Sigrid Nikutta Foto: dpa/Friso Gentsch

Die Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn, DB Cargo, will bis 2029 rund 5000 Arbeitsplätze streichen. Aus Sicht der Lokführer-Gewerkschaft ist das Ende des Unternehmens in seiner heutigen Form.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sieht das Ende der Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn (DB) AG in der jetzigen Form kommen. „Die DB Cargo hat sich entschieden, einen Personalabbau von mehr als 5000 Beschäftigten bis 2029 zu organisieren“, sagte der neue GDL-Chef Mario Reiß unserer Zeitung. Mehr als 2000 Mitarbeiter aus der Produktion seien momentan davon betroffen. „Wir haben zurzeit aktiv damit zu tun, dass unseren Kolleginnen und Kollegen massiv Kündigungen ausgesprochen werden.“

 

Die DB Cargo fährt der GDL zufolge seit fast zehn Jahren jährlich rote Zahlen zwischen 400 und 800 Millionen Euro ein. Nach einer Entscheidung der EU-Kommission dürfen die Verluste nicht mehr vom Mutterkonzern ausgeglichen werden, weil es sich dabei um unberechtigte Wettbewerbsbeihilfen handelt. Das Unternehmen wird aufgefordert, dass es sich bis 2026 wirtschaftlich eigenständig aufstellt. Daher wird seit Monaten um ein Sparprogramm gerungen.

Immer mehr Verwaltung – immer weniger Produktion

Als zentralen Grund der Unwirtschaftlichkeit nennt Reiß das wachsende Missverhältnis zwischen dem produktiven und verwaltenden Bereich: 40 Prozent der Belegschaft habe nichts mit der Produktion zu tun. Die Fachkräfte aus der Produktion jedoch, die jetzt weggeschickt werden, „gehen fast unbeschadet in neue Arbeitsverhältnisse“, sagt der Vorsitzende. „Die DB Cargo wird sie nie und nimmer wieder zurückbekommen.“ Andere Arbeitgeber signalisierten ihm schon offene Türen und eine gute Bezahlung der Kräfte. Wer bei der DB AG noch „davon träumt, wieder mehr Züge zu wirtschaftlich vernünftigen Bedingungen zu fahren, hat in Zukunft das Personal nicht mehr“.

Die Äußerungen von DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta ließen den Schluss zu, dass das Unternehmen eher in der Logistik denn als Bahnverkehrsunternehmen weiter agieren soll. Dies hätte auch den Effekt, dass die finanzielle Unterstützung von Bund und EU nicht zurückgezahlt werden muss. Es gebe zwei mögliche Wege: „Entweder sie kriegen die Firma wirtschaftlich auf die Füße gestellt – oder sie strukturieren vollständig um, sodass sie nicht mehr als DB Cargo erkennbar ist“, so der GDL-Chef. Aus seiner Sicht „führt der Weg nicht dazu, dass die DB Cargo saniert wird, sondern dass sie abgewickelt wird“.

DB-Cargo: Abbau resultiert aus Wirtschaftsschwäche

Laut einem Unternehmenssprecher startet DB Cargo mit Jahresbeginn „in einer neuen, branchenorientierten Struktur und orientiert sich an den Bedürfnissen des Marktes“. Man bleibe ein flexibler und verlässlicher Partner der deutschen Industrie.

Das Transportvolumen hänge davon ab, wie es der Wirtschaft geht: Wenn in der Industrie die Produktion sinke, gingen in der Folge die Transporte bei DB Cargo zurück. „Wir passen analog zur Industrie unsere Personal- und Kostenstrukturen an“, sagt er. „Die aktuellen Konjunkturprognosen führen dazu, dass wir bis 2029 von einem Verlust von 5000 Arbeitsplätzen ausgehen.“ Damit erhöhe sich der bisher erwartete Abbau von 2300 Stellen infolge der konsequenten Umsetzung der Transformation.

Die sozialverträgliche Umsetzung erfolge in enger Abstimmung mit der Interessenvertretung der DB Cargo. „Zu einzelnen Regionen können wir aufgrund der derzeit laufenden Gespräche noch keine Auskunft geben.“