Gesellige Stunden im Jugendclub im "Hasenheim" gehören der Vergangenheit an. Foto: Kübler

Randale-Gruppen außerhalb des Hasenheims haben Projekt endgültig den Todesstoß versetzt.

Deißlingen - Die Bewährungszeit ist abgelaufen. Der Jugendclub im "Hasenheim" wird nicht mehr öffnen. Doch das liegt nicht an den Jugendlichen im Jugendclub selbst. Vielmehr haben Randale-Gruppen dem Projekt endgültig den Todesstoß versetzt.

Es war vonseiten der Gemeinde klar kommuniziert, dass der März quasi die Bewährungsprobe für den Jugendclub sein sollte. An vier Samstagen öffnete das "Hasenheim" seine Pforten, um zu sehen, ob der Treffpunkt, der sich in einem recht eng bebauten Wohngebiet befindet, eine Zukunft haben kann. Eines vorweg: Diese Zukunft hat der selbstverwaltende Jugendclub nicht.

"Das Problem ist nicht das, was im Jugendclub passiert ist", stellt Bürgermeister Ralf Ulbrich im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten klar. Das Problem, so der Deißlinger Schultes, seien die Jugendlichen, die sich vor dem Jugendclub daneben benähmen. Neben Lärmbelästigung kommen da nämlich auch Sachbeschädigungen hinzu. Zündeln oder das Ausräumen von Briefkästen beispielsweise. In den Vorgärten in der näheren Umgebung des Hasenheims errichteten die Unruhestifter gar Schnapsdepots und warfen Leergut auf die Grundstücke der Anwohner.

Sowohl Ralf Ulbrich selbst als auch Hauptamtsleiter Malte Kaupp seien immer mal wieder "raus", um zu schauen, welche Szenen sich vor dem Jugendclub abspielten. 50 bis 70 Jugendliche haben sich demnach stellenweise im Außenbereich des Jugendclubs aufgehalten, schildert Ulbrich. Das alles sei für die Anwohner dauerhaft nicht zumutbar, bedauert er das Scheitern, das, wie er betont, zum Leid derer, die sich gerne im Jugendclub aufhielten oder gar vorbildlich dafür engagierten, ausfalle.

Ein Blick zurück: Vor gut einem Jahr kamen Julian Emminger und Tobias Lechler auf die Gemeinde zu. Ihr Ziel war es, einen Platz zu schaffen, an dem sich Jugendliche, auch unter 18 Jahren, treffen können. Sie seien jederzeit erreichbar gewesen, lobt Ulbrich das gesamte Team, das Ende Mai vergangenen Jahres das "Hasenheim" bezog und den Club eröffnete. Doch bereits im Dezember 2017 folgte dann der erste Rückschlag für den Jugendclub. Nachbarn und Anwohner beschwerten sich über Krawallmacher. Und schon damals waren es nicht die Heranwachsenden im Club, die für Ärger sorgten, sondern die Gruppen, die außerhalb für Radau sorgten.

Kaum war der Club geschlossen, herrschte wieder Ruhe rund um das "Hasenheim". "Da hat die Anlaufstelle gefehlt", sagt Ulbrich. Um dem Jugendclub eine echte zweite Chance zu geben, hat die Gemeinde sogar den ortsansässigen Security-Dienst engagiert. Fünf Stunden lang seien je zwei Mitarbeiter jeden der vier Samstage vor Ort gewesen, um "den Jugendlichen hinterherzufahren", so Ulbrich im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch kaum waren die Personalien der ersten kleinen Gruppe aufgenommen, seien die Sicherheitsleute bei der nächsten Clique gefragt gewesen.

Gemeinde will neues Konzept ausarbeiten

"Das ist definitiv traurig", konstatiert der resignierte Bürgermeister. Besonders erschreckend sei für ihn die Tatsache, dass auswärtige Jugendliche scheinbar gezielt nach Deißlingen kommen, um Randale zu machen. Jugendliche, "die mit normalen Benimm- und Anstandsregeln nichts anfangen können", schimpft der Schultes.

Und auch im Hinblick auf den Alkoholkonsum hat Ulbrich laut eigener Aussage eine traurige Entwicklung festgestellt. "Wir haben zugestimmt, dass im Jugendclub Bier, Wein und Sekt an die über 16-Jährigen ausgeschenkt wird", schildert er. Aber draußen hätten die Jugendlichen harten Alkohol deponiert. So seien allein am vergangenen Wochenende über 20 Schnapsflaschen um den Jugendclub herum aufgesammelt worden. "Da fehlt mir das Verständnis, dass es scheinbar nur mit hartem Alkohol geht." Nun müsse die Gemeinde die Konsequenzen ziehen. Das bedeutet: Einen selbstverwalteten Jugendclub wird es "nicht mehr so schnell" geben.

Dennoch sei die Gemeinde gerade dabei, sich fachlich anders aufzustellen und mithilfe von Sozialarbeitern und auch der Streetworking-Stelle in Rottweil ein anderes Konzept auszuarbeiten. Aber "das wird seine Zeit brauchen".