Bei Stromausfall funktionieren Bargeldautomaten nicht mehr. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Fällt der Strom aus, ist an Bargeldautomaten schnell Schluss mit der Ausgabe. Was für den Fall eines Blackouts geplant ist und woran geforscht wird - ein Überblick.

Dass bei einem großflächigen Stromausfall in Sachen Bargeld so gut wie nichts mehr geht, ist schon lange bekannt.

 

Das Büro für Technikfolgenabschätzung, das 2011 im Auftrag des Bundestags Risiken und mögliche Folgen eines Blackouts untersuchte, riet bereits damals: "Die Deutsche Bundesbank steht vor der Aufgabe, in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Einsatzkräften des Bevölkerungsschutzes zumindest eine rudimentäre Bargeldversorgung der Bevölkerung sicherzustellen."

Von Organisations- und Logistikkonzepten, von einem erweiterten Sicherheitskonzept war die Rede. Daneben stand die Frage im Raum: Können private Sicherheitsdienstleister die intensive Auslieferung von Bargeld ausreichend absichern?

Die Bundesbank plant für kürzere Krisen

Seitdem ist wenig passiert. Die Bundesbank selbst hat zwar Konzepte entwickelt. Umfangreiche Risikovorsorgemaßnahmen gebe es, Krisenmanagementpläne und Business-Continuity-Planungen, Pläne zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs also.

Aber: "Diese Planungen zielen vor allem auf Ad-hoc-Maßnahmen während kürzerer Krisen – ein bis höchstens fünf Tage – ab und verschaffen dadurch Vorlaufzeit, um bei länger andauernden Krisen weitere Maßnahmen ergreifen zu können", erklärt Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann unserer Redaktion.

Für einen länger andauernden Stromausfall gibt es demnach keine konkreten Pläne, "eine unmittelbare flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld in Verbindung mit einer funktionierenden privatwirtschaftlichen Logistikinfrastruktur" sei aber das Ziel.

Forschungsprojekt: So könnte Bargeld bei Stromausfall verteilt werden

Wie diese Versorgung gelingen könnte, dazu forscht das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS). Die Widerstandsfähigkeit der Bargeldversorgung in Not- und Krisenfällen soll gestärkt werden. Dazu startete 2020 das Forschungsprojekt BASIC. Nun ist das Thema hochaktuell. Die Entwicklung zeige, "wie wichtig es ist, sich bereits im Vorfeld auf Krisenszenarien – wie beispielsweise eine Pandemie oder einen Stromausfall – vorzubereiten", berichtet Laura Brouer, die die zuständige Arbeitsgruppe Supply Chain Services leitet, unserer Redaktion.

Eine Forschungsgruppe schlägt für den Fall eines Blackouts vor, dass einzelne Bargeldbezugspunkte genutzt werden. Wie sie ausgewählt werden, sei abhängig vom Krisenszenario. Geprüft werde etwa, wie viel Prozent der Bargeldbezugspunkte noch beliefert werden können, wo es alternative Punkte gibt.

Bei Blackout möglicherweise Notstromaggregate an Bargeldstationen

Im Fall eines großflächigen Blackouts wäre allerdings fraglich, ob Bargeldausgabestellen überhaupt beliefert werden können, wenn der Treibstoff ausgeht. "Dies ist ein relevanter Punkt", bestätigt Brouer. "Der Optimierungsalgorithmus ist jedoch so konzipiert, dass dieser auch für die Krisenprävention eingesetzt werden kann" – etwa bei der Platzierung von Notstromaggregaten an den Bargeldstationen. Ab wann das Sicherheitsrahmenkonzept greifen könnte, ist unklar. Sicher ist: Ende des Jahres 2022 wird es fertiggestellt.

Welche Menge an Bargeld nötig sein wird, wenn keine Kasse und kein Kartenlesegerät funktioniert, lässt sich indes nicht abschätzen. Brouer: "Bei Projektstart, der mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammengefallen ist, konnten wir zudem feststellen, dass Krisen nicht automatisch zu einem Anstieg der Bargeldnachfrage führen, sondern sogar der gegenteilige Effekt eintreten kann und die Bargeldnachfrage anfangs während Corona stark gesunken ist."

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät, für den Fall eines Stromausfalls auch Bargeld zur Verfügung zu haben. Eine genaue Summe wird nicht genannt. Deutlicher wird die Österreichische Nationalbank: Sie empfiehlt, bis zu 100 Euro pro Haushaltsmitglied gut gesichert aufzubewahren – bestenfalls in kleinen Scheinen.