Beim Stück „99 Luftballons“ von Nena stiegen Ballons hinter dem Ensemble des Musikvereins Dinglingen auf. Foto: Baublies

Beim Jahreskonzert des Dinglinger Musikvereins war vieles ganz neu – allen voran die Dirigentin Yvonne Heizmann. Am gelungenen Auftritt änderten auch „Gebrauchsspuren“, die laut Titel Teil des Konzerts waren, nichts.

Grundsätzlich heißen die Auftritte der rund 50 Musiker seit Jahren im Parktheater „Harmonie live“. Das war auch in diesem Jahr nicht anders. Da aber Yvonne Heizmann – als Nachfolgerin von Florian Haas – das Ensemble seit dem vergangenen Jahr leitet, lautete der Untertitel zu Recht: „Neu – mit Gebrauchsspuren“. Die neue Dirigentin hat ein Orchester übernommen, das auf einem soliden Fundament steht. Ob damit die Gebrauchsspuren gemeint sind?

 

Sicher ist, dass Heizmann, die 25 Jahre lang den Taktstock des Altenheimer Musikvereins in der Hand hielt, in Dinglingen angekommen ist. Ein kurzer Film zeigte den Abschied im Neurieder Ortsteil und die Wanderung entlang der alten B 36 bis zum Parktheater. Dann stand sie leibhaftig auf der Bühne. Die Vorschusslorbeeren nach dieser ungewöhnlichen Ouvertüre waren groß – und verdient.

Musiker imitieren Tierstimmen

„Light of Hope“ entwickelt sich zu einem Klassiker der sinfonischen Blasmusik. Der Japaner Hiroki Takahashi hat dieses sehr anspruchsvolle Stück als musikalische Überwindung der Reaktor-Katastrophe in der Präfektur von Fukushima im Jahr 2011 geschrieben. Tanja Kassel und Manuel Erfurt, die den Abend souverän moderierten, stellten dieses „Light of Hope“ mit der kurzen Erklärung vor. Das Ensemble gab zuerst die Tragik und dann das aufkommende „Licht der Hoffnung“ ausgezeichnet wieder. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Registern, kurzen Soloeinlagen und dem Zusammenspiel des Ensembles zeigten sich gerade hier sehr gut.

Etwas ganz anderes war „The Cuckoo“ (der Kuckuck), den Alan Fernie arrangiert hat. Das sprichwörtliche „Pfeifen im Walde“ war auf seine Art einer der Höhepunkte des Konzertes. Die Tierstimmen kamen nicht aus der Konserve. Einige der Musiker spielten dafür eigene Instrumente, die nicht zu dem gewohnten Stimmen eines Blasorchesters gehören oder sie verwendeten die gewohnten Instrumente zweckentfremdet. Der klassische Kuckucksruf, eine nicht zu verwechselnde Tonfolge, tauchte da immer wieder, mitunter auch sehr unverhofft auf. Ganz große Klasse war das Intro des Strauß’schen Walzers „An der schönen, blauen, Donau.“

Auch Stücke von Rockbands sind zu hören

Zum Konzert gehörte auch der „Urknall“ des Rock ’n’ Roll. Da Solistin Nicole Leitgeb erkrankt war, spielte das Ensemble nicht den angekündigten „Libertango“ von Astor Piazzolla, sondern ein Medley, das aus „Rock around the Clock“ von „Bill Haley and his Comets“ und – weil es so schön passt – „Tutti Frutti“ von Little Richard bestand.

Wiederum zu den sinfonischen Stücken gehörten „Symphonic Highlights from Frozen“ (hierzulande auch als „Die Eiskönigin“ bekannt) oder „Epic Gaming Themes“. Abgerundet wurde das Konzert mit einem Medley aus vier Ohrwürmern von Nena. Es waren nicht ganz 99 Luftballons, die hinter dem Perkussionensemble aufstiegen, aber immerhin. Ungewohnt war „Hardrock Dynamite“, ein Arrangement von Hits der Rockbands Nirvana, Kiss und Aerosmith.

Da durften Zugaben nicht fehlen und zuletzt gab es die „Böhmische Polka“ zum Mitklatschen.

Auftritt beim Maihock

Der nächste Auftritt des Musikvereins Harmonie Dinglingen ist am Donnerstag, 1. Mai, beim traditionellen Hock am Maifeiertag auf dem Lahrer Schutterlindenberg. Dieser beginnt um 10.30 Uhr und endet um 16 Uhr.