Im Kampf gegen das Corona-Virus könnten in den Klassenzimmern auch Luftreinigungsgeräte zum Einsatz kommen. Foto: dpa

60 Millionen Euro will das Land Baden-Württemberg für Luftfilteranlagen in Schulen ausgeben, um dadurch Ansteckungen mit dem Corona-Virus zu verhindern. Das Geld soll in Form einer Förderung an die Kommunen fließen. Folglich sorgte das Thema Luftfilter für eine kurze aber heftige Debatte in der jüngsten Sitzung des Kultur-, Umwelt-, und Sozialausschusses.

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Nagold - Schon Anfang Juni hatten die Gemeinderatsfraktionen von Grünen, SPD und FDP gefordert, die Schulen und Kindertagesstätten der Stadt mit Luftfiltern auszustatten (wir berichteten). Die Stadtverwaltung versprach damals, diese Option zu prüfen und das Ergebnis dem Gemeinderat vorzulegen. Am 20. Juli soll es nun soweit sein. Dann will der Gemeinderat über weitere Schritte entscheiden.

Doch die Zeit drängt, zumindest in den Augen mancher Stadträte. "Wir sollten nicht ewig warten, wenn wir jetzt schon wissen, dass im September die Lage wieder kritisch wird", mahnte Rose Hauenstein (Grüne) während der Ausschusssitzung. Das wollte Oberbürgermeister Jürgen Großmann nicht auf sich sitzen lassen und stellte klar: "Wir warten nicht, wir prüfen!"

Auf den Gemeinderat sieht Großmann eine schwere Entscheidung zukommen: "Sie müssen dann entscheiden, ob ein Gerät, das vom TÜV China abgenommen wurde, unseren Anforderungen an die Sicherheit genügt."

"Ein Schreckgespenst"

Doch das beeindruckte Hauenstein wenig: "China scheint ein Schreckgespenst zu sein, was immer wieder bei unterschiedlichsten Anlässen rausgeholt wird. Wir sind hier in Nagold."

Doch sollte sich der Gemeinderat tatsächlich entschließen, fast alle Klassenzimmer mit Luftfiltern auszustatten, könnte dies für die Stadt teuer werden. Denn die Förderung des Landes wird dafür voraussichtlich nicht reichen. "Am Betrag von 60 Millionen Euro sieht man schon, dass es eine Totalausstattung nicht geben kann", meinte Großmann.

Allerdings scheint der Oberbürgermeister sowieso wenig überzeugt, dass die Luftfilter einen entscheidenden Beitrag bei der Bekämpfung der Pandemie leisten werden. "Ein Thema müssen wir heute ausklammern, die Frage der Sinnhaftigkeit." Den Nutzen der Maschinen sieht Großmann als noch nicht erwiesen an. "Die Physiker streiten noch darüber."

Lärm als Problem?

Auch sei der von den Filteranlagen erzeugte Lärm ein Problem. Tatsächlich hatte zuvor schon Birgit Maier, Leiterin des Amtes für Bildung und Betreuung, berichtet, die wenigen bereits vorhandenen Luftfilter würden derzeit ausschließlich in den Lehrerzimmern eingesetzt. "Für die Klassenräume haben wir die Verwendung verworfen, weil sie für den Unterricht zu laut sind."

Brigitte Loyal (Grüne) brachte schließlich die Frage auf, ob auch der Einsatz in Kindertagesstätten geplant sei. Eine eindeutige Antwort konnte Großmann aber nicht geben. "Ich weiß noch nicht, was genau das Land macht." Auch er habe über die geplante Förderung bisher nur aus Medienberichten erfahren. Daher sei es sinnvoller, bis zur nächsten Gemeinderatssitzung zu warten. "Wir brauchen das heute nicht zu vertiefen, ich bitte sie noch um zwei Wochen Geduld."