Wolfgang Klink interessiert sich sehr für Deißlingens Ortsgeschichte. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Hobby-Historiker: Wolfgang Klink setzt sich mit Deißlingens Geschichte auseinander / Vortrag am 19. April

Tag und Nacht im Archiv "kruschteln" und so lange recherchieren, bis auch das letzte Detail geklärt ist: Das ist nicht Wolfgang Klinks Art. Der Hobby-Historiker hat jede Menge Ideen, aber zur Umsetzung braucht er erstmal eins: so richtig Lust drauf.

Deißlingen. Wer schreibt, der bleibt, heißt es. Und Wolfgang Klink wollte unbedingt etwas Bleibendes schaffen. Der 64-jährige Deißlinger interessiert sich schon lange für Geschichte. Doch erst, als er 2002 anlässlich der 1200-Jahr-Feier Deißlingens einige Anekdoten las, dachte Klink daran, Aspekte aus der Ortsgeschichte für die Nachwelt zu erhalten.

"Bereits 2000 hatte ich festgestellt, dass immer mehr Wirtschaften in Deißlingen dicht machten", erzählt der 64-Jährige. Und obwohl sein Wohnort groß ist, seien Gas-tronomiebetriebe dünn gesät. "Dabei war Deißlingen früher ja mal als Klein-Paris beinahe schon in Verruf", erinnert er sich. Damit das alles nicht vergessen werde, setzte er sich mit dem damaligen Bürgermeister Ernst Spadinger, "einer Koryphäe in Sachen Ortsgeschichte", zusammen und arbeitete das Thema auf.

Das Ergebnis waren nicht nur drei prallgefüllte Ordner mit Archiv-Material und alten Zeitungsartikeln, sondern auch sein erstes Werk mit Namen "...und vum Durscht schwätzt neamard". "Ich hätte noch viel mehr machen können, aber vieles durfte man nicht schreiben", sagt er lachend. Die dunkelsten Geheimnisse der Deißlinger, entstanden in so manch bierseliger Nacht, behielt er für sich.

Doch jetzt hatte Klink gewissermaßen Geschichtsluft geschnuppert. Besonders faszinierend finde er Menschen, die mehr geleistet haben, als sie mussten. So beschäftigte er sich mit dem Deißlinger Ehrenbürger Bruno Vetter, der im Ersten Weltkrieg in den Vogesen im Einsatz war. Durch einen Kontakt mit dessen Tochter habe er ein Tagebuch bekommen. "Das war ein riesiger Vertrauensbeweis, weil da ja auch private Familienangelegenheiten drin stehen", meint Klink.

Erinnerung ist wichtig

Wichtig sei ihm immer, dass die Deißlinger sich mit seinen Recherchen identifizieren können. So hätten sich viele Bürger noch an Vetter erinnert und Klink erzählen können, wie der Ehrenbürger war: ein Schulmeister, streng, aber gerecht.

Für Klink war er vor allem aufgrund seiner Erfahrung über den Weltkrieg spannend. Der 64-Jährige ist nämlich Teil einer Gruppe, die aus Schweizern, Franzosen und Deutschen besteht und Orte bereist, an denen sich Kriegsgeschehnisse abgespielt haben. "In Frankreich hat die Bewahrung dieser Plätze eine ganz andere Bedeutung", erklärt Klink. Während in Deutschland alles, was an Krieg erinnere, nach und nach entfernt werde, gehe es in Frankreich um den Erhalt der Erinnerung. Vetter sei etwa 1917 dort in den Vogesen im Einsatz gewesen, habe die Begebenheiten minutiös beschrieben. "Es ist etwas ganz Besonderes, zu wissen, dass er vor gut 100 Jahren am selben Platz stand wie man selbst", erklärt Klink seine Faszination.

Zurzeit mache er als Autor eine "künstlerische Pause", scherzt der Hobby-Historiker. "Ich habe noch einige Ideen, aber ich muss auch richtig Lust haben, dann lässt mich das Thema nicht mehr los", so seine Arbeitsweise. Ein gutes Beispiel: Sein erstes Werk habe er 2001 begonnen und 2014 veröffentlicht. "Da gab es lange Phasen, in denen ich die Arbeit einfach beiseite gelegt habe", sagt der Deißlinger. "Wenn es Spaß macht, fließt es aber nur so aus der Feder."

Aubert-Sage und Ahnen

Für die Zukunft hat der belesene ehemalige Bankkaufmann noch einige Ideen in petto, die er vielleicht eines Tages vertiefen möchte. Zum einen eine Sage, die erzählt, dass Graf Aubert von Calw unerkannt viele Jahre als Kuhhirte in der Gegend von Deißlingen gelebt haben soll. Auch die ehemaligen Deißlinger Mühlen seien es wert, untersucht zu werden.

Klink könnte sich auch vorstellen, die Bedeutung Deißlingens in der Region über die Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweg zu untersuchen. "Je weiter es zurückgeht, desto weniger greifbar ist es aber", befürchtet er, dass das Interesse der Deißlinger dann eher gering wäre. Spannend sei zudem eine Betrachtung der industriellen Entwicklung der Gemeinde in den vergangenen 100 Jahren.

Ein Thema, das Klink sehr beschäftigt, ist die Ahnenforschung. "Meine Eltern sind aus Ostpreußen. Da gab es nicht viel, doch zur Familie meiner Frau habe ich einiges gefunden", meint er. Typischen Deißlinger Namen wie Schuler und Hengstler nachzugehen, würde ihn schon sehr reizen.

Klinks jüngstes Projekt ist eine Sammlung von Ansichtskarten von Deißlingen aus den vergangenen 100 Jahren. Auf Flohmärkten und online habe er um die 120 Karten finden können und eine Präsentation vorbereitet, die die strukturelle und bauliche Entwicklung der Gemeinde darstellt. Am 19. April um 14.30 Uhr zeigt der gebürtige Deißlinger diese im katholischen Gemeindezentrum in Deißlingen.

Und wenn ihn bald wieder die Lust packt, einer Idee nachzujagen, dürfen die Deißlinger auf sein nächstes Heft zur Ortsgeschichte gespannt sein, denn wenn er sich einmal festgebissen hat, dann bleibt Wolfgang Klink auch dran.