Äffle und Pferdle schätzen schwäbisch und gelten als Sympathieträger eines feinen Dialekts und teils tiefsinnigen Humors. Sie könnten sogar aus Deißlingen stammen. Ein Beispiel gefällig? Äffle: "Komm, mir gangat an da Neggr ond hengat a bissle d’Fiaß ens Wassr." Pferdle: "Noi, des derfa mr ned – jetzd, wo ’s Wassr grad saubr isch." Archiv-Foto: Esslinger Verlag Foto: Schwarzwälder Bote

Dialekt: Spadinger verortet Deißlingens Sonderstellung und korrigiert Kretschmann

"Lond au isern Dialekt it undergau": Der Abend beim Deißlinger Albverein mit dem Thema "Schriftdeutsch und Schwäbisch/Alemannisch" stieß auf breite Resonanz. Kamen doch mehr als 50 Personen zum Vortrag von Ernst Spadinger.

Deißlingen. Das Thema passte rein zufällig hervorragend zur Dialekt-Woche, die im Rundfunk im ganzen Land verbreitet wurde. Der Referent schilderte eingangs den hohen Wert des Kulturguts Dialekt, was man mit Maulart übersetzen könne. Deißlingen nehme gewissermaßen eine Sonderstellung ein, da im heimischen schwäbischen Dialekt deutliche Spuren des Alemannischen hörbar seien.

Als erstes zitierte der Bürgermeister i. R. Begriffe aus "Essen, Trinken, Lebensmittel", nannte typische Wörter wie "grunni Milk, mauke und schnaike, Kneisle und Gutter". Selbst in den beiden ganz nah beieinander liegenden Gemeindeteilen Deißlingen und Lauffen bestehen Dialekt-Unterschiede, beispielsweise "du/dau" oder "hucken/hocken".

Ein weiterer Abschnitt im Vortrag umfasste "lachende, jammernde, spitzfindige Ausdrücke" wie "giegse, grumse, klabastere oder schnazigalge". Dass mehr und mehr Begriffe aus dem Englischen in die deutsche Umgangssprache eingehen, wurde mit einigen davon deutlich gemacht: Shoppen statt kromen, car-port statt Auto-Dächle, event statt Veranstaltung.

Schwierig, teilweise unmöglich sei es, breites Deißlingerisch zu schreiben. Ein Lichtblick seien dagegen die schönen alten, gern gesungenen schwäbischen Lieder wie "Jetzt gang i ans Brünnele" oder "Jo, wenn i Geld gnuag hätt". Eine kurze, heitere Geschichte über einen "verdlehneten Rosestrauch" wurde erst schwäbisch, dann schriftdeutsch vorgetragen. Da sah man den großen Sprachunterschied.

Grasdackel und Ripp

Unerschöpflich sind die schwäbisch-alemannischen Ausdrücke im Bereich "Gesundheit, Krankheit, Gemüt". Nicht alle Zuhörer kannten noch Wörter wie "Beischde, driale, uleidig, wifle". Und augenzwinkernd nannte Ernst Spadinger anschließend Begriffe und Aussagen, wo sich wegen einem oder wenig mehr Buchstaben oder gar nur anderer Betonung in der Aussprache ganz anderes ergibt: "Gottig und gotzig, luse und luck lau, murkse und murgele".

Bevor der Referent unter starkem Beifall schloss, kam er noch auf das tags zuvor gesendete Interview von Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu sprechen, der sich für den schwäbischen Dialekt entschieden einsetzt. Noch passender wäre es nach Ansicht Spadingers gewesen, wenn er statt "Integration" den Begriff "Zemmahalt" und statt "sexy" besser "saumäßig guat" oder "gottsallmächtig schee" gebraucht hätte.

Zu guter Letzt durften saftige Schimpfwörter nicht fehlen, von denen nur "Kleferi, Grasdackel, Ripp und Dalläre" zitiert seien. "Lond au isern Dialekt it undergau", war dann Aufforderung und Klage zugleich. Begütigend ebenso: "Nint für uguat."