Hinter dem SEK-Einsatz in Schwenningen steckt eine vermeintliche Geiselnahme. Foto: Marc Eich

Nach dem SEK-Einsatz am Montagabend in Schwenningen haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag Details bekanntgegeben. Demnach steckte hinter dem Großeinsatz eine vermeintliche Geiselnahme.

VS-Schwenningen - Die Nachricht klingt wie ein schlechter Scherz, hat sich aber nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft genau so abgespielt. Ein 27-Jähriger hat eine Geiselnahme fingiert, um an das Geld seiner 40-jährigen Freundin zu kommen. Der Plan ging schief – denn am Dienstagabend rückte, wie bereits berichtet, das Spezialeinsatzkommando (SEK) an und stürmte die Wohnung der angeblichen Entführer. Die Lüge war damit schnell aufgedeckt.

Doch von vorne. Am Dienstag erhielt, wie in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Polizeipräsidium und Staatsanwaltschaft Konstanz erklärt, eine 40-jährige Frau auf ihrem Smartphone Bilder ihres 27-jährigen Freundes. Was zunächst unspektakulär klingt, ist der Auftakt eines eigenartigen und offenbar nicht durchdachten Planes.

Ihr Freund scheint auf dem Bild verletzt, nachdem er offensichtlich körperlich misshandelt worden war. Gleichzeitig erhielt die Frau eine Textnachricht, dass sich ihr Freund als Geisel in der Gewalt einer Gruppe befindet. Nach Angaben der Polizei forderten diese angeblichen Entführer von der 40-Jährigen einen fünfstelligen Geldbetrag – wenn der nicht fließt, werde ihr Freund ermordet. Die Frau tat das einzig Richtige und informierte die Polizei.

Die Beamten nahmen den Vorfall ernst und konnten im Rahmen der eilig in die Wege geleiteten Ermittlungen eine Wohnung in Schwenningen als Tatort ausmachen. Diese befindet sich demnach in einem Mehrfamilienhaus in der August-Schwab-Straße. Die Polizei ließ das Gebäude mit verdeckten Kräften der Kriminalpolizei überwachen und forderte zugleich Spezialkräfte der Polizei an. Diese erreichten am späten Nachmittag die Doppelstadt und formierten sich sowohl am Polizeirevier in Villingen als auch an der Polizeihochschule in Schwenningen, um den Zugriff vorzubereiten.

Nachdem die Lage vor Ort nochmals beobachtet wurde, stürmte das schwer bewaffnete SEK um 19.30 Uhr die Wohnung. Dort trafen die Beamten auf das vermeintliche "Opfer" und weitere fünf Personen im Alter zwischen 28 und 38 Jahren. Dabei stellte sich heraus, das der 27-Jährige seine eigene "Geiselnahme" und die Erpressung lediglich vorgetäuscht hatte, um so an Geld seiner Freundin zu gelangen.

Und weil die Polizei schon einmal da war, konnten die Beamten zugleich Drogen und entsprechendes Konsumwerkzeug beschlagnahmen. Der 27-Jährige wurde kurzzeitig in Gewahrsam genommen – gegen ihn lag jedoch kein Haftgrund vor. Die Verantwortlichen müssen sich nun nach Aussagen eines Polizeisprechers voraussichtlich wegen Erpressung und Vortäuschen einer Straftat verantworten.