Was sagen Service-Dienstleister aus Villingen-Schwenningen zur Frage: Sollte ich Trinkgeld geben? Und vor allem: Wie viel Trinkgeld ist angemessen?
Ein paar Euro mehr für das Mittagessen, ein kleiner Aufschlag im Taxi oder ein kleines Dankeschön beim Friseurbesuch. Trinkgeld ist ein Zeichen der Wertschätzung. Doch bei Kartenzahlung und immer knapperen Budgets scheint die Bereitschaft, Trinkgeld zu geben, zu sinken. Doch stimmt das? Unsere Redaktion hat sich in den verschiedenen Service-Branchen in Villingen-Schwenningen umgehört.
Restaurants:
„Bei uns wird alles fair aufgeteilt, so bekommt jeder etwas ab“, erklärt Marc Spindler, Kellner im „Bun Bun Burger“ in Schwenningen. „Aber das wird auch immer weniger“, ergänzt er. Als Ursache sieht er hier die immer kleiner werdenden Budgets der Kunden und die sich häufende Entscheidung, mit der Karte zu zahlen. Er weiß, dass die meisten Kellner auf das Trinkgeld angewiesen sind und findet, das fünf bis zehn Prozent Trinkgeld angebracht wären, um die Bemühungen des ganzen Teams wertzuschätzen. „Circa 70 Prozent der Besucher geben Trinkgeld“ doch das bedeutet auch, das fast ein Drittel keins gibt.
Taxigewerbe:
Im Taxigewerbe ist es ähnlich. Mehmet Orgo ist Taxifahrer bei City Taxi in Villingen-Schwenningen und erlebt täglich die schwankende Großzügigkeit seiner Fahrgäste: „Es gibt Tage, da bekommt man keinen Cent und Tage, da bekommt man 20 bis 30 Euro“, berichtet er. Ihm fällt auf, dass er am Anfang eines Monats mehr Trinkgeld bekommt als gegen Ende. Auch das Alter der Fahrgäste spielt laut Orgo eine Rolle: „Ältere Leute geben meist mehr als Jüngere.“ Wie auch in der Gastronomie, sieht er die immer kleiner werdenenden Budgets und die häufigere Kartenzahlung als Hauptgrund für das sinkende Trinkgeld.
Friseur:
Bei den Friseuren in der Umgebung ist das etwas anders. Friseurmeister Rene Berer, der beim Friseur „Hair Skill“ in Schwenningen arbeitet, bekommt regelmäßig Trinkgeld. Er meint, „zehn Prozent Trinkgeld sind schon realistisch.“ Für ihn ist klar: „Trinkgeld ist eine nette Geste für guten Service.“ Er weiß aber auch, dass gerade junge Friseure auf diese Geste angewiesen sind. „Wenn jemand mit Karte zahlt, gibt es oft kein Trinkgeld“, ist seine Erfahrung. Er findet, dass fünf bis zehn Prozent Trinkgeld durchaus angemessen sind, sagt aber auch: „Jeder gibt, was er kann und das reicht auch.“
Café:
Jasmin Schadku ist Bedienung im Café Dammert in Villingen-Schwenningen. Sie bekommt regelmäßig Trinkgeld, wobei sie nachmittags am meisten bekommt. Auch ihr fällt auf, dass sie an Feiertagen und in der Weihnachtszeit mehr bekommt. Sie freut sich, wenn ihre Bemühungen, es den Gästen recht zu machen, mit Trinkgeld honoriert wird. „Ein bis zwei Euro geben die meisten“ und damit ist die Studentin auch sehr zufrieden. „Ich bin dankbar, dass sie überhaupt was geben“, sagt sie. Ihr fallen keine Veränderungen des Trinkgeldverhaltens auf, seitdem mehr Leute sich entscheiden, mit der Karte zu zahlen. Sie werde oft gefragt, ob das Trinkgeld mit überwiesen werden kann.
Es lässt sich also sagen: Ein Trinkgeld zu geben, ist nie verkehrt. Angemessen sind circa fünf bis zehn Prozent, wobei das je nach Branche etwas variieren kann. Auch bei bargeldloser Zahlung per Karte ist es möglich, einen kleinen Betrag als Trinkgeld extra zu geben. Denn was für die Gäste oft nur ein kleiner Betrag ist, macht für das Personal am Ende des Monats einen großen Unterschied im Geldbeutel.