Alfons Koch ist mit der Neuordnung des Dautmergener Gemeindearchivs befasst und hat Interessantes gefunden. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Interessante Funde kommen aus der Vergangenheit bei der Archivierung der Gemeindeakten ans Tageslicht

Die Archivierung der Dautmergener Gemeindeakten wird demnächst beendet. Dabei hat Archivar Alfons Koch interessante Funde gemacht: Dautmergen war wohl früher das "Las Vegas" der Gegend. Spielsucht brachte die Menschen der Gemeinde in große Not.

Dautmergen. 2012 stellte die Gemeinde bei Kreisarchiv den Antrag auf die Archivierung ihrer Akten. Alfons Koch, Mitarbeiter des Kreisarchivs Zollernalbkreis, arbeitet nun seit Mitte September daran. 1740 Schriftstücke im Umfang von ungefähr 60 laufenden Metern hat er bearbeitet und inventarisiert. "Diese Akten sind das Gedächtnis der Gemeinde", hält Koch fest.

Jede Akte erhält Nummer

Bei der Archivierung werden die Akten zunächst geordnet. Dabei wird jede in die Hand genommen. Es werden ein Titel verfasst, die Datierung aufgeschrieben, eine kurze Beschreibung hinzugefügt und der Umfang in Zentimetern festgehalten. Der Leser solle wissen, was auf ihn zukomme, so Koch. Erst später erfolgt die Klassifizierung, und die Akte wird mit einer Nummer verzeichnet.

Die Daten werden elektronisch und auf Papier in Buchform festgehalten, damit man schneller auf Informationen zugreifen kann. Es kann themenbezogen im System oder Verzeichnis gesucht werden. Der Nutzer erhält dadurch die Nummer der Akte. Besonders wichtige Akten werden in mehreren Exemplaren auf Film festgehalten und nach Bedarf restauriert. Insgesamt acht Auflagen werden für Hauptarchive, Gemeindearchive und Staatsarchive zugänglich sein, in Zukunft könnte dies auch online erfolgen.

Bei der Archivierung stieß Archivar Koch auf interessante Funde: Das älteste Dokument ist aus dem Jahr 1515. Außerdem fand man beispielsweise Heiligenpflegerechnungen aus 1692, eine Schulchronik, die von Lehrern angelegt wurde, eine Bürgerliste mit Bürgerrechten aus 1700 und ein Ablösebrief der Lehen mit original Siegel aus 1768. Sogar eine bunte Zeichnung der Kirche und ihrer Umrisse konnte fündig gemacht werden.

Interessant sei, so Koch, auch ein Gerichtsprotokoll von 1811 gewesen, als ein Wirt angeklagt wurde, weil in seiner Gaststätte verbotene Würfelspiele gespielt wurden. Ein Schriftstück vom 18. Juli 1840 geht darauf weiter ein: Zu dem Zeitpunkt herrschte in Dautmergen ein allgemeiner Hang zum Würfel- und Kegelspiel. Früher war die Gemeinde sehr wohlhabend. Eine schlecht geführte Gemeindeverwaltung verschlimmerte aber die Verhältnisse. im Ort. Die zwei bis drei Kegelbahnen wurden zum Versammlungsort für mehr als 70 Bürger, wo sie Hab und Gut ständig verspielten.

Handel wurde im In- und Ausland getrieben, doch die Bürger zogen daraus keinen Gewinn. Um die Armut zu bekämpfen, verbot man die Spiele.

Der Kegelbahnbesitzer Aegidius Wager setzte sich dafür ein, dass eine Kegelbahn weiterhin bestehen durfte. Durch Beaufsichtigung solle sichergestellt werden, dass das Spiel im vorgegebenen Rahmen vor sich gehe. 1847 traten große Hungersnöte ein; die Spielsucht der Männer galt als Grund dafür. Der Verderb der Jugend hätte nur durch die Auflösung verhindert werden können, schreibt die Gemeinde an das Oberamt Rottweil. "Das Kegelspiel kann an sich nicht verboten werden, Verspielen aber einzelne Einwohner ihr Vermögen, so hat der Gemeinderat nach dem Polizeistrafgesetz vorzugehen", antwortet das Oberamt. So findet man in den Akten Erklärung für die Geschichte des Ortes. Eine Karte von 1784 zeigt sogar den damaligen Ortsplan mit Legende auf: "Diese Karte lasse ich restaurieren. Es ist der Schlüssel, den Ort verstehen zu können. Vor allem für die späteren Generationen", so Koch.

Die Ergebnisse der umfangreichen Arbeiten stellen Kreisarchivar Andreas Zekorn und Alfons Koch am Sonntag, 24. März, im Bürgerhaus vor.