Das Haus im Neckartalweg aus nord-östlicher Perspektive: Für die einen ein extravaganter Palast, im Sinne der Bauvorschriften aber zu hoch, zu massig, zu viel Grundfläche überbaut. Ungeachtet des schwebenden Verfahrens zum Nachtragsbauantrag steht das Haus zum Verkauf. Foto: Preuß

Verstöße gegen das Baurecht. Villa bietet laut Makler Wellnessbereich und Weinkeller.

Dauchingen - Eine Immobilie im Neckartalweg beschäftigt Gemeinderat und Verwaltung wegen Verstößen gegen das Baurecht bereits seit Jahren. Jetzt steht das noch nicht bezogene Haus zum Verkauf.

Ein in Schwenningen, Görlitz und Antalya tätiger Makler bietet das Anwesen für 2,79 Millionen Euro an. "Fühlen Sie sich wie ein Rockstar" ist das Inserat in den einschlägigen Portalen im Internet überschrieben. Vom noch laufenden baurechtlichen Verfahren findet sich nichts in der Werbeanzeige.

Dauchingen: Gemeinde legt Widerspruch ein

Rückblende: Bei dem Neubau ist es zu massiven Überschreitungen der Festlegungen des Bebauungsplans gekommen, unter anderem ist die Grundflächenzahl überschritten, zudem ist das Flachdach deutlich zu hoch. Die Errichtung von Garage/Carport ist einstweilen per Baustopp unterbunden. Der Bauherr hatte mit einem Nachtragsbaugesuch versucht, die Verstöße zu heilen. Allerdings versagte die Gemeinde dem Nachtragsgesuch das Einvernehmen.

Gegen die Entscheidung des Baurechtsamts des Landkreises, das Einvernehmen zu ersetzen und sich damit über den Willen der Gemeinde hinwegzusetzen, hat die Gemeinde im Mai fristgerecht Widerspruch eingelegt. "Wir haben am 2. September schriftlich nachgefragt und die Antwort erhalten, dass noch nichts entschieden sei", sagte Bürgermeister Torben Dorn auf Anfrage. Er gehe daher davon aus, dass die Angelegenheit noch nicht bei der Bezirksregierung vorliege und somit noch viel Zeit bis zu einer Verwaltungs-Entscheidung vergehen werde. Eine sich anschließende gerichtliche Klärung kommt in der Zeitschiene noch hinzu.

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Ein Ortstermin habe ebenfalls nicht stattgefunden. Den kann jetzt jedermann gewissermaßen virtuell wahrnehmen, denn das Anwesen wird auf den bekannten Immobilienportalen im Internet angeboten, mit einer Fülle von Fotos können sich Interessenten im Wortsinne ein Bild davon machen, was der Makler als "extravagant" und "kleiner Palast" bezeichnet. Die letzten Verschönerungen und der Feinschliff würden noch laufen, ansonsten stehe das noch nie bewohnte Haus zum Bezug bereit.

Die "hochmoderne Villa" sei auf drei Stockwerke verteilt: eine Wohnung im Erdgeschoss, eine im Obergeschoss und ein Kellergeschoss mit Wellnessbereich. Ein Weinkeller runde den "hinteren Kellerbereich wunderbar ab." Über zwei Eingänge komme man in den Sport- und Wellnessbereich. "Ansonsten beginnt der große Bereich mit einer Dusche und der Sauna. Vorbei an der Bar und Terrassenfenstern gelangt man zum etwa 15 x 4,5 Meter und über zwei Meter tiefen Pool und zum Liegebereich", preist der Makler die Immobile an. Überall sei auf Details geachtet worden.

Beim Klicken durch die zahlreichen Bilder wird deutlich, dass der Gesamteindruck der Inneneinrichtung eher nicht dem entspricht, was man im Hintervillinger Raum als gediegenes Zweifamilienhaus versteht. "Es lag zu keinem Zeitpunkt ein Antrag auf Nutzungsänderung vor", teilte Dorn auf Anfrage mit. Auf das laufende Verwaltungsverfahren habe der geplante Verkauf indes keine Auswirkungen: Was immer zur Rückbauforderung der Gemeinde entschieden werde gehe auf den Käufer über, sagte Dorn.