Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Monika Kustermann legt ihren Fokus auf Farbpracht und Tiefe

Farbgewaltig, intensiv und wild – der Betrachter kann sich Monika Kustermanns Kunst kaum entziehen. Zu viel gibt es hinter den brillanten Farben, die sofort auffallen, zu entdecken.

Deißlingen-Lauffen. Wenn Monika Kustermann malt, dann lässt sie ihren Gefühlen freien Lauf. Anders als beim Realismus gestaltet sie intuitiv. Wer nun aber glaubt, ihre Bilder entstünden spontan und ohne Logik, der liegt falsch. Vielmehr hat sie eine bestimmte Vorstellung, wie Formen und Farben zusammenwirken sollen, und hört nicht auf, ehe sie mit dem Ergebnis zufrieden ist. Seit 2006 beschäftigt sich die Übersetzerin für Englisch und Französisch nun schon mit der Malerei. Vorher gab sie Sprachkurse am Abend. Als diese vorbei waren, suchte sie ein Hobby und fand sich in der abstrakten Kunst wieder. "Sie ist dem Übersetzen nicht so fern. Für beides ist eine kreative Ader nötig", weiß sie.

Kustermann besuchte eine Kunstschule und spezialisierte sich auf Akte und Portraits. Seit vier Jahren hat die Künstlerin eine eigene Galerie in der Lauffener Neckarstraße.

"Ich fühle mich zum Expressionismus hingezogen." Auf der Leinwand verflüchtigten sich die Formen oftmals. Am Anfang eines jeden Projekts stünden aber ohnehin die Farben. Sie müssen intensiv sein, den Betrachter einfangen und ihn nicht mehr loslassen, bis er glaubt, das Geheimnis des Bildes entschlüsselt zu haben.

"Meine Kunst unterliegt einem ständigen Wandel. Begonnen habe ich mit Rot für Liebe und Veränderung, dann kam Gelb für Energie und Wärme", erzählt Kustermann. Um ihren Bildern zusätzliche Tiefe und Bewegung zu geben, verwendet die Künstlerin verschiedene Materialien wie Seidenpapier, Strukturpaste oder Asche, die sie mit Öl- und Acrylfarben eine Verbindung eingehen lässt.

"Einen Bezug entwickelt man erst später"

Die Suche nach den intensivsten Farben hat sie auch zu Farbpigmenten aus Nepal geführt, die sie auf alte Holzteile aus dem 18. und 19. Jahrhundert aufgebracht hat. "Das ist einfach wunderbar", sagt sie und streicht andächtig über die Holzstele.

Die Wahl der Farben erfolgt intuitiv. "Ich hatte eine lange Zeit eine Blau-Sperre", gibt Kustermann zu. Umso intensiver wirkt die Blau-Serie nun – als hätte sich die Kreativität angestaut, um sich nun farbenprächtig zu entladen. Zurzeit ist die Serie im Steuerbüro Breier in Villingendorf zu sehen. Einige ihrer Werke haben es aber sogar schon bis nach Brasilien geschafft. Bislang habe sie zudem immer das Glück gehabt, ihre Werke in Einzelausstellungen präsentieren zu können.

Das Besondere an Kustermanns Bildern ist, dass man sie mehrmals betrachten muss. Beim ersten Anschauen fallen die brillanten Farben auf. "Einen Bezug dazu entwickelt man erst später", weiß die Künstlerin. Denn in jedem Bild sind versteckte Botschaften zu entdecken – Gesichter, Formen, ja, ganze Geschichten. Je länger man das Bild betrachte, desto mehr entdecke man.

Ein Werk, das einen schon beim ersten Blick nicht mehr loslässt, ist "Aura". Ursprünglich wollte Monika Kustermann den ausschweifenden Edelmann Don Giovanni darstellen, verpasste ihm aber einen solchen durchdringenden Blick, der den Betrachter verfolgt, wo immer er steht, dass sie den Titel änderte.

Kustermanns Faszination für den menschlichen Körper manifestiert sich derweil in auffällig unaufgeregten Bleistift-, Kohle- und Graphitzeichnungen. "Bei meinen Akten geht es nicht um die Nacktheit", meint sie. Vielmehr stelle sie den Körper beinahe als medizinische Betrachtung dar. Haut spannt sich über Knochen, der Körper verbiegt sich, Muskelstränge können erahnt werden. "Mich reizt die Herausforderung", erklärt Kustermann. Deshalb beschäftigt sie sich auch gern mit Portraits. "Es ist wirklich schwer, den Ausdruck richtig einzufangen. Mich fasziniert, wenn ich es schaffe, den Augen einen stechenden Blick zu verpassen", meint sie.

Die Konzentration auf den Körper und ihre Leidenschaft für kräftige Farben vereinen sich in ihrem Werk "Society". Dort stellt sie einen Menschen mit männlichen wie auch weiblichen Attributen dar, der dem Einfluss der Medien unterliegt. "Manchmal arbeite ich auch mit Collagen", erklärt Kustermann. In den Körper des Menschen ist Zeitungspapier eingearbeitet. Und der Betrachter kann sich, wie so oft bei Kustermann, nicht entziehen, ehe nicht alles im Bild erforscht ist.