Ein Dashcam-Video zeigt das Rennen am Bahnhof. (Screenshot) Foto: Privat

Ein Autorennen in Sulz? In einer 30er-Zone? Man möchte es nicht glauben, doch genau davon existiert ein Video.

Zwei Autos blockieren die Straße, bringen sich nebeneinander in Position - und rasen dann los. Was man in unserer Region höchstens mal von der A81 kennt, das hat ein Zeuge mitten in Sulz erlebt.

 

Und: Er hat das Autorennen am späten Donnerstagabend nicht nur live gesehen, es hat sich auch noch direkt vor der laufenden Dashcam seines eigenen Autos abgespielt. Er hat das Ganze auf Video - unserer Redaktion liegt das Material vor.

Der Zeuge wendet sich an unsere Redaktion und schildert das Geschehen. Dabei wird auch deutlich, dass er trotz aller Gefährlichkeit eines Autorennens um ein Schmunzeln nicht umhinkam. Denn es handelte sich nicht etwa um hochgetunte PS-starke Karossen, sondern um zwei eher bescheidene Fahrzeuge.

„Ich war auf dem Weg von der Packstation am Aldi nach Hause. Da biegen diese zwei Kleinwagen in die Bahnhofstraße ein, stellen sich nebeneinander und blockieren mir den Weg.“

Mit Verwunderung habe er dann direkt hinter den Autos, links einem schwarzen Kleinwagen, rechts einem grauen Golf, gestanden.

 

Augenscheinlich wollen die vermutlich schwach motorisierten Autos gleichzeitig Gas geben und ein Sprintrennen veranstalten.

„Peinlich und dumm genug, sowas am Bahnhof zu machen - aber dann würgt der Fahrer des Golfs auch noch sein Auto ab, legt einen grandiosen Fehlstart hin“, erzählt der Zeuge. Der schwarze Kleinwagen legt daraufhin den Rückwärtsgang ein und fährt wieder auf Höhe seines scheinbar nicht so talentierten Kontrahenten.

Fußgänger und Taxifahrer werden ebenfalls Zeugen

Völlig unbeirrt von dem wartenden Fahrzeug hinter ihnen oder einem Fußgänger Richtung Backsteinbau, der ebenfalls Zeuge des Geschehens wird, geben beide schließlich gleichzeitig Gas. Sie liefern sich ein Rennen bis zum alten Postgebäude, der Golf bremst an einem Taxi ab - und beide fahren ab da wieder hintereinander. „Natürlich deutlich zu schnell, aber zum Glück greifen die beiden Hobby-Rennfahrer wohl auf nicht sonderlich viel Motorleistung zurück“, sagt der Zeuge.

Der junge Mann, selbst begeistert von Autos und Motorsport, kritisiert das Verhalten: „Man hat Anfang des Jahres bei dem tödlichen Unfall in Ludwigsburg ja gesehen, warum man innerorts keine Rennen fahren sollte. Scheint bei manchen noch nicht angekommen zu sein.“ Er schätzt, dass die Autos mit ungefähr 80 Sachen durch die 30er-Zone gerast sind.

Das Straßenrennen bei der Polizei anzeigen möchte er dennoch nicht - übermittelt aber unserer Redaktion das unkenntlich gemachte Videomaterial seiner Dashcam. Er hat die zumindest die Hoffnung, die Raser werden durch die Berichterstattung angesprochen und denken über ihr Verhalten nach.

Ob Sportwagen oder Renault Twingo – Rennen ist Rennen

Oder haben vielleicht andere Zeugen bereits Anzeige wegen des Rennens, das sich am Donnerstag kurz vor 23 Uhr in Sulz abspielte, erstattet? Auf Nachfrage beim Polizeipräsidium Konstanz erfahren wir: Von dem Autorennen ist der Polizei nichts bekannt. Wenn es allerdings fundierte Erkenntnisse gebe, dass so ein Rennen stattgefunden habe, dann werde ermittelt, so der Sprecher. Dazu müsse der Polizei am besten das Video vorgelegt werden.

Auf den Hinweis, dass es sich um zwei Kleinwagen und nicht die „typischen“ hochmotorisierten Autos gehandelt habe, erklärt der Sprecher, das mache keinen Unterschied. „Ein gefährliches Autorennen kann auch mit einem Renault Twingo stattfinden.“

Ein Glück bleibt, dass bei dem Rennen am Bahnhof niemand zu Schaden kam. Es gibt leider genug Fälle, in denen die Sache anders ausging.