Im Land arbeiten Lehrer „an der Schmerzgrenze“. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Zum Lachen oder eher zum Heulen? Die Datenpanne um 1440 angeblich besetzte Lehrerstellen im Land, das ist für Lehrerinnen und Elternvertreter aus VS ein „Skandal“.

Zu den „skandalösen“ Fakten, die nicht nur in Lehrerzimmern und Rektoraten, sondern auch bei Elternvertretern für Kopfschütteln und massive Kritik sorgen: Wegen eines Softwarefehlers wurden in Baden-Württemberg 1440 Stellen für Lehrer als besetzt ausgewiesen, obwohl sie es nicht waren. Der Fehler besteht offenbar schon seit 2005.

 

Tino Berthold, Vorsitzender des Gesamtelternbeirates Villingen-Schwenningen, wird im Gespräch mit unserer Redaktion mehr als deutlich: „Das ist ein Skandal“.

Die Schuldfrage zu klären, steht für ihn nun im Vordergrund, wobei seine Kritik vor allem auf das Regierungspräsidium Freiburg und das Staatliche Schulamt abzielt.

„Diese Stellen sind zuständig für die Lehrereinstellung und bekommen auch mit, wo wie viel Bedarf ist. Dabei hätte auffallen müssen, wo angemeldeter Bedarf und Stellenbesetzung nicht in sich stimmig sind.“

1440 unbesetzte Stellen, die jetzt, rein theoretisch, im ganzen Land, je nach Bedarf, besetzt werden könnten? Sind die Folgen spürbar oder eher bescheiden. Auswirkungen habe dies wohl nur wenig auf die Lehrerversorgung in Villingen-Schwenningen. Wenn überhaupt, so Berthold, handle es sich um eine Handvoll Stellen für den gesamten Kreis. Nächste, wie berechtigte Frage nicht nur für ihn: Wo sollen denn in Zeiten eines gravierenden Lehrermangels die „Referendare alle herkommen?“

Erstmal gelacht

Wie reagieren Pädagogen aus der Doppelstadt auf die Datenpanne? „Wir haben erstmal alle gelacht“, fasst ein Lehrer die Reaktionen seiner Kollegen und Kolleginnen zusammen. Ein bitteres Lachen, denn der Schul-Beschäftigte, der seinen Namen lieber nicht öffentlich lesen möchte, fragt sich nicht nur, wo das Geld für die 1440 Stellen geblieben sei. Andererseits hätte es zu Beginn der Panne noch genügend Lehrer gegeben, um die Stellen Baden-Württembergweit zu besetzen.

Im Gegensatz zu den letzten Schuljahren, die von Lehrermangel, Unterrichtsausfällen und vielen Krankheitstagen im Schuldienst geprägt gewesen und es noch immer seien.

Was kommt noch?

„Wir unterrichten schon lange an der Schmerzgrenze.“ Kurze Pause. „Und in Stuttgart verpennt man es, 1440 Stellen zu besetzen.“ Die Frage, die auch er und seine Kollegen sich stellen: „Was kommt als nächstes?“

Ergänzend heißt es aus schulinternen Kreisen: „Die Schulgemeinschaft kocht.“ Was bringt die Schulgemeinschaft zum Kochen bringt? Die „achselzuckende Schnoddrigkeit“ des Satzes: „Es ist ja kein wirtschaftlicher Schaden entstanden.“

Nichts verstanden

Dies zeige, dass wirklich nichts verstanden worden sei. 1440 Vollzeitlehrer hätten unter anderem ausgereicht, um die überdurchschnittlich hohe Anzahl der Schulabbrecher oder Kinder aus bildungsfernen Familien gezielt zu fördern. „Dieser wirtschaftliche Schaden ist enorm!“ Vor 2016 hätte es noch ausreichend Personal gegeben, um Stellen zu besetzen. Stattdessen sei die Regelversorgung stufenweise von 100 auf teilweise bis zu 70 Prozent heruntergefahren worden.

Könnte die Leitung des Staatlichen Schulamtes mehr über die Thematik und ihre Konsequenzen für den Schwarzwald-Baar-Kreis sagen? Sehr zurückhaltend äußert sich auf Anfrage unserer Redaktion Susanne Cortinovis-Piel, Leiterin des Staatlichen Schulamtes Donaueschingen. „Aktuell wird noch nach den Ursachen der „Computerpanne“ geforscht. „Deshalb können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Detailfragen beantworten.“