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Nein, für Schwäbisch ist in der Zeitung eigentlich kein Platz. Es wirkt auch nicht mehr zeitgemäß.

Nein, für Schwäbisch ist in der Zeitung eigentlich kein Platz. Nicht nur, dass es schwer zu lesen ist. Es wirkt auch nicht mehr zeitgemäß. Der Dialekt stirbt aus, wird oft behauptet, er verschwindet, oder wie der Schwabe sagen würde: Schwäbisch goat dr Bach na.

Wie gut, dass es Menschen gibt, die dieser These kraftvoll widersprechen. Menschen wie der Dialektforscher Eckart Frahm: "Der Dialekt stirbt schon seit 250 Jahren", sagte Frahm in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Mundarten seien eine Art Gegenbewegung zur Globalisierung: "Die Menschen sehnen sich nach einer vertrauten Umgebung - und Dialekt ist Heimat pur."

Wir glaubten ihm gerne und fragten unsere Leserinnen und Leser: Welches ist das schönste schwäbische Wort?

Die große Resonanz auf unseren kleinen Aufruf überraschte uns alle. Hunderte Zuschriften ließen nur einen Schluss zu: Der Dialekt ist quicklebendig. Zum schönsten Wort wurde übrigens das Muggaseggele erkoren (siehe die Umfrage rechts), der liebenswerte Ausdruck für die kleinste schwäbische Maßeinheit - glaubten wir zu wissen, bis uns Leser Siegfried Hofmann aus Fellbach eines Besseren belehrte: "Bei onsere Haiteggfirma Bosch, Daimler, Porsche wird längschd viel genauer geschaffd - uff a gschbalda Muggaseggeleshärlehoor genau."

So oder so - die Leserinnen und Leser wollten gerne noch ein Muggaseggele mehr Schwäbisch in der Zeitung lesen. Vielen ging es wie Heinz Kauber aus Urbach, der wehmütig bemerkte, "wie viele sinnlich kraftvolle und auch zart-derbe schwäbische Ausdrücke dahingegangen sind". Wörter wie Zirenga (Flieder) oder henderschefür (verkehrt herum). Ein schönes Erinnern, ein unverhofftes Wiederhören - so empfinden es viele. Die Flut der Zuschriften brachte uns auf die Idee, eine Schwäbisch-Ecke einzurichten - einen festen Platz für Anekdoten, Rezepte und Geschichten rund um den Dialekt.

Und so vergeht seit April kein Erscheinungstag mehr ohne "Auf gut Schwäbisch"- unter großartiger Mitwirkung von Leserinnen und Lesern, die uns nachhaltig mit Anekdoten und Begriffen versorgen, aber auch mit praktischen Vorschläge zur Rettung des Dialekts. Leser Siegfried Schad aus Stuttgart etwa regte an: "Wie wäre es, wenn der Einzelhandel bei regionalen Erzeugnissen auf regionale Benennungen zurückgreifen würde?" Also Krombiera für Kartoffeln. Stellvertretend für alle Leser, die seit Beginn von "Auf gut Schwäbisch" angeregt in ihrem Wortschatz graben, steht Manfred Gugel aus Nürtingen: "In meiner Jugendzeit wurde immer wieder der Ausdruck verkassematukla verwendet. Ich bitte um Verdeutschung!"

Für die "Verdeutschung" ist der Balinger Sprachforscher Roland Groner zuständig. Der frühere Schulleiter leistet uns bei der Suche nach dem Ursprung schwäbischer Begriffe wertvolle Dienste. Er schätzt den schwäbischen Dialekt als "ein Kulturgut, das nicht verloren gehen sollte". Groners Beiträge werden von einem wachsenden Publikum gelesen und geschätzt - was zu immer neuen Leseranfragen führt. Doch der Reihe nach: Verkassematukla war zuerst gefragt. Verdeutschung folgt im Januar.