König Herrmann ist dabei – mit einem tollem Programmpunkt. Witzig und frech. Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgerball: Das neue "Konstanzer Konzil" tagt in Deißlingen / Lockrufe des Publikums / Tosender Applaus

Ein phantasievolle, bunte und witzige "Kuhpanische Nacht" erlebten die Besucher beim Bürgerball der Narrenzunft Deißlingen. Das Programm vom Feinsten brauchte sich nicht hinter der Fernsehsendung vom "Konstanzer Konzil" zu verstecken.

Deißlingen. Es wurde ein viereinhalbstündiges Programm geboten. Grandios, um es mit einem Wort auszudrücken. Vor allem war es für die närrischen Gäste in der ausverkauften Mehrzweckhalle sehr kurzweilig. Wenngleich die Protagonisten auf der Bühne mit der Mikrophonanlage zu kämpfen hatten.

Doch diese Anlaufschwierigkeiten in der neuen Halle wurde meisterhaft überspielt. Narrestückle, Tänze der Tanzgruppen der SG Deißlingen, "König Herrmann", Narrenräte und Fasnethits der Hagebänd bereicherten das Programm.

Die "Narrekind" durften natürlich nicht fehlen. Diese wurden mit dem "Flugzeug" eingeflogen. Dabei berichtete die quirlige Truppe von Gerda Liebermann und Steffi Buhl, was so alles in der Welt und im Ort im vergangenen Jahr los war. So zum Beispiel: "Beim neibe Wochemarkt in Lauffe, ka mr vill Sache kaufe. Eier und Nudle, Wurst und Käs vum Brett. Worum hond se dia Idee it scho belder ghett? Und kaufsch au mol a halbe Sau, kasch die sogar hoam fahre lau." Auch der Fipronil-Skandal blieb nicht verschont. Da hieß es: "Apropos Ei, mir fällt no äbs i, 2017 isch doch an Fiprinol-Skandal gsi. Beim butze vu d Schtäll ischs bassiert, do hond sich dia Eile infiziert. Wa mit deane ganze Eier bassiert isch, i woaßes it genau, ähm, duat hit Obed eigentlich Spiegelei ufd Speiskart druff schtau?"

Eröffnet war der Bürgerball. Mit "Just Dance" wirbelte danach gleich eine muntere Mädchenschar auf die neue Bühne und verzauberte die Gäste mit ihren Tanzkünsten. Die "Schmunzlers" gehören zum Bürgerball einfach dazu. Ohne Drea Kunz, Bele Schmeh und Rainer Schmeh fehlt etwas, nämlich die "Narrestickle" – und die sind das Salz in der Suppe. Fein dosiert, nicht versalzen.

Das Famose mit der langgesuchten Telefonsteckdose

Manch Deißlinger Zeitgenosse findet sich dabei wieder. So Manuel Traber, der mit der Telekom einen Vertrag abgeschlossen hatte. Alles war da. Router und Receiver. Das musste gleich ausprobiert werden. Doch er fand keine Telefonsteckdose im Haus. Kurzentschlossen ging er selbst ans Werk und zog die Strippen durchs ganze Haus. Genervt setzte er sich spät am Abend aufs Sofa. Feierabend. Da kommt sein Schatz nach Hause, macht die Zimmertüre zu: "As kunnt zum Vorschein, des isch des Famose, die langgesuchte Telefonsteckdose. Da alte Router war genau a deam Platz. ’s lang Kabel nit naitig und d’ Arbert fer d’ Katz."

Vor der Pause wurde es noch mal paradiesisch. Es wurde bei der neuen Mehrzweckhalle eine fast ausgestorbene Vogelart entdeckt, den "Tyranius Herrmannionis". Das Publikum musste die Vögel mit "Bier, Bier, Bier"-Rufen anlocken. Und sie kamen, die letzten ihrer Art. Paradiesische Prachtvögel bevölkerten die Bühne, tranken das Bier, das da als Lockmittel bereitgestellt wurde. Eine tolle Idee von der Gruppe "König Herrmann".

Karin Schmeh und Drea Kunz wurden von ihren Töchtern Bille und Sarah im Gebrauch der neuen Medien eingewiesen. Statt "Hashtag" (#) hieß es bei den älteren Putzfrauen "Häschdreck". Ein tolles Mutter-Tochter-Gespräch entwickelte sich. "Wa hond ihr au äbbl mit eiberm ›Häschdreck‹?", fragte Sarah Kunz. "Ha, so isch as Geschwätz vu eich Junga, des isch modern. I woaß au nit, wanes hoaßt, aber es hört sich cool a (Karin und Drea)." Da dämmerte es Bille Schmeh: "Etz kumm i druf, ihr sind so was vu bled. An Häschtäck isch koan Kehrichthaufa, an Häschtäck isch a Verlinkung vu schöne Sacha, die jeden interessiert."

Zwischendurch gab es ein paar Geschichten aus dem Ort wie der Stromausfall in Teilen Deißlingens oder der Einbruch im Lauffener Rathaus. Aber auch die Musiker, die nach ihrem Konzert das Schwimmbad eingeweiht hatten, bekamen ihr Fett weg.

Die Tanzgruppe Contrapunkt flog aus dem Weltall ein und schwebte auf der Bühne. Viel Beifall war der Mühe Lohn. Die "Gospelsingers" des Musikvereins sorgten für eine Bombenstimmung und einen musikalischen Höhepunkt. "Z’ Deißlinga ischt Fasnet, nu verruckte Narre, älle singet mit, mir lebat doch nu hit", hieß es. Und der ganze Saal sang mit. Klar, ohne Zugabe kamen die Musiker nicht davon.

Bier in Sicht – und bereits "Großen Jägermeister-Orden" überreicht

Viel beachtet war natürlich der Auftritt der "Narrenräte", die sich Verstärkung von Freunde geholt hatten. Dann der letzte Höhepunkt des Abends. Die Hagebänd spielte und sang aus ihren 25 Bühnenjahren die besten Hits. Darunter natürlich "Edeka", "Deißlinger Fasnet" oder "Hagebänd – Äbbl Durscht". Gesangliche Unterstützung hatten die Bandmitglieder von "Tati" Mitsche bekommen, die mit ihrer zauberhaften Stimme das Publikum begeisterte.

Zu diesem Jubiläum gratulierte die Zunft, denn die Hagebänd gehört zur Deißlinger Fasnet wie die Narrenfiguren der Hageverwürgerzunft. Natürlich hatte Zunftmeister Rainer Schmeh kein Geschenk mitgebracht. Die Mitglieder der Bänd dürfen dafür zu einer Brauereibesichtigung mit Verkostung. Außerdem bekamen alle noch den "Großen Jägermeister-Orden" überreicht.

Durch das Programm führten einmal mehr sehr professionell und mit viel Witz und Charme "de Simpl und de Siach" alias Tizian Lemperle und Lars Hirt mit Assistenz von Celine und Ann-Kathrin. Im Anschluss spielte die Tanzband "Flirts" aus Dauchingen zum Tanz auf. Und auch die Pforten der "Bierschwemme" öffneten sich.