurde die Erweiterung der Krippenplätze im Kindergarten Gute-Beth beschlossen. Diese werde in einigen Wochen fertiggestellt. Mit der Erweiterung von Wohnbau- und Gewerbeflächen in beiden Ortsteilen sei die Grundlage geschaffen worden, auch weiterhin ein attraktiver Standort für junge und gut ausgebildete Fachkräfte zu sein.

Der jungen Generation sei nicht nur über die Jugendkonferenz, sondern auch mit selbst gewählten Projekten wie dem Skater-Park, dem Single-Trail und der Schaffung von Chill-Plätzen signalisiert worden, dass sie ernst genommen würden mit ihren Wünschen und Anliegen. Gleiches gelte für die ältere Generation, die in Deißlingen zahlreiche Unterstützungs-, aber auch Freizeit- und Bildungsangebote finde. Diese seien im vergangenen Jahr um das Beratungsangebot des Betreuungsvereins gewachsen. In diesem Zusammenhang sei einmal mehr das herausragende ehrenamtliche Engagement in Vereinen, Kirchen und Vereinigungen zu erwähnen, ohne das viele Angebote nicht möglich wären.

Im laufenden Jahr stünden auch Investitionen im Ortsteil Lauffen an, wie zum Beispiel die Renovierung der dortigen Grundschule und die Schaffung von 30 Bauplätzen im Gebiet Kirchäcker Süd.

Spannender als die Entwicklung des Verwaltungsstandortes sei jedoch sicherlich die Frage, was mit dem ehemaligen "Ochsen" passiere. Dieses Thema sei eines der emotionalsten des Jahres 2019 gewesen. Man werde dem Diskussionsbedarf in einer Bürgerversammlung, die im Frühjahr stattfinden werde, Rechnung tragen. Der Bürgermeister: "Ich freue mich auf einen hoffentlich konstruktiven Dialog und auf das Ringen um die richtige Entscheidung."

Man könne einmal mehr im Kleinen beweisen, wie gute Politik auf kommunaler Ebene funktionieren könne. Dies gelte ebenso für einen ungleich spannenderen Diskussionsprozess, mit dem die Gemeinde in diesem Jahr Neuland beschreiten wolle: "Wir möchten unseren Gemeindeentwicklungsplan in diesem Jahr fortschreiben und dabei erneut auf das Wissen, die Erfahrung und die ganz besonderen Fähigkeiten unserer Bürgerschaft zurückgreifen." Dies solle erstmals mit sogenannten Bürgerräten, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt würden, geschehen.

Dabei hoffe man auf eine spannende Zusammensetzung dieses Gremiums. Über das Prozedere werde noch informiert. "Wir hoffen, dass wir mit dieser, in unserer Region völlig neuen Beteiligungsform Menschen für die Kommunalpolitik begeistern können, die sich das bislang noch gar nicht vorstellen können", so Ulbrich.