Ein begehrtes Stück Land: Das Flugplatzgelände umfasst aktuell rund 25 Hektar und ist komplett im Eigentum der Stadt Offenburg. Dort und auf umliegenden städtischen Grundstücken würde die Verwaltung gerne Gewerbe ansiedeln, der Flugplatz müsste aufgelöst werden. Foto: Bildstein

Unternehmen und Stadt richten begehrliche Blicke auf den Offenburger Flugplatz. Bis zu 36 Hektar Gewerbefläche könnten entstehen. Für die dort heimischen Flieger eine Katastrophe. Alternativen – wie der Lahrer Flugplatz – sind für sie keine Option.

Offenburg - "Für die Fliegergruppe ist der Flugplatz Offenburg die Existenzgrundlage", betonte deren Vorsitzender Stefan Kolb am Dienstag im Gespräch mit unserer Redaktion. Diese droht dem Verein entzogen zu werden.

Flugplatz seit 1996 an Fliegergruppe verpachtet

Das Problem: Das Gelände befindet sich im Eigentum der Stadt, seit 1996 ist der Flugplatz an die Fliegergruppe verpachtet. Die Verwaltung will nun quasi Eigenbedarf anmelden, den Sonderlandeplatz "zugunsten einer Gewerbeflächenentwicklung" komplett aufgeben.

So hat es die Verwaltung in einem Beschlussvorschlag für die Sitzung des Gemeinderats formuliert. Bis zu 36 Hektar neue Gewerbefläche könnten demnach entstehen. Das Entwicklungspotenzial werde dringend gebraucht, heißt es.

Der Offenburger Verein zählt etwa 312 Mitglieder – davon 192 aktive Flieger. Die Vereinsflotte umfasst Motor-, Ultraleicht- und Segelflugzeuge, insgesamt elf Maschinen. 28 weitere Fluggeräte befinden sich im Eigentum von Vereinsmitgliedern.

Verwaltung bevorzugt, Flugplatz aufzulösen

Die Verwaltung sieht grundsätzlich drei Optionen: Erhalt des Flugplatzes in der heutigen oder in verkürzter Ausdehnung sowie die von der Vorlage bevorzugte Aufgabe des Flugplatzes. Sollte alles bleiben, wie es ist, könnten nur rund zwölf Hektar nördlich der Landebahn Gewerbeflächen werden.

Bei einer Verkürzung immerhin fast 17 Hektar. In der Anflugroute würde für Gebäude jedoch eine Höhenbeschränkung gelten. In der Sitzungsvorlage führt die Stadt weitere Flugplätze in der Umgebung Offenburgs auf – wohl als mögliche Alternativen für die Fliegergruppe. Auch der Lahrer Flughafen und der Sonderlandeplatz Altdorf werden aufgeführt.

Umsiedelung nach Süden kein Thema für Offenburger Flieger

Eine Umsiedlung nach Süden ist für die Offenburger Flieger jedoch kein Thema. "Altdorf ist allein von der Größe her nicht machbar", argumentierte Kolb gegenüber unserer Redaktion. Und auch in Lahr sehe man sich nicht.

"Für ein paar Motorflugzeuge ist das sicher händelbar", spekuliert der Vereinsvorsitzende, "aber alles andere passt dort nicht". Für den Segelflugbetrieb sei der Flughafen aufgrund der dort bestehenden Regularien nicht geeignet. "Wir wären dort eher ein Störfaktor", konstatierte Kolb am Dienstag.

Zudem gehe es auch um die gesamte Vereinsstruktur, Ausbildung und Nachwuchsarbeit etwa. "Die Wege sind zu lang, um entsprechenden Vereinsbetrieb zu realisieren", so Kolb. Die meisten Mitglieder kämen direkt aus Offenburg und Umgebung. Bleibt im schlimmsten Fall also nur eine Auflösung? "An so ein Szenario wollen wir heute noch nicht denken", so Kolb.

Auch "Hagelflieger" starten am Offenburger Flugplatz

Darüber hinaus sind in Offenburg zwei Flieger der Hagelabwehr Ortenau stationiert. Auch dieser Verein sieht eine mögliche Umsiedlung kritisch. "Der Flieger muss bei Bedarf schnellstmöglich in die Luft", erläuterte Vorstandsmitglied Manfred Bannwarth im Gespräch mit unserer Redaktion.

Bei einem Start von einem stärker genutzten Flugplatz wie Lahr müsste unter Umständen abgewartet werden, bis andere Starts und Landungen abgeschlossen sind. Jedoch: "Die Frage nach einem neuen Standort und die Suche stellt sich erst, wenn Offenburg nicht mehr funktioniert. Und dann gibt es auch andere Möglichkeiten", so Bannwarth.

Entscheidung vertagt, Klausur geplant

Eigentlich sollte der Offenburger Gemeinderat am Montagabend eine Entscheidung fällen. Nachdem der Rat sich jedoch bereits fünf Stunden mit anderen Themen beschäftigt hatte, vertagte OB Marco Steffens die Entscheidung über die Zukunft des Offenburger Flugplatzes.

In dem Gremium gehen die Meinungen offenbar auch auseinander. Eine Klausurtagung mit allen Beteiligten vor der Sommerpause soll eine Entscheidungsgrundlage schaffen.