Eugen Steimer in der Werkstatt seines Vaters im Uhrenindustriemuseum Foto: Marull Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Eugen Steimer besichtigt zum 95. ein Stück Kindheit

Dauchingen/VS-Schwenningen. Einen ganz besonderen 95. Geburtstag hat der Dauchinger Eugen Steimer am Donnerstag im Uhrenindustriemuseum in Schwenningen verbracht. Zwischen alten Uhren und ausgemusterten Industriemaschinen konnte er zusammen mit seiner Schwester, seinen Töchtern, Enkeln und Urenkeln in Erinnerungen schwelgen. War Steimer doch selbst viele Jahre neben seiner Tätigkeit als Landwirt auch als Werkzeugmacher bei m Uhrenhersteller Mauthe in Schwenningen beschäftigt.

Zu einem Exponat hat der 95-Jährige und seine Familie aber ein ganz besonderes Verhältnis. Besucher können im Uhrenmuseum die alte Werkstatt von seinem Vater Bernhard Steimer bewundern, die seit Mitte der 90er-Jahre dort ausgestellt ist. "Es war ein großer Wunsch von unserem Vater noch einmal in das Uhrenmuseum zu kommen. Sein Geburtstag war dafür der passende Anlass", sagte seine Tochter Renate Keller.

Sie und ihre Geschwister seien mit der Werkstatt im Elternhaus in der Deißlinger Straße aufgewachsen. Aber schon damals war die Werkstatt des Großvaters schon nicht mehr in Betrieb.

Der Vater von Erhard, Bernhard Steimer hatte sich 1921 selbstständig gemacht nachdem auch er einige Jahre bei Mauthe als Werkzeugmacher gearbeitet hatte. In seiner kleinen Werkstatt in Dauchingen stellte er für die Uhrenindustrie in Schwenningen Werkzeuge und Stanzformen her. Aber auch für den landwirtschaftlichen Betrieb war die Werkstatt nützlich: "Zum Butter machen, hat mein Vater einen Riemen an ein Butterfass in der Küche gespannt und neben seinen maschinen dann auch das Butterfass per Elektromotor betrieben", erinnerte sich Steimer.

1941 starb der Vater und die Werkstatt wurde nicht mehr gewerblich genutzt – allenfalls "zum Messer schleifen oder ähnliches", erzählte Steimer. Als 1993 das Elternhaus umgebaut wurde stand die Familie vor einer schwierigen Entscheidung: "Wir wussten nicht wohin mit den Maschinen", erinnerte sich Renate Keller. Ihr Mann habe aber dann aber vom Uhrenindustriemuseum erfahren, das damals sich gerade im Aufbau befand.

"Ich wusste, dass der Verein auf der Suche nach Maschinen war und ich habe ihnen die Werkstatt dann als Leihgabe angeboten", erzählte Wilfried Keller. Die Vereinsmitglieder waren begeistert. In mühevoller und akribischer Detailarbeit wurde die Werkstatt dann in das Uhrenmuseum "transloziert", sprich in Dauchingen abgebaut und eins zu eins in Schwenningen wieder aufgebaut. "Sogar die abgerissene Tapete und die Türrahmen sind haargenau wie früher", sagte Keller.

Er sei froh, dass die Werkstatt seines Vaters nicht irgendwo beim Schrotthändler gelandet, sondern im Museum als wichtiger Teil der Industriegeschichte zu sehen sei, meinte Steimer, ehe er die nächste Anekdote von früher auspackte.