"Er kann Leben retten, vor allem wenn es um lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen geht", lautete die Botschaft einer aufschlussreichen Veranstaltung mit Bereitschaftsleiter Carsten Rinke und Ausbilder Dominik Mastragostino vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Sulz.
Sulz - Die Rede ist vom automatisierten externen Defibrillatoren, kurz AED, mit dessen Anwendung im Ernstfall schnell Erste Hilfe geleistet werden kann und somit Menschenleben gerettet werden können. In der breiten Masse der Bevölkerung herrsche jedoch noch immer eine gewisse Skepsis vor, was zu einer Hemmschwelle führe, wenn es um die Bedienung des Geräts gehe.
In dem lebendigen Vortrag vor 20 wissbegierigen Teilnehmern, die immer wieder Fragen stellten, lag der Fokus der beiden Rotkreuzler darauf, den Teilnehmern eben diese Scheu zu nehmen. Rinke betonte allerdings ganz klar: "Kein Defi-Einsatz ohne Herzdruckmassage, denn wenn kein Blut zirkuliert, dann bringt auch der Defi nichts."
Vom Auffinden bis zum Absetzen des Notrufs
Mastragostino demonstrierte anhand eines Dummies die Herzdruckmassage. 100 mal pro Minute müsse man bei Erwachsenen Druck auf den Brustkorb ausüben, bei Kindern mit einer wesentlich kleineren Lunge 120 mal.
Doch zunächst nahm Dominik Mastragostino die Teilnehmer mit auf eine theoretische Reise. Diese startete beim Auffinden der bewusstlosen Person, führte über den Versuch, durch direkte Ansprache und die Frage, ob man helfen könne, Kontakt aufzunehmen, bis zur Atemkontrolle, dem Einsetzen des AED und dem Absetzen eines Notrufs über die Telefonnummer 112.
Das Gerät entscheidet selbstständig
In 80 Prozent der Fälle, in denen eine Person bewusstlos ist, sei eine Herzsache im Spiel, erklärte Rinke. Daher wurden die Teilnehmer sensibilisiert, dass bei Rhythmusstörungen des Herzens oder gar Kammerflimmern jede Minute zählt.
Nach dem Einschalten gibt der AED dem Nutzer Anweisungen und führt die helfende Person sprachlich durch den Rettungsprozess. Man könne gar nichts falsch machen, so der Tenor von Rinke und Mastragostino. Nachdem die Elektroden nämlich am Patienten angebracht sind, entscheide das Gerät selbstständig, ob eine Defibrillation stattfindet oder nicht.
Jeder kann das Gerät bedienen
Wenn jemand lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen oder gar Kammerflimmern hat, soll der Defibrillator den natürlichen Herzrhythmus wiederherstellen. Dazu gibt das Gerät über Elektroden Stromstöße ab, die dem Herzen wieder zu seinem regulären Schlagrhythmus verhelfen sollen. Für Kinder unter acht Jahren muss eine spezielle Kinder-Elektrode verwendet werden.
Erstaunt waren die Teilnehmer, dass bei einer Früh-Deflation eine Überlebensrate von 50 bis 70 Prozent erzielt werden kann. "Das Gerät ist für Jedermann leicht zu bedienen." Es könne auch niemand für einen Fehler, was beim AED fast nicht vorkommen könne, in Verantwortung gezogen werden. Bei einer unterlassenen Hilfeleistung schon.
Benutzte Geräte beim Rathaus abgeben
Die altersmäßig bunt gemischte Teilnehmergruppe nahm die Gelegenheit im Anschluss wahr, an den Dummies die Herzdruckmaßnahme zu üben. "Das ist ganz schön anstrengend", so ein Übungsteilnehmer.
Bereitschaftsleiter Carsten Rinke verteilte Urkunden an die Teilnehmer, welche durch den Kurs zum "Lebensretter für den herzsicheren Landkreis Rottweil" ausgebildet wurden.
Lebensrettende Geräte über die Stadt verteilt
Da die Akkuleistung der AED nur für einen Einsatz ausgelegt seien, sollen die benutzten Geräte zur Aufarbeitung auf den Rathäusern oder im Bürgerbüro abgegeben werden.
Mit der Übergabe der ersten beiden AED-Geräte am 3. Juli 2019 wurde der Startschuss zu dem Projekt "Herzsicheres Sulz am Neckar" gemacht. Mittlerweile gibt es die lebensrettenden Geräte in der Breite über die Gesamtstadt verteilt. Ziel war es, ein AED-Gerät pro 1000 Einwohner an möglichst zentralen Standorten anzubringen.