Hier soll in wenigen Wochen die Rutschpartie beginnen können. Foto: Klormann

Zwischen Georgenäum und Wald hat sich in den vergangenen Monaten viel getan. Bis Ende Juni soll nun der nächste Höhepunkt der Stadtgarten-Umwandlung fertig werden: zwei große Rutschen. Und: Das Projekt dürfte Calw bundesweit bekannter machen.

Die Werke der Firma Atlantics GmbH dürften vielen Menschen bekannt sein. Sie finden sich etwa im Indoor-Freizeitpark Sensapolis in Böblingen, am Beckenrand im Freibad Bad Teinach, am Baumwipfelpfad Bad Wildbad oder im Wild- und Freizeitpark Allensbach am Bodensee.

 

Bald wird eine ihrer Konstruktionen auch im Calwer Stadtgarten zu finden sein – denn das Unternehmen fertigt Rutschen an.

Laut Oberbürgermeister Florian Kling handle es sich um einen weltweit führenden Hersteller in diesem Bereich. Die Firma besteht seit mehr als 30 Jahren und hat nach eigenen Angaben bereits mehr als 2500 Projekte in mehr als 60 Ländern umgesetzt.

Was ist zu den Rutschen bekannt?

Knapp 150 000 Euro, inklusive Installation, werden die beiden geschlossenen Edelstahl-Rutschen mit Bullaugen (für Licht im Inneren) kosten, die der Bau- und Umweltausschuss jüngst in Auftrag gab.

Wie so viele andere Arbeiten, die seit Monaten im Stadtgarten laufen, sind sie Teil des Umgestaltungsprojektes, das fast genau auf den Tag genau vor vier Jahren mit einem Gemeinderatsbeschluss auf den Weg gebracht wurde. Anstoß und Ideen kamen damals von der Gruppe „Tourismus, Freizeit, Natur“ des Arbeitskreises Innenstadt.

Insgesamt ist ein Budget von 1,5 Millionen Euro für das Areal eingeplant; 90 Prozent davon kommen aus einem Förderprogramm des Bundes zur Klimaanpassung.

Und selbst die Rutschen werden dabei bezuschusst – denn diese gelten als Anreiz, Fahrzeuge stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen.

Losgehen soll es mit dem Bau am 1. April, fertig sein soll alles bis Ende Juni.

Geplant sind zwei Rutschen; die längere startet am Weg oberhalb des Einstiegs des bereits fertigen Panorama-Holzsteges und wird 32 Meter lang, die untere, die eine Wegbiegung darunter errichtet wird, hat eine Länge von 17 Metern. Zum Vergleich: Die Rutsche, die vom Baumwipfelpfad Bad Wildbad nach unten führt, hat knapp 80 Meter.

Was wurde aus der vorgesehenen dritten Rutsche?

Ursprünglich war zudem eine dritte Rutsche geplant gewesen; in der Detailplanung habe sich jedoch herausgestellt, dass für diese das Gelände sehr stark abgetragen werden müsste, um die optimale Rutschneigung herstellen zu können, berichtet Projektleiterin Melanie Gentzel von der Abteilung Tiefbau der Stadt Calw.

Zudem hätte diese Rutsche die geringste Abkürzungsstrecke geboten; Kosten und Nutzen hätten nicht im Verhältnis zueinander gestanden. Kling formulierte es positiv: So gebe es noch Optimierungspotenzial für später – vielleicht wenn eine „Bundes-Rutschen-Förderinitiative“ auf den Weg gebracht werde, scherzte er.

Was ist bereits getan?

Doch auch insgesamt hat sich seit Beginn der Arbeiten Ende 2023 vieles im Stadtgarten getan. Bereits fertig ist etwa die Entsiegelung der Wege im Georgenäumsgarten, die zu einem großen Teil gepflastert wurden.

Sitznischen mit Bänken und Trockenmauern sind dort geschaffen worden, außerdem ein Weg ohne Treppenstufen bis zur Schillerstraße und dessen neue Beleuchtung, neue Treppen und zwei Schichtmauerwerke, die später auch als Sitzplätze fungieren. Die Abdeckplatten fehlen aber noch.

Außerdem ist seit Mitte Februar der Panorama-Holzsteg freigegeben, der unterhalb der Altburger Straße am Hang entlang verläuft.

Was wird aktuell gemacht?

Aktuell sind die Landschaftsbauer damit beschäftigt, die Einstiegsbereiche für die Rutschen mit Sandsteinen vom Badischen Hof zu errichten.

Seit einigen Tagen wird zudem die Schillerstraße im Bereich der als „Lehrerparkplätze“ bekannten Stellflächen entsiegelt. Dieser Straßenteil wird daher noch voraussichtlich bis Ende Mai voll gesperrt bleiben; statt Asphalt soll hier Großsteinpflaster mit Rasenfugen seinen Platz finden.

Außerdem läuft die Erdmodellierung der großen Mulde beim Georgenäum; dort entsteht zudem ein weiteres Schichtmauerwerk.

Was fehlt noch?

Was noch fehlt, sind nun etwa die genannten Rutschen, aber auch Blumenwiesen, Bepflanzungen mit artenreichen Sträuchern und Bäumen, die Entsiegelung weiterer Wege im oberen Parkbereich und der Bau eines letzten Weges ohne Treppen von der Schillerstraße nach oben, zählt Projektleiterin Gentzel auf.

Außerdem eine Art kleine Bühne oder „Theaterfläche“ in der Mulde (Naturtheater), weitere Möbel und Geländer bei den Treppen und Sensortechnik zur Messung von Klimawerten, die vom Jugendforschungszentrum hergestellt werde.

Totholzbeugen und Steinhaufen sollen Habitate für Tiere schaffen. Und nicht zuletzt sei vorgesehen, die kultur-historischen Bereichen, etwa Gedenksteine und den Literaturgarten, aufzubereiten.

Die Arbeiten würden aktuell im Zeitplan liegen. „Stand heute werden wir bis Ende des Jahres fertig sein“, meinte Gentzel.

Was sagt Berlin zum Projekt?

Was im Stadtgarten geschieht, könnte der Stadt nun übrigens auch unerwarteten Ruhm einbringen. Denn wie Oberbürgermeister Kling im Ausschuss erklärte, hätten Vertreter des Fördergeldgebers, des Bundes, das Vorhaben zum bundesweiten beispielgebenden Projekt erhoben.

„Den Berlinern, die da waren, hat das sehr gut gefallen“, meinte er. Calws Stadtgarten werde somit wohl künftig etwa in Prospekten landen – als gelungenes Projekt, das gerne Nachahmer finden darf.