Ehrenbürger Hans Ohnmacht Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Ehrenbürger Hans Ohnmacht / Aufzeichnungen aus dem April 1945 / Einzug als "Kanonenfutter" befürchtet

Ein Zeitzeuge für das Ende des zweiten Weltkrieges war Hans Ohnmacht, Jahrgang 1929, der bereits verstorbene, langjährige Ortsvorsteher von Lauffen ob Rottweil.

Deißlingen-Lauffen/Dunningen-Seedorf (fus). Im Nachlass fanden seine Erben ein handgeschriebenes Büchlein, hauptsächlich mit Liedtexten und einem berührenden Text auf der letzten Seite.

Hans Ohnmacht, gebürtiger Seedorfer, war bereits in Seedorf in jungen Jahren in Vereinen aktiv. Ende der 1940er-Jahre war er Mitglied im Ausschuss des Sportvereins und des Musikvereins Seedorf. 1951 war er Mitbegründer des Harmonikaclubs Seedorf, in den Jahren danach stellvertretender Vorsitzender und Schriftführer.

Nach Heirat und Umzug nach Lauffen war er 24 Jahre von 1960 bis 1984 Vorsitzender des Harmonikavereins Lauffen und jahrzehntelang als Vorsitzender von Kreis- und Bezirksverband tätig. Von 1954 bis 1966 und von 1976 bis weit in die 1990er-Jahre war er Mitbegründer und Geschäftsführer der Kreisvereinigung Rottweil im deutschen Harmonikaverband. Von 1965 bis 1970 und von 1991 bis Ende der 1990er-Jahre war er Bezirksvorsitzender des Bezirks Rottweil/Freudenstadt im deutschen Harmonikaverband.

Seine zweite Leidenschaft galt der Kommunalpolitik, wo er mehr als 30 Jahre aktiv war. So war er von 1958 bis 1973 Gemeinderat in Lauffen und nach dem Zusammenschluss mit Deißlingen von 1974 bis 1994 Gemeinderat der Gesamtgemeinde. Von 1974 bis 1994 gehörte er dem Lauffener Ortschaftsrat an, von 1979 bis 1994 prägte er als Ortsvorsteher Lauffen.

Hans Ohnmacht war in sämtlichen Lauffener Vereinen Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzender des Harmonikavereins Lauffen. Er engagierte sich auch mehr als 25 Jahre im CDU-Ortsverband. Bis ins hohe Alter setzte er sich als stellvertretender Vorsitzender des Krankenpflegevereins Lauffen für seine Mitbürger ein.

Im Jahre 1998 erhielt Hans Ohnmacht das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste für das Gemeinwohl, insbesondere für sein langjähriges Wirken als Gemeinde- und Ortschaftsrat und Ortsvorsteher und sein Wirken im Harmonikaverband. 2010 wurde er zum Ehrenbürger der Gemeinde Deißlingen ernannt.

Den Text am Ende seines Büchleins verfasste er im April 1945, als der Krieg in den letzten Zügen lag und die Kriegsgegner immer näher rückten. Hans Ohnmacht, Jahrgang 1929, sollte mit seinen Jahrgangskollegen noch als "Kanonenfutter" eingezogen werden, was aber – Gott sei Dank, so seine Tochter Birgitt – nicht mehr der Fall war. Der originale Text lautet wie folgt:

"Zum Abschluß! 16. April 1945! Nun ist das Ende des Krieges nahe! Die Panzerspitzen der Feinde, die uns aber jetzt wie Erlöser sind, haben Freudenstadt erreicht! Und wir vom Jahrgang 1929 sollen fort, fort von der Heimat, fort von den Lieben. Jetzt, so nahe am Ende, sollen wir herausgerissen werden! Wie werden wir aufatmen, wenn die Feinde endlich auch zu uns kommen würden! Uns erlösen würden von der Knechtschaft der NSDAP! Es bleibt uns nur noch die Hoffnung. Sie allein hält uns, auch wenn es fast Gewissheit ist, daß, wenn wir fort sind, wir unsere Heimat nie wiedersehen. Wie Gott will! Hans Ohnmacht."