Das städtische Budget für das Großevent ist offiziell gedeckelt. In Zeiten allgemeiner Verteuerungen stellt sich die Frage, wie noch ein attraktives Blumenfestival möglich ist.
Personal-, Material- und Energiekosten steigen, außerdem macht die Inflation viele Dinge teurer. Nur das städtische Budget für die Chrysanthema stagniert nun seit drei Jahren – bei 390 000 Euro jährlich. Wie kann es vor diesem Hintergrund langfristig weitergehen, damit eine attraktive Chrysanthema weiter möglich ist? Das hat unsere Redaktion die Fraktionssprecher des Gemeinderats gefragt.
Eberhard Roth (Freie Wähler): Die Freien Wähler können sich eine Erhöhung des Chrysanthema-Budgets grundsätzlich vorstellen. Zwar müsse die Stadt weiterhin mit Augenmaß wirtschaften, betont Eberhard Roth.
Doch wenn die Kosten steigen, sei eine Anpassung des Budgets notwendig. „Die Chrysanthema muss in ihrer bewährten Qualität erhalten bleiben – das ist die klare Zielsetzung meiner Fraktion“, so Roth. Mit der Blumenschau habe die Stadt ein Alleinstellungsmerkmal.
Sinnvolle Anpassungen schließt Roth dabei nicht aus: Als gelungenes Beispiel nennt er die Verkürzung der Veranstaltungsdauer von drei auf zwei Wochen im Jahr 2022.
Von der Idee, die Chrysanthema künftig nur alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, die verwaltungsintern bereits vor zwei Jahren diskutiert wurde, hält er hingegen nichts. Für ihn gehört die Schau fest zum Herbst in Lahr.
Busunternehmen, Handel, Gastronomie und nicht zuletzt die Bürger hätten sich darauf eingestellt. „Diese Regelmäßigkeit steckt in den Köpfen. Wenn wir das aufgeben, droht ein Bedeutungsverlust für die Chrysanthema“, warnt Roth.
Sven Haller (AfD): Die Themenbeete würden ihm gefallen, das Motto „Sagenhaft“ sei gut umgesetzt worden, sagt der Fraktionsvorsitzende der AfD über die Chrysanthema . Er habe aber auch Stimmen aus der Bevölkerung gehört, dass jetzt weniger Blumen gezeigt würden als in früheren Jahren.
Nun kosten die Blumen aber Geld – wobei Haller noch keine klar definierte Position zu der Frage hat, wie es mit den Ausgaben für die Chrysanthema weitergehen, ihr Budget eventuell erhöht werden soll. Das sei innerhalb der AfD-Fraktion noch nicht geklärt. Haller verweist auf die schwierige Haushaltslage der Stadt. Eine Lösung könnte es sein, den Sponsorenpool zu vergrößern und auch kleinere Unternehmen zu einem finanziellen Engagement zu bewegen, betont er.
Der Überlegung, das Blumenfestival nur noch alle zwei Jahre auszurichten, erteilt er eine klare Absage – „das wäre das Sterben auf Raten für die Chrysanthema“.
Ilona Rompel (CDU): Die Stadträtin nutzt jedes Jahr bereits vor der offiziellen Eröffnung die Gelegenheit, in aller Ruhe die geschmückten Plätze abzugehen.
Nichts Neues ist für Rompel die Überlegung, die Chrysanthema nur noch alle zwei Jahre zu veranstalten: „Diese Diskussion hatten wir schon in der Vergangenheit.“ Letztendlich gehe es beim Blumenfestival aber darum, auch den Lahrer Einzelhandel zu stärken. „Die Strahlkraft der Crysanthema muss erhalten bleiben.“
Roland Hirsch (SPD): Die detaillierte Gesamtkalkulation der vergangenen Jahre sei am Rat vorbeigegangen, erklärt der Vorsitzende der SPD-Fraktion. Es gelte nun abzuwarten, bis OB Ibert die genaue Kostenkalkulation der laufenden Chrysanthema vorlege.
Wenn man dann mehr wissen, gelte es zu entscheiden, wie es weitergeht. Hirsch vertritt die Meinung, dass die Schau jedes Jahr in etwa demselben Umfang stattfinden solle. Im Klartext hieße das, dass man eventuell darüber sprechen müsse, den bislang auf 390 000 Euro gedeckelten städtischen Zuschuss „kommod oder leicht“ zu erhöhen.
Besonders deutlich wird Hirsch bei der Frage nach der Dauer der Chrysanthema: Eine nur zweijährig stattfindende Schau hält er für falsch. Schließlich sei sie ein Booster für die Innenstadt, auf den man nicht verzichten dürfe.
Die diesjährige Ausgabe gefalle ihm gut, die Beete seien sehr gelungen. Er kritisiert aber, dass einige Händler in der Marktstraße ihre Außenfläche nicht passend zur Chrysanthema schmücken – dabei ließe sich das einfach umsetzen.
Sven Täubert (Grüne): Der Grünen-Fraktionsvorsitzende vermutet, dass sich die finanzielle Obergrenze von 390 000 Euro nicht halten lassen wird. Schließlich würden die Kosten für den BGL steigen.
Zudem verweist Täubert auf die Berichterstattung unserer Redaktion, nach der die tatsächlichen Kosten de facto ja bereits höher gewesen seien. In der Fraktion habe man bereits diskutiert, welcher zeitlicher Rhythmus für die Schau sinnvoll sei. Dabei gingen die Meinungen auseinander. So werde durchaus die Ansicht vertreten, dass eine zweijährige Chrysanthema möglich sei.
Die andere Seite betone jedoch, dass neue Intervalle schwierig für das Marketing seien, zudem müsse man auch an die Gäste und die Beschicker denken, die man ja halten wolle.
Täubert selbst tendiert zur jährlichen Variante – mit Kostenobergrenze. Man müsse sich dann alle Bereiche anschauen, um Einsparpotenziale zu definieren. Er selbst habe in diesem Jahr bislang nur die Eröffnung der Chrysanthema besucht. Was er dort gesehen habe, habe ihm gefallen.
Jörg Uffelmann (FDP): Der FDP-Fraktionsvorsitzende findet die diesjährige Chrysanthema sehr ansprechend, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion betont. Besonders begrüße er es, dass der „Tausendblütler“ namens Ozukuri nicht mehr am Urteilsplatz, sondern vor dem Storchenturm präsentiert wird. Das sei der bessere Ort, um diese gärtnerische Meisterleistung ins rechte Licht zu setzen.
Uffelmann verhehlt nicht, dass er vereinzelt gehört habe, es würden weniger Blumen als früher gezeigt. Werde er mit dieser Kritik konfrontiert, antworte er mit dem Verweis auf die Kosten, sagte er unserer Redaktion.
Soll deshalb also das städtische Budget für das Blumenfestival angehoben werden? Einer Diskussion im Rahmen der Haushaltsberatungen würde die FDP sich nicht verschließen, so Uffelmann, warnt aber: „Es darf keine zu große Ziffer sein“. Gar nichts hält er von der Idee, die Chrysanthema aus Spargründen nur noch alle zwei Jahre auszurichten: „Das wäre ihr schleichender Tod“.