Bürger Energie: Deißlinger Genossenschaft erhofft sich bald Unterstützung von mehr als 300 Mitgliedern
Deißlingen (shr). Nach einem weiteren erfolgreichen Geschäftsjahr der Bürger Energie Deißlingen (BED) dürfen sich die Mitglieder der Genossenschaft fürs Jahr 2016 erneut über eine Dividende von drei Prozent freuen. Diese Gewinnverteilung wurde bei der Generalversammlung im Lauffener Gemeindetreff St. Georg beschlossen.
Das von 269 Mitgliedern gezeichnete Geschäftsguthaben belief sich zum 31. Mai 2017 auf 315 600 Euro. Freuen würde man sich bei der Genossenschaft, wenn bei der Mitgliederzahl die 300er-Marke bald geschafft würde.
Die Verbindlichkeiten gegenüber Banken wurden laut dem Rechenschaftsbericht im vergangenen Jahr halbiert und lagen so zum 31. Dezember 2016 bei noch 43 800 Euro.
Trotz dieser Konsolidierung wurde auch im vergangenen Jahr viel angepackt. So wurde eine Photovoltaik (PV)-Anlage für den Fritz-Kiehn Kindergarten projektiert, die in den nächsten Tagen in Betrieb gehen soll. Auch eine Photovoltaik-Anlage beim Berufsschulzentrum in Rottweil ist geplant. Auch diese soll noch in diesem Jahr ans Netz gehen, berichteten die Vorstände Ingo Schmeh und Fabio Tedesco den nicht gerade üppig anwesenden Mitgliedern. Mitgeholfen habe man als Ideengeber beim SVL-Sportheim in Fürsten. Dort wird es auch eine PV-Anlage geben, die der SVL aber aus eigenen Mitteln finanzieren wird.
Um ideell noch weiter Flagge zu zeigen, ist die BED den Bürgerwerken eG beigetreten, einem Verbund von derzeit 68 Energiegenossenschaften aus ganz Deutschland mit 12 000 engagierten Energiebürgern und derzeit über 400 dezentralen Kraftwerken in Bürgerhand. Energiestammtisch und Besichtigungen des BRS-Bioenergie-Werks in Schopfelen sowie der Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher der "Volksbank Deisslingen" standen ebenfalls auf dem Programm.
Weiter gute Erträge
Die Energieerträge können sich nach wie vor sehen lassen trotz eines leichten Rückgangs wegen weniger Sonnenstunden im vergangen Jahr. So betrug die Ausbeute bei der Volksbank Sporthalle rund 180000 Kilowattstunden (kWh). Mit allen vier Deißlinger Anlagen Sporthalle, Schlachthaus, Aubert-Schule und Bauhof wurden Erträge von insgesamt 47 858 Euro erwirtschaftet. Bürgermeister Ralf Ulbrich lobte als Aufsichtsratsvorsitzender das immer sehr engagierte und kompetente Schaffen. Wegen des angedachten Beitritts zu den BürgerWerken und der Diskussionen über die Freiflächen-PV Anlage habe auch der Aufsichtsrat sehr viel zutun gehabt. Dazu sei auch im Gemeinderat kontrovers, aber auf sehr sachlicher Ebene debattiert worden.
Für das scheidende Vorstandsmitglied Stefan Schuler – eines der Gründungsmitglieder – wurde mit Georg Röhrle ein kompetenter Nachfolger gefunden. Gründungsmitglied Jürgen Traber stellte sein Aufsichtsratsmandat zur Verfügung. Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat wurden Dietmar Maurer und Thomas Zöphel einstimmig wiedergewählt. Für Jürgen Traber wird Martin Amann fungieren. Er wurde zunächst für die Restlaufzeit von einem Jahr in den Aufsichtsrat gewählt, da die Amtszeit von Traber erst im nächsten Jahr abgelaufen wäre.
Zwei Wechsel an Spitze
Nach diesen Regularien ergab sich eine lebhafte Diskussion zum Für und Wider von Freiflächen-PV-Anlagen. Trotz durchaus geteilter Meinungen würde die Mehrzahl der Mitglieder eine solche Anlage mit "Sonnen-Strom vom Feld" mittragen. Natürlich werde ein solches Vorhaben sorgfältig geprüft. Die Genossenschaft soll erster Ansprechpartner für die Gemeinde sein, wenn es um solche Projektrealisierungen geht, war ein Fazit der Diskussion.
Im Anschluss an die Generalversammlung referierte Torsten Schwarz von den BürgerWerken Heidelberg über den Verbund von Genossenschaften. Schwarz: "Das Team der Bürgerwerke verbindet ein Ziel. Wir möchten die Energiewende in Bürgerhand voranbringen und dazu beitragen, dass die gesamte Energieversorgung in Deutschland möglichst bald auf 100 Prozent Erneuerbaren Energien basiert. Dafür bündeln wir unsere vielfältigen Erfahrungen und setzen unsere ganze Energie ein." Bisher werde der Strom aus Wind- und Solaranlagen in Bürgerhand nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ins Netz eingespeist. Das wolle man ändern. Alle Bürger sollten sich mit gemeinschaftlich erzeugtem Ökostrom selbst versorgen können. Dadurch könnten die Energiegenossenschaften zukünftig neue Anlagen unabhängiger von den politischen Rahmenbedingungen bauen. Als Teilhaber ihres eigenen Energieversorgers bestimmen die Energiebürger selbst über Herkunft und Kosten ihrer Energie.