Vor dem Wasserturm hält Günther Meinhold die aktuellen Ausgaben der Historischen Kalender in den Händen. Foto: Hauser

Vorgezogene Bescherung im Balinger Gemeinderat: Günther Meinhold überreichte seinen Ratskollegen und den Verwaltungsmitarbeitern seine Historischen Kalender von Balingen und Frommern 2022. Wieder einmal hatte er dafür seinen großen heimatgeschichtlichen Fundus durchforstet.

Balingen - Es ist bereits das dritte Mal, dass der Historische Kalender erscheint. Vom Frommerner Ortsvorsteher Stephan Reuß darum gebeten, machte sich 2019 Buchautor und Hobbyhistoriker Meinhold zusammen mit Buchautorin und Kunsthistorikerin Ingrid Helber daran, seine Sammlung historischer Ansichtskarten und viele hundert seit 1990 gesammelten Fotos aus der Zeit ab etwa 1890 unter die Lupe zu nehmen und für den ersten Historischen Kalender 2020, auf Frommern, Dürrwangen und Stockenhausen bezogen, asuzuwählen. 2021 zierten historische Bilder zu den Themen Wirtshausbesuche, Konfirmation, Hochzeit, Ernte und Krippenspiel den Frommerner Kalender. Außerdem wählten Meinhold und Helber zusätzlich Ansichtskarten für eine Balinger Ausgabe aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg aus.

"Stattlicher Männergesangverein"

Der Kalender für Frommern, Dürrwangen und Stockenhausen für das kommende Jahr ist wieder themenbezogen. Zu sehen sind unter anderem die Dürrwanger Konfirmanden aus dem Jahr 1927, der "stattliche Männergesangverein" Eintracht Dürrwangen, verschiedene alte Bauernhäuser und die Hochzeit eines Frommerner Handwerksmeister Mitte der 1920er-Jahre. Der Historische Kalender für Balingen zeigt Ansichtskarten unter anderem vom südlichen Teil der Friedrichstraße um 1910, eine Innenansicht der katholischen Stadtpfarrkirche im Jahr 1899, das Zollernschloss und Reiterhaus samt Stauwehr und Gerberhaus um 1920 sowie eine Mondschein-Lithographie des Zollernschlosses mit Boot und Schwänen auf der Eyach von 1901.

"Die Kalender gingen in den vergangenen Jahren weg wie warme Semmeln", freut sich Meinhold über den Erfolg der Aktionen. Umso mehr bedauert er, dass von den aktuellen Exemplaren kaum noch welche zu erhalten sind und es wohl kaum Nachschub geben wird – der Druckerei fehlt es vor allem an Papier.

Unstillbare Neugier

Für Meinhold sind diese negativen Begleiterscheinungen aber kein Grund, nicht schon an die Historischen Kalender der kommenden Jahre zu denken. "Ansichtskarten von Balingen gibt es ebenso genug wie allgemein-historische von Frommern", schmunzelt Meinhold. Und: Zu sehr ist er von der Sucht nach Historischem infiziert und von einer unstillbaren Neugier getrieben. Schon als Junge hat er beim Gang durch den Ort mitbekommen, wie Butter gemacht und gemostet wurde, wie der Schmied die Pferde beschlug. Sein Interesse für die Heimatgeschichte war geweckt. "Aus historischen Fakten lässt sich die Gegenwart erschließen", hält er fest, weshalb er immer wieder in zahlreichen Archiven die verschiedensten Urkunden und Schriftstücke studiert – auch wenn er schon mal Texte aus dem Lateinischen übersetzen muss.

Geschichte der Familie

Ein Ergebnis seiner Forschungen ist die Aufzeichnung der Geschichte seiner Familie. So hat er unter anderem erfahren, dass seine Vorfahren bereits um 1690 Besitzer der Oberen Mühle in Frommern waren, andere Anfang des 18. Jahrhunderts eine Bürgerinitiative gegen eine dritte Mühle in Frommern initiierten und spätere Generationen ein Elektrizitätswerk besaßen.

Ausfluss seiner historischen Arbeit sind Vorträge, geschichtliche Abhandlungen und, in Buchform, die Frommerner 1200-Jahr-Festschrift. Das hat ihn inzwischen so bekannt gemacht, dass er immer wieder angesprochen wird: "Du Günther, ich habe ein altes Bild, ich habe noch diese Geschichte, hast du Interesse?" Welche Frage?! So erweitert Meinhold ständig seinen Kenntnisstand, auch in dem Bemühen, "dass das historisches Wissen nicht verloren geht".