Eine Stützwand mit 205 Metern Länge und zwei Metern Höhe. dient als Höhenausgleich zwischen Gleisniveau und natürlichem Gelände. Der Zug steht oberhalb der Stützwand, der Großstapler und die Lkws bewegen sich auf der Verkehrsfläche unterhalb der Stützwand. Foto: Scheidel

Ausgebeutete Knauf-Steinbrüche gelten als ideal zur Verfüllung sulfathaltigen Erdreichs von Stuttgart 21.

Kreis Rottweil - Etwa 1,5 Millionen Tonnen – eine Million Kubikmeter – Erdaushub von Stuttgart 21 sollen ab dem 6. Oktober bis etwa Anfang März 2018 von der Großbaustelle Stuttgart 21 zur Verfüllung des ausgebeuteten Gipsabbau-Geländes der Firma Knauff in Deißlingen-Lauffen herangekarrt werden. Vornehmlich per Bahn. Das hat für größere logistische Herausforderungen gesorgt, da der Knauf-Schienenstrang verlängert werden muss. Nur in genau definierten "Notfällen" soll ein Transport per Lkw nach Lauffen möglich sein.

Dass gipshaltiges Erdreich aus dem Aushub für Stuttgart 21 zur Verfüllung des abgebauten Geländes des Lauffener Bauplattenherstellers verwendet werden kann, war bereits vor nahezu vier Jahren im Deißlinger Gemeinderat spruchreif.

Auftragnehmer bei der Deutschen Bahn für die Abfuhr des auch Deißlingen betreffenden Teils des Erdmaterials von S 21 ist die Firma Baulog S21. Sie ist ein Zusammenschluss der drei Firmen Fischer Weilheim, UTL Konstanz und Gfrörer Empfingen speziell für das Projekt Stuttgart 21, erklärt Uwe Gfrörer von der Empfinger Schotterwerk GmbH & Co.KG, der an dem Vorhaben federführend beteiligt ist.

Damit die Anlieferung des Materials bis zu den Abbruchkanten möglichst geschmeidig funktioniert, investiert die Baulog kräftig in eine Verlängerung des betriebseigenen Knauf-Gleisanschlusses. Schließlich soll der Millionendeal zwischen Bahn, Transportkonsortium und Knauf ja ohne größere Nebengeräusche vonstatten gehen. Knauf-Werksleiter Mark Aretz freut sich über einen logistischen Zugewinn durch die in Richtung Rottweil/Stallberg verlängerten Bahngleise, die auch nach 2018 für Betriebsbelange von Nutzen sein dürften.

In einem Vertrag zwischen der Gemeinde Deißlingen und Baulog wurden viele Aspekte zur möglichst geringen Belästigung der Anwohner geregelt, insbesondere, wenn es an "Notfall-Tagen" Transporte über die Bundesstraße 27 per Lkw geben sollte.

Grundsätzlich aber gilt laut Gfrörer: "Die Anlieferung erfolgt per Bahn mit Containern. Die Container werden mittels Reachstacker (Großstapler) vom Zug genommen und auf Lkws gesetzt. Der Laster fährt in die Grube und kippt ab. Der Lkw kommt mit leerem Container wieder zurück. Der Container wird mittels Reachstacker wieder auf den Zug gesetzt."

Angeliefert werden sollen vier Halbzüge pro Tag, an sechs Tagen pro Woche mit jeweils 500 Tonnen, was einem Tagesvolumen von 2000 Tonnen entspricht.

Uwe Gfrörer und Axel Dörr von der Baulog betonten vor Deißlinger Gemeinderäten, dass der Transport mit Lkws teurer kommen würde. Insofern müsse die Möglichkeit des Transports mit der Bahn für alle Beteiligten als Glücksfall angesehen werden. Dies betont auch Knauf-Werksleiter Mark Aretz. Knauf sei verpflichtet, den Bruch für eine wünschenswerte Naturgestaltung zu verfüllen. Wenn das Auffüllmaterial nicht von Stuttgart  21 komme, müsse es wahrscheinlich mit Lastwagen angeliefert werden. Vor allem auch dieses Argument beeindruckte am Ratstisch, als vor einem dreiviertel Jahr die genauen Abläufe vorgestellt worden waren.

Verkehrstechnische Komplikationen befürchtete die Gemeinde Deißlingen damals vor allem mit Blick auf die schwierige Einfahrtsituation auf die B 27 vom Knauf-Gebiet her beim Transport mit Lastern. Nach den derzeit noch laufenden aufwendigen Maßnahmen für Bahntransporte werden solche "Notfall"-Transporte aber vielleicht gar nicht mehr zum Thema.