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Fehlerhafte Berechung an Ladesäule in Daimlerstraße. Säule von Gemeinde aufgestellt.

Dauchingen - Böse Überraschung für den Fahrer eines Elektroautos, der im Juli an der Ladesäule an der alten Waage in der Daimlerstraße geladen hatte: Er soll für den Ladevorgang satte 255 Euro bezahlen.

Der Fahrer des Elektroautos kommt aus Bayern und besuchte seinen Freund Phillip Förg. Als bekennender E-Autobesitzer lud der Gast sein Fahrzeug an der Ladesäule in der Daimlerstraße auf. Dort steht eine Säule mit zwei Anschlüssen bereit, die jeweils 22 Kilowatt abgeben können. Die Säule war von der Gemeinde mit finanzieller Unterstützung des Vereins Renergie VS aufgestellt worden.

Da die Gemeinde den Betrieb und vor allem die Abrechnung nicht selber organisieren kann und will, wurde die Säule ins Netz des damals führenden Dienstleisters "NewMotion" eingebucht.

Das holländische Unternehmen zählte zu den Pionieren der Elektrifizierung und hatte in der Szene einen ausgezeichneten Ruf. Hatte, denn mittlerweile wurde "NewMotion" vom Öl-Multi Shell übernommen – und seitdem gibt es eine Reihe von Beschwerden in den einschlägigen Foren. Unter anderem hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Beschwerde gegen Shell Recharge, wie der Dienstleister nun offiziell heißt, wegen Verstößen gegen die Preisangabeverordnung eingelegt. Kritische Elektroautomobilisten unterstellen dem Mineralölkonzern, durch gezielt schlechten Service die Verbreitung elektrischen Fahrens zu verzögern, um so länger an Erdölprodukten wie Benzin, Diesel und Öl verdienen zu können – ein Vorwurf, dem Shell natürlich widerspricht.

Gemeinde informiert

Der besagte Ladevorgang startete an einem Samstag im Juli um 16.30 Uhr, am Sonntag um 8 Uhr steckte der Besucher das Fahrzeug wieder ab. Berechnet wurden 33 Cent pro Kilowattstunde, hinzu kommt eine so genannte idle-fee (Trödelgebühr) von 5 Cent pro Minute. Das bedeutet drei Euro pro Stunde zuzüglich Stromkosten. Bei den geladenen 40 Kilowattstunden für 13,20 Euro und der Zeitpauschale von 46,50 Euro wären also knapp 60 Euro insgesamt fällig geworden. "Hier zeigt sich einerseits, dass Elektromobilität angesichts der Preisgestaltung ganz offenbar verhindert statt gefördert wird – andererseits wird deutlich, dass die Abrechnung insgesamt fehlerhaft ist", kritisieren Elektroautomobilisten.

Interessant, und hier darf die Gemeinde aufmerken: Als Eigentümer der Säule hatte sie zur Förderung der Elektromobilität festgelegt, dass die Kilowattstunde zum Einkaufspreis von 26 Cent abgegeben werden soll – und von einer Zeitkomponente war nie die Rede. Der Blick in die App von Shell Recharge ergibt auch genau dieses Ergebnis: Das Laden soll dort laut App, mit der der Ladevorgang auch gestartet werden kann, 26 Cent pro Kilowattstunde kosten – und sonst nichts.

Philipp Förg hofft nun, dass sich die Sache für seinen Freund klärt, damit er auch weiterhin zu Besuch kommt. Die Gemeinde wurde von ihm ebenfalls informiert.