Analysen sollen zeigen, ob ein Terminal für den kombinierten Verkehr in der Region Zukunft hat. Symbolfoto: David Young Foto: Schwarzwälder Bote

Entwicklung: Regionalverband will mehr Güterverkehr auf Schiene bringen / Standort Deißlingen im Gespräch

Der Güterverkehr soll von der Straße auf die Schiene: Aber noch hapert es, unter anderem an der fehlenden Infrastruktur. Welche Lösungen bieten sich an? Das war Thema in der Sitzung des Verwaltungs-, Wirtschafts- und Verkehrsausschusses des Regionalverbandes Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Deißlingen. Noch ist es Zukunftsmusik, doch wenn es nach dem Willen der Ausschussmitglieder und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg geht, kann Deißlingen im Laufe der kommenden Jahre zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt für die ganze Region und sogar über ihre Grenzen hinaus werden. Ein Terminal für den so genannten kombinierten Verkehr (KV) kann im Industriegebiet Mittelhardt entstehen – und somit ein bedeutender Ort für den Straße-Schiene-Umschlag. Entsprechende Überlegungen stellte Martin Schmidt, Projektleiter für den Bereich Logistik, Verkehr und Infrastruktur bei der IHK, am Freitag im Hagestall dar.

Die Gäubahn und der Ringzug sind nach wie vor kritische Punkte

Klar ist: Beim Thema Verkehr gibt es noch jede Menge neuralgische Punkte. Vielen Ausschussmitgliedern stößt es sauer auf, dass es mit dem Ausbau der Gäubahn nicht so richtig vorangeht. Und auch die Elektrifizierung der Strecke Rottweil – Villingen ist ein Thema, das nach wie vor die Gemüter erregt.

Nun aber kommt der kombinierte Verkehr dazu. "Es ist ein guter Zeitpunkt, das Thema aufzugreifen. Auch angesichts der Klimaschutz-Debatte müssen wir nachdenken, ob mehr Verkehr auf die Schiene verlegt wird. Wir müssen da einsteigen", erklärte Schmidt.

Doch was hat das mit Deißlingen zu tun? Laut Schmidt gibt es zwischen Kornwestheim und Singen derzeit kaum leistungsfähige KV-Terminals. Die beiden Anlagen im Landkreis Tuttlingen – in Fridingen und Immendingen – hätten keine freien Kapazitäten mehr. Womöglich könnte in Deißlingen die notwendige Infrastruktur geschaffen werden.

Zwar sind noch weitere Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit und eine Potenzialanalyse zum Standort notwendig, doch die Zeichen stehen gut. Welche Fläche genau infrage kommt, muss ebenfalls noch ermittelt werden. Im Gespräch ist das Areal im Industriegebiet Mittelhardt, in dem die Ringzughaltestelle "Staatsbahnhof Trossingen" liegt. Die Lage sei laut Schmidt "nahezu ideal". Die Anbindung an die A81, B27, B 33 und B 523 sei gut, die Zollabfertigung direkt im Industriegebiet möglich, und auch die außerörtliche Lage spreche für den Standort. Ein wichtiger Nebeneffekt: Das Terminal würde zusätzliche Argumente für den schnellen Ausbau der Gäubahn und die Elektrifizierung des Ringzugs liefern. "Es ist eine spannende Möglichkeit", meinte Schmidt.

Deißlingens Bürgermeister Ralf Ulbrich (SPD) machte deutlich, dass er diese Entwicklung begrüßt. "Wir müssen hier aber auch die Bahn in die Pflicht nehmen", betonte er. "Die Bahn muss mit an den Tisch und ein anderes Verhalten an den Tag legen, als es bis jetzt der Fall war", fand er klare Worte.

Der allgemeine Tenor über alle Fraktionen hinweg war eindeutig: Man muss das Thema vorantreiben – und zwar ohne Verzögerungen. "Es ist wichtig und richtig, dass wir hier einsteigen. Wir müssen ein positives Zeichen setzen", sagte etwa Gerd Hieber (FWV), Bürgermeister von Sulz.

Ein zweistufiges Verfahren bis September 2020 ist geplant

Rolf Schwenk (Bündnis 90/ Grüne) betonte, der Zeitplan sei besonders wichtig. "Es muss ganz viel Druck entstehen, damit 2025 nicht nur die Elektrifizierung des Ringzugs, sondern auch die Fertigstellung des Terminals abgeschlossen werden kann", so Schwenk. Aber: "Auch bisherige Standorte dürfen nicht vernachlässigt werden."

Das Gremium beschloss einstimmig, eine Potenzialanalyse für ein mögliches KV-Terminal in Auftrag zu geben und sich inhaltlich sowie finanziell daran zu beteiligen.

Das weitere Verfahren ist in zwei Schritte aufgeteilt. Zunächst muss geklärt werden, ob sich die Errichtung eines Terminals lohnen würde – dafür werden das Güterpotenzial und der Bedarf analysiert und auch eine Prognose für die Zukunft erstellt. Im zweiten Schritt werden konkrete Standorte und Betreiberkonzepte genauer unter die Lupe genommen.

"Das Interesse ist sehr groß, aber ohne Faktengrundlage sagt kein Operateur und kein Spediteur: Ich investiere", erklärte Schmidt. "Ich gehe davon aus, dass die Mengen da sind", fügte er hinzu. Der Zeitplan für die Untersuchungen steht bereits: Die erste Analyse soll bis Ende März, die Auswertung der Standorte bis September 2020 abgeschlossen sein.