Wegen der Corona-Pandemie musste während der Versammlung Sicherheitsabstände eingehalten werden.Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunalpolitik: Der Zustand des ehemaligen Ochsens war Thema einer Versammlung der Bürger

Zum Wochenauftakt gab es in Deißlingen eine Einwohnerversammlung, wegen der Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen. Thema des Abends: Die Entwicklung des ehemaligen Ochsens.

Deißlingen (shr). Hintergrund für diese Einwohnerversammlung war das große öffentliche Interesse, das bei der Vorstellung eines Neubebauungsvorschlags im vergangenen Herbst deutlich wurde.

Der Gemeinderat hatte sich bereits im Jahr 2016, als dort beschlossen wurde, das Gebäude zu kaufen, mit dem Thema auseinandergesetzt. Alleiniger Grund für den Kauf war die Gestaltungshoheit an dieser exponierten Stelle des Deißlinger Ortskerns.

Nachdem von mehreren kontaktierten Bauträgern und Architekten der Erhalt des Gebäudes in Frage gestellt worden war, hatte der Gemeinderat ein Neubebauungskonzept in Auftrag gegeben. In den vergangenen Monaten wurde das Gebäude von Fachleuten näher untersucht und über Bauteilöffnungen der tatsächliche Zustand erfasst. Die Ergebnisse und die Vorstellung des Neubebaungskonzepts wurde den Bürgern am Montagabend vorgestellt.

Was dann auf die zahlreichen Deißlinger einschlug war niederschmetternd. Allein der Brandschutz, so Andreas Konopatzki vom Architektenbüro "Konopatzki und Edelhäuser", ließ sehr zu wünschen übrig. Vermüllte Fluchtwege, unsachgemäße Installationen, offenliegende Kabel und vieles mehr waren auf der Mängelliste.

Konopatzkis Partner, Klaus-Jürgen Edelhäuser machte es noch deutlicher. Zwar sehe das Gebäude von außen gut aus doch was im Inneren des Gebäudes los sei, sei schlichtweg erschreckend. Seine Worte unterlegte Edelhäuser mit grauenhaften Fotos vom Inneren des Gebäudes.

Keine Profis am Werk

Edelhäuser sprach von Pfusch: "Da waren keine Profis am Bau". Die abgehängte Decke im ehemaligen Schlecker sei nur mit Ketten aufgehängt worden, ein "No Go". Betonträger im Keller seien brüchig und wiesen handwerklichen Pfusch auf. Stahlträger seien korrodiert und beschädigt. Sein Fazit: "Eine Instandsetzung wird sich sehr schwierig gestalten".

Auch Alexander Vincent von der "STEG Stadtentwicklung GmbH" pflichtete dem bei. Vincent sagte aber auch, dass er eine Sanierung und Instandsetzung befürworte, wenn es noch was zu retten gäbe und es auch wirtschaftlich vertretbar sei.

Deshalb habe auch er Untersuchungen angestellt und dazu eine Rechnung für eine Sanierung gemacht. Rund 6,5 Millionen Euro müsste man demnach in die Hand nehmen. Dies könne jedoch nur eine grobe Kostenschätzung sein, betonte der Fachmann, "es könnte durchaus mehr werden". Diese Zahlen wirkten wie ein kleiner Schock auf die Deißlinger.

Außerdem sei das Gebäude nicht denkmalgeschützt sagte Vincent. Der markante Stufengiebel wurde erst 1932 gebaut. Diese Tatsachen waren den Anwesenden auch nicht bekannt, wie aus einigen Gesprächen im Nachgang hervorging.

Bleibt die Fassade?

Zum Schluss der Fachvorträge beschrieben Anna Heizmann (STEG) und Martin Cleffmann von "Schaut-Architekten Konstanz" die Möglichkeiten der Neubebauung des Areals, das etwa 2800 Quadratmeter umfasst.

Im Anschluss gab es eine Runde an verschiedenen Stationen, die aufgestellt worden waren. Hier konnten die Bürger Fragen stellen und Anregungen machen. In der dritten Runde des Abends wurden diese Fragen und Anregungen erläutert. Es kamen von den Bürgern einige spannende Anregungen. So zum Beispiel die eines Teilabbruchs und Erhaltung des Staffelgiebels, da dieser doch einen sehr hohen Identifikationswert für die Deißlinger sei. Oder aber auch der Vorschlag, Teile aus der alten Fassade mit in einen Neubau zu übernehmen.

Fazit des Abends war, dass der überwiegende Teil der Meinungen für einen Abriss und Neubau war. Bürgermeister Ralf Ulbrich war dankbar für so viel Engagement. Man nehme, so der Schultes für die weiteren Schritte mit, dass ein neuer "Hingucker" entstehen werde, der jedoch das jetzige Ensemble nicht imitieren solle. Auf der Tagesordnung des Gemeinderates könne das Thema jedoch erst im September stehen.