Nibera-Geschäftsführer Reik Schröder wird 2019 von IHK-Gründungsberaterin Marlene Hauser in seinem Unternehmen in Schwenningen besucht und als erfolgreiches Gründer-Beispiel hervorgehoben. Jetzt verlagert er den Betrieb nach Deißlingen. Archiv-Foto: IHK Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Neuer Inhaber verlagert Schwenninger Unternehmen nach Deißlingen / Umzug läuft

Die Nibera Kunststoff GmbH übernimmt den Geschäftsbetrieb der insolventen Wollschläger GmbH & Co.KG in Deißlingen. Dies teilen Nibera und der Insolvenzverwalter in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.

Deißlingen (cor). Über das Vermögen der Wollschläger GmbH & Co.KG war am 1. Januar das Insolvenzverfahren eröffnet und der Rottweiler Rechtsanwalt Steffen Hattler zum Insolvenzverwalter bestellt worden. Der im Deißlinger Industriegebiet ansässige Betrieb fertigte in einem umfangreichen Maschinenpark mit insgesamt neun Mitarbeitern Kunststoffspritzgussteile.

Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten Ende 2019 hatte Firmeninhaber und Geschäftsführer Engin Ercan betont, dass nach einem zwischenzeitlichen Tief das Betriebsergebnis sowohl 2018 als auch 2019 ein Plus im deutlich sechsstelligen Bereich ausweise. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt. Dass die Firma in Schieflage geriet führte Ercan auf das enge Finanzierungskorsett zurück. So habe er laufende Kosten aus Krediten und den Dispositionskredit nicht mehr bezahlen können. Verhandlungen mit der Bank hätten zu keinem Ergebnis geführt. Daher habe er die Reißleine ziehen müssen. Er bedauere das zutiefst, hatte er im Gespräch betont. Denn er habe in die Firma, die er 2011 übernommen habe, nicht nur viel Geld, sondern auch Herzblut gesteckt.

Wie der Insolvenzverwalter erklärt, habe man von Beginn an einen umfangreichen Investorenprozess mit schließlich insgesamt acht Übernahmeinteressenten durchgeführt. Die große Anzahl an Übernahmeinteressenten sei nach den Angaben des Insolvenzverwalters vor dem Hintergrund der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufgrund der COVID-19-Pandemie mehr als erfreulich, so Hattler.

"Ungeachtet dessen musste zusammen mit dem Geschäftsführer Engin Ercan der Betrieb parallel auf die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst werden. Der funktionierende und laufende Geschäftsbetrieb sollte als Grundlage des Investorenprozesses erhalten bleiben", erklärt er. Die Anstrengung aller Beteiligten habe sich letztlich ausgezahlt. "In der Nibera Kunststoff GmbH konnte ein geeignetes Unternehmen gefunden werden, das alle Mitarbeiter weiterbeschäftigt." Für Reik Schröder, Inhaber der Nibera Kunststoff GmbH, ist die Übernahme die ideale Erweiterung seines Produktportfolios in einem modernen Industriegebäude, in welches er sein Schwenninger Unternehmen zeitnah verlagern wird.

Die Nibera Kunststoff GmbH fertigt im Schwerpunkt hochpräzise Kunststoffteile und kann mit dem nun erweiterten Maschinenpark von 30 Maschinen Spritzgussteile von 0,1 Gramm bis 1600 Gramm fertigen. Verarbeitet werden alle gängigen Kunststoffe sowie Hochtemperaturmaterialien und Biokunststoffe. Zum Kreis der Kunden gehören laut Mitteilung namhafte Unternehmen der Elektronik-, Möbel-, Medizin- und Uhrenindustrie.

Die aktuelle Corona-Krise sei laut Schröder Fluch und Segen zugleich: "Natürlich haben wir Umsatzeinbrüche erleiden müssen. Aber in Krisen muss man investieren – um wieder für die Kunden bereitzustehen, wenn diese uns benötigen." Der komplette Umzug aus Schwenningen nach Deißlingen sei bereits in vollem Gange und werde in Kürze abgeschlossen sein. Besonders stolz ist Schröder nach eigenem Bekunden aber auf seine – neuen und bisherigen – Mitarbeiter, ohne deren Bereitschaft und Einsatz die Zusammenführung zweier Betriebe kaum möglich wäre.