Bären als Symbol für fallende Kurse und Bullen für steigende Kurse: Die Turbulenzen an den Aktienmärkten sorgen für Nervosität. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Nach einem Kursrutsch geht es mit den wichtigsten Indizes wieder bergauf. In der zweiten Jahreshälfte dürfte das Umfeld für Aktien aber schwieriger werden.

Frankfurt - Die Aktienmärkte haben schnell wieder Tritt gefasst. An den europäischen Börsen ging es am Mittwoch nach einem kräftigen Kursrutsch am Vortag wieder bergauf: Der Deutsche Aktienindex (Dax) und der Euro Stoxx 50, dem die größten Aktiengesellschaften der Eurozone angehören, legten um rund zwei Prozent zu. Gleichwohl deuten die Turbulenzen vom Dienstag auf eine wachsende Nervosität hin. Ist die Party an den Börsen also vorbei?

Nein, meint Joachim Schallmayer von der Dekabank. „Der Rücksetzer am Dienstag bedeutet noch keine Trendumkehr. Denn sowohl die Konjunkturdaten als auch die Unternehmensberichte, die wir zuletzt gesehen haben, fielen besser aus als erwartet.“ Die Deka hält es daher für möglich, dass der Dax in den nächsten Monaten die Marke von 16 000 Zählern erreicht – daran würden auch „leicht steigende Zinsen“ nichts ändern, meint Schallmayer.

Die Debatte über Zinserhöhungen wird Fahrt aufnehmen

Von einem möglichen Zinsanstieg hatte am Dienstag auch US-Finanzministerin Janet Yellen gesprochen – und damit die Kurse in Europa sowie an der US-Technologiebörse Nasdaq auf Talfahrt geschickt. Denn die niedrigen Zinsen beiderseits des Atlantiks gehören zu den wesentlichen Treibern der Kursrallye, die schon vor rund einem Jahr einsetzte.

„Dass die Rallye ins Stocken gerät, erwarten wir erst im zweiten Halbjahr, weil dann sicher verstärkt über die Notwendigkeit diskutiert werden wird, dass die US-Notenbank ihre Geldpolitik strafft“, sagt Schallmayer. Für den Herbst erwartet die Deka daher einen leichten Kursrückgang. Schon im Frühjahr 2022 könnte der Dax nach ihrer Prognose aber wieder über 16 000 Punkte steigen.

Noch stützen hohe Unternehmensgewinne die Kurse

Ähnlich beurteilt Markus Wallner von der Commerzbank die Lage. „Ab dem Sommer wird es nicht mehr so steil bergauf gehen“, meint er. „Die Inflationssorgen dürften zunehmen, getrieben auch durch Lieferengpässe wie bei den Halbleiter-Chips. Die Konjunktur frisst ein Stück weit sich selber.“

Für das zweite Quartal ist er noch optimistisch: „Die Bilanzsaison läuft hervorragend, so viele Gewinnanhebungen wie in den Berichten fürs erste Quartal hat es seit Jahren nicht gegeben. Auch für das zweite Quartal erwarten wir gute Ergebnisse, zumal einige Unternehmen natürlich auch von den Preissteigerungen profitieren, aber das wird dann auslaufen.“

Zykliker gewinnen gegenüber Tech-Konzernen an Attraktivität

Merklich vorsichtiger werden Anleger schon jetzt bei Aktien von Unternehmen, die zu den Gewinnern der Coronakrise gehören. Die Anteilsscheine der Online-Essensbestellplattform Delivery Hero und des Softwareherstellers Teamviewer notierten am Mittwoch weiter im Minus, nachdem sie bereits am Vortag kräftig Federn gelassen hatten. Die Fortschritte bei den Impfungen und die wachsende Hoffnung auf eine Lockerung der Coronaregeln haben offenbar Zweifel geweckt, ob diese Unternehmen ihr hohes Wachstumstempo halten können.

Bei den US-Technologiewerten komme hinzu, dass ihre Attraktivität wegen der zum Teil sehr hohen Bewertungen schon durch leichte Zinssteigerungen geschmälert würde, sagte Sven Lehmann von HQ Trust unserer Zeitung. „In Phasen steigender Zinsen, die ja meistens mit hohen Wachstumsraten zusammenfallen, schlagen sich auch konjunkturabhängige Unternehmen gut. Diese Zykliker sind derzeit noch günstiger als Tech-Aktien – deshalb schichten nun einige Anleger um.“