Als Pendler hat man es nicht leicht. Jeden Morgen stehe ich pünktlich in Freiburg am Bahnhof – und fast jeden Morgen fährt der Zug zu spät ein. In Lahr trete ich dann aus einem komplett überfüllten Waggon und japse nach Frischluft.
Zeit, sich etwas zu bewegen. Also schwinge ich mich auf den Drahtesel und fahre in Richtung Redaktion. Die Bewegung und die frische Luft helfen ungemein, den Kopf freizubekommen.
Doch nicht so an diesem Freitagmorgen vergangener Woche. Ich hatte schon den Schlüssel in der Hand und wollte mein Zweirad aufsperren – doch ich konnte es nicht finden. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich das Rad vor lauter abgestellter Räder am Bahnhof nicht sehe. Doch nach der vierten Umrundung der Ständer war mir klar: Mein Rad ist weg!
Der finanzielle Schaden des Diebstahls hält sich in Grenzen. Schon vor sechs Jahren prophezeite mir ein Händler, dass das Gefährt bald endgültig den Geist aufgeben werde. Doch es kam anders, schließlich hatte das Rad einen emotionalen Wert: Seit der siebten Klasse hatte es mich morgens in die Schule getragen, im Studium dann an die Uni und zuletzt eben in die Redaktion. Also wurde jedes Loch geflickt, alle Schäden vom Schrauber meines Vertrauens gefixt. Bis zu diesem Tag. Wenig verwunderlich, dass meine Stimmung an jenem Freitagmorgen gen Null tendierte.
Im Vorjahr wurden in Lahr laut Polizei 118 abgeschlossene Räder entwendet. Meines wird nun ein Teil der Statistik für das laufende Jahr. Werde ich mir nun angewöhnen, mit dem Bus vom Bahnhof in die Redaktion zu fahren? Oder auf das Auto setzen? Weit gefehlt! Die unbekannten Diebe – die ich in den vergangenen Tagen mit den unflätigsten Begriffen bedacht habe – werden mir meine Liebe zum Zweirad nicht nehmen. Denn wie einst schon die Prinzen sangen: „Nur Genießer fahren Fahrrad und sind immer schneller da.“