Am Thementisch von Bürgermeister Ralf Ulbrich wird über Stärken und Schwächen der Gemeinde diskutiert. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Jugendkonferenz: An den Stationen kommt auch Kritik auf den Tisch / Mobilität und Treffpunkte im Fokus

Bei der Erstauflage 2017 beeindruckte die Deißlinger Jugend mit ihren Vorstellungen von der Teilhabe am kommunalpolitischen Geschehen. Auch diesmal fanden sich bei der Jugendkonferenz viele Teilnehmer ein. Im Gepäck hatten sie nicht nur Wünsche und Ideen, sondern auch schonungslose Ehrlichkeit.

Deißlingen. Wie bewerten die Jugendlichen ihre Gemeinde? Wenn man den Ergebnissen einer ersten Umfrage durch Moderator Udo Wenzel glauben darf, dann sind sie irgendwo zwischen "Es könnte deutlich schlechter sein" und "Da ist noch viel Luft nach oben" angesiedelt. Für Bürgermeister Ralf Ulbrich ist dieses Fazit überraschend. "Letztes Jahr war die Einschätzung besser. Offensichtlich haben wir Rückschritte gemacht – ein schlechtes Zeugnis für die Gemeinde", zieht er sein Fazit.

50 Jugendliche sind erschienen, etwa ein Drittel davon war schon vergangenes Jahr dabei. Und auch wenn mancher Jugendkonferenz- "Frischling" anfangs recht still ist, kommen an den Stationen im kleinen Kreis nicht nur Ideen auf den Tisch, sondern auch Meinungen. Die schmecken sicher nicht jedem, sind aber durchaus erwünscht.

Auch Ralf Ulbrich ist ein Verfechter klarer Worte. So verschweigt er bei einem kleinen Überblick über den Jugendkonferenz-Auftakt vergangenes Jahr rein gar nichts. Ein heißes Eisen ist das Thema Jugendclub. Nachdem dieser vor allem durch Randale alkoholisierter Jugendlicher Schlagzeilen gemacht hatte, zog die Gemeinde die Reißleine. Im März hatte sie den Jugendlichen eine neue Chance gegeben. Doch die Wiederöffnung auf Probe scheiterte, die Probleme waren dieselben wie zuvor.

"Ein paar der Chaoten sind heute auch da. Ganz ehrlich, was ihr da gemacht habt, war einfach dämlich", stellt Ralf Ulbrich klar. Wenn man sich Mühe mache und einen Treffpunkt schaffe, dann erwarte man im Gegenzug korrektes Verhalten der Jugendlichen.

Gleichzeitig räumt der Bürgermeister ein, dass man in Sachen Skatepark hinterherhinke. Schuld seien aufwändige EU-Zuschuss-Anträge und das Warten auf Zustimmung durch das Regierungspräsidium. Die Unterlagen habe man beieinander. "Ich wünsche mir, dass wir dieses Jahr mit den Arbeiten beginnen können", sagt er.

Ein Thema, das den anwesenden Jugendlichen nach wie vor besonders unter den Nägeln brennt, ist die Mobilität. Eine kurze Umfrage zeigt, dass die Mehrheit mit dem Bus fährt, einige wenige mit dem Fahrrad. Überraschend ist die Erkenntnis, dass keiner der Anwesenden bislang Gebrauch vom Mitfahrbänkle der Gemeinde gemacht hat. In der Diskussion am Tisch des Mobilitätsexperten Jakob Scheuble von der BUNDjugend Baden-Württemberg werden vor allem die Verbindungen nach Königsfeld und Niedereschach sowie die Fahrzeiten bemängelt.

Auch der Fahrradweg zwischen Lauffen und Deißlingen bekommt sein Fett weg. Der kommt bei der Jugend gar nicht gut an. Das Fazit: Der Schotterweg sollte asphaltiert werden.

Auch fehlende Treffpunkte sind ein Thema, das der Jugend am Herzen liegt. So meint ein Junge aus Lauffen, dass es in seinem Ort einfach an Möglichkeiten zum Chillen fehle. Seine Idee: "Den See am Knauf öffentlich machen." Das Thema Jugendclub scheint auch noch nicht vom Tisch zu sein. Am Tisch von Haupt- und Ordnungsamtsleiter Malte Kaupp wird rege darüber diskutiert, was falsch gelaufen ist und was besser gemacht werden kann.

Auf der anderen Seite gibt es auch einiges, das die Jugendlichen an ihrer Gemeinde mögen – die "geile Gemeinschaft" in den Vereinen etwa, aber auch die Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten. In den Gesprächen kristallisiert sich heraus, dass die Jugendlichen eigentlich gern in ihrer Gemeinde zu sein scheinen und daran interessiert sind, an ihrer Verbesserung mitzuwirken. Vieles ist richtig gemacht worden, einiges gibt es noch zu tun.