Die Kings of Leon aus der Musikerstadt Nashville, Tennessee Foto: dpa

Die US-amerikanische Band Kings of Leon legt ihr neues Album „When you see yourself“ vor. Es klingt betont ruhig.

Stuttgart - Gestern noch ein Newcomer, heute schon Stadionrocker? So kommt’s einem bei den Kings of Leon vor – doch die Erinnerung trügt. Denn die drei Brüder Caleb, Jared und Nathan Followill sowie deren Cousin Matthew Followill aus Nashville haben ihre Band, wie man verblüfft nachblättern kann, bereits vor über zwanzig Jahren gegründet. Und als Headliner auf den großen Festivals werden sie auch nicht erst seit ein paar Jahren, sondern bereits seit ihrem Album „Only by the Night“ gehandelt, das auch schon wieder dreizehn Jahre alt ist. „Gelungen“ ist ihnen seinerzeit damit der auch kommerziell von Erfolg gekrönte Wechsel von den semibekannten Indiemusikern hin zum nur noch leicht folk- und alternativeangehauchten Mainstream-Rock-Act, der – wie Spötter schreiben – „selbst gewählten Verniedlichung“.

Selbstbespiegelung im achten Album?

Drei weitere Nummer-eins-Alben folgten, zuletzt 2016 „Walls“ – und nun liegt nach einer fünfjährigen schöpferischen Pause, die nach eigenem Bekunden der Band und auch nach Ansicht vieler Beobachter angesichts vieler eher lustloser Darbietungen inklusive Konzert- und Tourneeabbrüchen dringend nötig war, von diesem Freitag an ihr achtes Werk „When you see yourself“ vor. Der Selbstbespiegelung dient es freilich nicht, einen übermäßigen Gewinn aus dem schöpferischen Krafttanken hört man ebenso wenig. Vielmehr klingt es so sonor wie jene Glocken, die hier vielleicht den Startschuss für eine Art Alterswerk einläuten könnten, was bei den vier Anfangsvierzigern (und mittlerweile Familienvätern) allerdings ein wenig verfrüht anmuten mag.

Allgemein sind die elf Tracks auf „When you see yourself“ in einem teils sehr geruhsamen Duktus gehalten. Selbst ein Stück namens „Stormy Weather“ vermittelt nur im Refrain ein wenig stürmisches Aufbegehren, ansonsten ist von Stadionrocksound ebenso wenig etwas zu hören wie – wohltuenderweise – vom Schielen nach einem großen neuen Hit. Selbst die Vorabsingle „100 000 People“ ist da weder in die eine noch die andere Richtung ein Ausreißer. Erst zum Ende hin, im Stück „Supermarket“, lebt tatsächlich ein wenig Indieseligkeit auf, die im darauffolgenden Fast-schon-Coldplay-Zitat „Claire & Eddie“ sofort wieder eingebremst wird, ehe das Album so sanftmütig verklingt, wie es mit „When you see yourself, are you far away“ begonnen hat.

Das Werk passt zur Zeit

Freunde des sehr gepflegten, allerdings auch wenige bis gar keine Kanten aufbietenden Klangs sind hier richtig, mit seinem gediegenen Wohnzimmersound passt das Album womöglich gar gut in unsere Selbstisolationszeiten. Freunde der ambitionierten, finessenreichen und Hörkonzentration einfordernden Musik hingegen müssen sich weiterhin in Geduld üben.