Aufsagen ist Tradition. Auch in Deißlingen gibt’s das dieses Jahr digital...Screenshot: Reinhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Aufsagen aus dem Narrenbuch funktioniert in Deißlingen auch digital

Deißlingen (shr). Es wäre der Höhepunkt der Deißlinger Fasnet gewesen: der Umzug am Fasnetzeischdig. Bereits um die Mittagszeit treffen sich normalerweise viele Narren aus Nah und Fern in der Deißlinger Turn- und Festhalle zum Mittagessen, denn in vielen Haushalten bleibt am Fasnetdienstag die Küche kalt. Seit vielen Jahren bietet die Narrenzunft Deißlingen das beliebte Fasnetessen in Halle an, schließlich ist eine gute Essensgrundlage für viele Narren wichtig vor einem Umzug.

Dann setzt sich um 14 Uhr der närrische Lindwurm mit vielen Gastzünften, dem Narrensamen und den vier Kindergärten in Bewegung. Doch eines beeindruckt jedes Jahr aufs Neue: Die vielen Hageverwürger, die in unendlicher Anzahl "das Oart nab jucket" – als ein Meer aus Blau.

Dieser grandiose Anblick brachte schon viele hiesige und auswärtige Umzugsbesucher ins Schwärmen und Staunen.

Dank Fasnetkalender muss nicht aufs Aufsagen verzichtet werden

Unter normalen Umständen folgt nach dem Umzug närrisches Treiben in der Festhalle und im Deißlinger Ortskern, wo es in den zahlreichen Besenwirtschaften rund geht. Auch eine Tradition ist es an diesem Tag, die Umzugsplaketten an die Besucher zu verkaufen. Seit Jahrzehnten bestehen diese aus Holz mit ständig wechselnden Motiven und sind so ein begehrtes Sammlerobjekt.

Doch in der Corona-Pandemie ist alles anders: kein Umzug, kein Narrenessen und auch keine Umzugsplaketten. Die Narrenzunft hat deshalb den digitalen Fasnetkalender angeboten. Kein Narr musste so auf das Aufsagen mit dem Narrenbuch verzichten.

Ein Hageverwürger verirrte sich da am Dienstagmittag in die "Rose", doch kein Mensch war anwesend. Dies entlockte dem Narr den Spruch: Tote Hose in der Rose. Doch er besann sich, dass er ja sein Narrenbuch dabei hatte, und obwohl es im vergangenen Jahr nicht viele Narrenstückle gab, hatte er eines aufgezeichnet und gemalt.

Ein Deißlinger ging darin zum Edeka-Laden und wollte Vogelfutter kaufen. Er nahm den Einkaufwagen und lud einen Plastikbeutel nach dem anderen auf. Dann ging er weiter durch den Laden und kaufte weiter ein, was er noch benötigte. An der Kasse machte man ihn dann darauf aufmerksam, dass er da was verliere. Es stellte sich heraus, dass ein Beutel des Vogelfutters kaputt war und er die Körner im ganzen Laden verteilt hatte.

Am heutigen Aschermittwoch öffnet sich pünktlich um 9 Uhr die zwölfte und damit letzte Fuaterlade der Deißlinger Narrenzunft.