Ernst Ritter deutet auf den Hang, unter dem das Wasser der Ottilienquelle gefasst wird. Im Vordergrund der Ottilienbrunnen. Foto: Wolfer Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit Ernst Ritter auf Tour durch Hochhalden / Wunsch: Erhaltung der historischen Kapellensteine

Von Jürgen Wolfer

Deißlingen-Lauffen. Ernst Ritter wartet bereits in der Einfahrt seines kleinen, weiß verputzten Häuschens im Ottilienweg in Hochhalden. Den kleinen Weiler zwischen Lauffen und dem Rottweiler Stadtteil Bühlingen kennt er wie seine Westentasche. "Ich bin ein echter Zeitzeuge", sagt der 89-Jährige. "Dort hinten", er deutet mit seinen noch immer kräftigen Armen den Berg zur Kreuzung der Hochhalden- und Ottilienstraße hinauf, "dort bin ich geboren worden, in einem der kleinen Häuser. Und seit 1928 wohne ich nun schon hier in meinem Haus am Eingang der Ottilienstraße", sagt er stolz.

Ein Fleck ganz in der Nähe seines Anwesens hat es ihm besonders angetan: die Ottilienquelle. Mit strammen Schritten schreitet er die schmale Straße hinauf, biegt nach wenigen Metern rechts ab und hoppelt einige Stufen bis zu einem unscheinbaren Brunnen einen kleinen Hang hinab. "Da sind wir", sagt er. "Das ist der Brunnen, aus dem die Ottilienquelle sprudelt." Schwupps hebt er eines der über dem Trog liegenden Schmutzgitter an und planscht mit seiner linken Hand im kalten, klaren Wasser.

Das Wasser galt in früheren Zeiten einmal als heilbringend, als eine Quelle, durch die die Kräfte der Heiligen Ottilie persönlich auf Wallfahrende gewirkt haben soll. Ob Ritter das bestätigen kann? Der 89-Jährige winkt ab und grinst verschmitzt: "Awa", bricht es mit schwäbischem Akzent aus ihm heraus, "das glaub’ ich nicht. Ich hab’s früher einmal probiert. Aber das hat nach allem anderen als Heilwasser geschmeckt."

Nun ja, die wallfahrtsträchtigen Zeiten sind schon mehr als zwei Jahrhunderte her. Und an die früher zur Quelle gehörenden Ottilienkapelle erinnern heute nur noch drei Sandsteinreliefs in der Fassade eines Wohnhauses etwas oberhalb des Brunnens. "Die Steine müsste man einmal aus der Mauer herausnehmen, die sind schon stark verwittert", hofft er, dass diese Überreste konserviert werden.

Indes fällt ihm doch noch etwas über die Kraft der Ottilienquelle ein, als sich der kleine Rundgang durch den Weiler dem Ende nähert. Er deutet nach unten: "Hier fließen überall kleine Wasseradern unter der Straße und den Häusern durch. Die spüre ich besonders in der Küche. Das zieht in den Knochen, wie ein Magnet", schildert er seine Erfahrungen.

Also doch: Die Ottilienquelle umgibt eine geheimnisvolle Wirkung – allerdings ist sie weniger das Werk einer Heiligen als natürlicher Magnetismus. Ritter hat ihn mit einer Wünschelrute aufgespürt.