David Garrett Foto: dpa-Zentralbild

Der Popgeiger David Garrett schwebt vor 10 000 Besuchern nicht nur musikalisch durch die ausverkaufte Schleyerhalle.

Stuttgart - Es ist die Geige als Popspektakel, es ist David Garrett in der ausverkauften Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Der charmante Musiker aus Aachen führte am Sonntagabend 10 000 glückliche Zuhörer durch sein bunt schillerndes Easy-Listening-Paradies, in dem sich Pop auf Barock reimt, der „Highway to Hell“ in Beethovens Neunte einbiegt und Pfauenaugen die Bühne umkreisen.

Garrett, kein seltener Gast in Stuttgart, bot einmal mehr große Show. Der 32-Jährige, Sohn eines deutschen Juristen und Geigenlehrers und einer US-amerikanischen Primaballerina, hielt vor vier Jahren Einzug ins Guinness-Buch der Rekorde als „schnellster Geiger der Welt“.

Klassisches bevölkert Garretts Repertoire heute nur noch in seiner populärsten Variante – als „Säbeltanz“ Aram Chatschaturjans, als Rondo von Muzio Clementi, komponiert vor gut 200 Jahren, dem Popfan seit den frühen 1960ern jedoch bekannt als „A Groovy Kind of Love“, das schließlich auch Phil Collins sang. Rund um diese geschmeidigen Klassikmomente hat Garrett sein Popuniversum arrangiert, das von Justin Timberlake bis zu Led Zeppelin, von Coldplay bis zu Nirvana reicht. Dabei gibt er ein wenig den Piraten – mit einem gepflegten Hauch von Bart, in T-Shirt und lockerem Jackett, um den Kopf ein Tuch gewunden. Über sein Liebesleben schweigt Garrett, der gerne auf sein Publikum zugeht, sich aus, dafür erzählt er von den Frauen, Freundinnen und Kindern seines Doppelgängers, dem er während eines Flugs von Stockholm nach Paris begegnete.

Über sein vom Chaos gestreiftes Leben als Junggeselle mit Apartment in New York spricht er gerne: „Meine Mutter wollte kürzlich aufräumen. Ich sagte ihr: Wenn hier jemand einbrechen sollte, geht er wieder, weil er denken muss, er käme zu spät, jemand sei schon vor ihm da gewesen“.

New York auch auf der Bühne, als funkelnde Skyline, dann Blitze, grüner Nebel, Feuerwerk, züngelnde gelbe Flammen, Farbenspiele in Weiß und Pink – die Welt des David Garrett hat viele Farben. Auf der Bühne schließlich auch Sonja aus der ersten Reihe, die sich der Geiger „ganz spontan“ selbst aus dem Publikum geholt hat – sonst überlässt er dies seinem Tourmanager. „Die guckt weg, ich glaub’, die nehm ich!“, sagt er. Und schon sitzt Sonja neben ihm im Scheinwerferlicht, und David Garrett spielt ganz alleine für sie, vor Tausenden anderen. Später zeigt er seinem Publikum auch, dass er fliegen kann, durch die Lüfte, so wie es sich für einen märchenhaften Geiger gehört. Und er schreitet selbst durch das Meer seiner Fans, das sich für ihn teilt. John Miles, Queen und zuletzt die Beatles beschließen diesen Abend.