Die neue Fahne wird beim Hagestall gehisst (links). Bruno Bantle (rechts) bleibt Zunftmeister Rainer Schmeh nichts schuldig, doch am Ende muss er den Rathausschlüssel rausrücken. Foto: Schwarzwälder Bote

Rathaus-Sturm: Bruno Bantle übergibt in Vertretung den Schlüssel

Es ist vollbracht, Deißlingen ist jetzt in Narrenhand. Mit einer großen Abordnung und dem Musikverein rückten die Deißlinger Narren gestern Rathauschef Ralf Ulbrich auf die Pelle.

Deißlingen. Zahlreiche Bürger waren zu dem Spektakel gekommen. Zunftmeister Rainer Schmeh wollte unbedingt den Rathausschlüssel, um für den Rest der fünften Jahreszeit wieder mal Bürgermeister von Deißlingen spielen zu können. Doch man traute seinen Augen kaum. Nicht der Deißlinger Schultes kam aus dem Rathaus, sondern dessen Stellvertreter Bruno Bantle. Das musste dem staunenden Publikum erst mal erklärt werden. Aus sehr persönlichen, traurigen Gründen, so Rainer Schmeh, wollte der Deißlinger Bürgermeister nicht in der Öffentlichkeit auftreten. Das traditionelle Zwiegespräch hielten daher Bantle und Schmeh ab.

Bantle wollte partout den Rathausschlüssel nicht rausrücken: "Und du dahenna worscht glei anfanga rumvuzella, dass du am End häschd mihn Rothausschlüssel wella." Aber dieses Mal, so Bantle weiter, ist jetzt Schluss mit dem "ganze Saich, vu is im Rathaus kannscht nicht erzählen einen kleinen Streich". Doch da hatte der Schultesvertreter falsch gedacht. Für jede Verfehlung der Rathaus- Oberen und der Gemeinderäte, die Schmeh nachweise, wollte Bantle dem Narrenchef ein Schorle zahlen. Schmeh: "Älli Vufehlunga ich gar nit uffzella will, den zwongs (20) Schorle sind selbst mir zvill".

Beim Festakt vom Zisterer Klaus sollte es einen Sektempfang geben. Dazu gehöre naturgemäß auch Sekt und nicht nur Orangensaft. Das Rathausteam hatte allerdings vergessen, den Sekt zu bestellen. Die Narrenzunft sei eingesprungen mit ihrem Zunftsekt, denn sonst wären die vom Rathaus "bes blamiert gsi". Schmeh: "Des war scho a Vugeha, wenn au a kleins. I sag blos, des war Schorli Nummer Eins. Es folgten derer noch fünf. Auch nützte es Bantle nichts, dass er seine Verdienste und die der Gemeindeverwaltung aufzählte, wie die neue Deißlinger Mitte oder der Millionen-Bau Schulerweiterung. Am Ende wollte Schmeh noch mehr Vergehen aufzählen, wie die Abholung des Gelben Sacks oder den Grüngutsammelplatz. Doch Bruno Bantle winkte ab: "Halt, her uff, es isch mol widder soweit, ich bi jetzt für dia Schlüsslübergab’ bereit. Do nimm halt da Schlüssel, i lauf zua und verabschied mi mit ma Hage-Muh." Dazu gab es donnernden Applaus von den Zuschauern für das Debüt von Bantle und Schmeh.

Im Anschluss zogen Narren und Gäste samt dem abgesetzten "Bürgermeisterdozenten" ins katholische Gemeindezentrum. Auch die Narrenbäume wurden verlost. Gewonnen hat den Baum, der noch steht, Alina Roth. Den bereits zerlegten Baum gewann Wolfgang Bertsch. Dann bekamen verdiente Narren, Musiker und Helfer das Ehren-Hörnle: Lisa Schumpp, Gina Bamberger, Vanessa Kunz, Gregor Mauerlechner, Dominik Grießhaber, Klau Matt und Karin Braun, Kurt Huppert, Anja Günther-Huppert, Frank Günther, Nobert Beck und Uwe Pfundstein.